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82K Var«»f »«schloß »er <>Bfch»ß ekBlmmlz, -er B»s«m«Iung anzuralhe», 1) die Zustimmung z» der vom Stadttat h teschlossenen Gehalts erhöhung de« Herrn vr. Vogel und die Vertheilung der- selben auf die verschiedenen Anstalten, tngleichen die Belastung der gleichzeitigen Leitung der ersten und zweiten Bürgerschule und der Realschule in einer Hand abzulehnen, 2) mit 9 gegen 3 Stimmen, bei dem Rathe zu beantragen, Herrn vr. Vogel der Oberleitung der II. Bürmrschrüe zu entheben, demselben aber die Leitung der I. Bürgerschule und der Realschule zu belasten, — damit erledigte sich der Antrag, einen besonderen Direktor der Realschule anzustellen — 3) mit 9 gegen 3 Stimmen, die Erhöhung de- Gehalt- de- Herrn vr. Vogel auf 2000 Thlr. abzulehnen, Herrn vr. Vogel vielmehr nach Enthebung von der Oberleitung der II. Bürger schule den bisher bezogenen Gehalt fortzugewähren. Ani-ngfqd weiter den Beschluß de- Rath-, da- Schulgeld in der Realschule auf jährlich 36 Thlr. ru erhöhen, so hatte sich der Ausschuß einstimmig dagegen zu erklären, da es bei solchem Satze für nicht sehr bemittelte Aelterv fast unmöglich werde, für ihre Kinder den Unterricht ik der Realschule zu benutzen, ein so hoher Betrag auch sonst wohl kaum an einer Realschule gefordert werde. Der Ausschuß beschloß darauf einstimmig dem Collegium an- zuempfehlen, zu der Erhöhung de- Schulgelde- in der vom Rath vor geschlagenen Höhe Zustimmung abzulehnen, dagegen aber zu beantragen, daß da- Schulgeld in den beiden unteren Elasten auf 20 Thlr., in den beiden mittleren Elasten auf 25 Thlr., in den beiden höchsten Elasten auf 3V Thlr. jährlich be stimmt werde. Herr Ersatzmann Siegi-mund — heute einberufen — wünschte im Interesse unsere- Volksschulwesens Herrn vr. Vogel von der Arbeit der Oberleitung der Bürgerschule», wenn nicht ganz, doch wenigsten- teilweise entbunden zu sehen. Bei aller geistigen Kraft sei die Leitung zweier Bürgerschulen und der Real schule doch für einen Mann zu viel, ihm würde e-zweckmäßiger erscheinen, Herrn Direktor Vogel gl- Schulrath über da- ganze Dolk-schulwesen Leipzig- zu stellen. Jedenfalls sei der Beitritt zu den AuSschußvvrsch lägen da- Mindeste waS zu wünschen sei. Im Uebrigen frage er, wie eS um den Einschreibe-Gebühren fonds, der zum Theil zur Beschaffung der Bibliothek gehöre und schon vor Jahren an 500 Thlr. betragen, stehe? Der Herr Referent entgegnete, daß diese Frage auch im Aus schuß ventilirt worden und Gegenstand eine- baldigen Berichts sein werde. Deshalb bitte er von weiterer Verhandlung dieser Frage heute abzusehen. Der Antrag de- Ausschusses unter 1 wurde einstimmig, der unter 2 gegen 1 Stimme, der unter 3 gegen 3 Stimmen an genommen. DaS vom Rath postulirte Schulgeld für die Realschule wurde einstimmig abgelehnt, der dieSfallsige Vorschlag des Ausschusses einstimmig angenommen. VeffentUche Gerichtssitzung. Einm Raubanfall mitten in der Stadt, auf offener Straße und zu einer Zeit, wo überall noch rege- Leben und Verkehr herrscht, wer möchte den für möglich halten? Und doch fehlte nicht viel, daß wir vor Kurzem einen solchen erlebt, daß ein so verwegenes Verbrechen zur Ausführung gekommen wäre, wie di« unter Vorsitz de- Herrn AppellationSraiheS vr. Wilhelmt am 21. d. M. begonnene und am darauf folgenden Tage Nachmittags zu Ende geführte Hauptverhandlung un- lehrte. Am 4. Decbr. v. I. de- Vormittag- langte der Modelleur Theodor Wilhelm Herme- von Halle hier an und suchte al-bald einen frühem Bekannten, den Schuhmacher F. in Reuschönefeld auf. Beide hatten sich vor ungefähr 6 Jahren in Halle kennen gelernt, namentlich hatte F. Licht- und Wachsbilder, mit deren Anfertigung Herme- sich beschäftigt, für letztem colportirt und e- war diese Geschäftsverbindung auch später noch fortgesetzt worden, nachdem F. sich von Halle nach Neuschönefeld gewendet hatte, namentlich hatte letzterer noch in der vorletzten Neujahrsmesse von Herme- Bilder zum Vertrieb erhalten. Seit dieser Zeit bi- zu jenem Tage hatten sich Beide jedoch nicht wieder gesehen. Herme hielt sich an jenem Tage mit kurzer Unterbrechung in der Wohnung F-. auf, erhielt auf seinen Wurtsch auch Nachtqumtier daselbst, nahm am darauf folgenden Tag zum größten Theil seinen Aufenthalt wiederum in de- K. Wohnung und kehrte auch am dritten Tage, nachdem F. e- abgelehnt, ihm die vorhergehend« Nacht abermals Nachtquartier zu gestatten, in dessen Wohnung zurück. Ueber den Zweck seine- Besuch- und langem Aufenthalte- ließ Herme- sich an den beiden ersten Tatzen nicht näher au-, sondern sprach nur davon, daß er ein Geschäft vorhabe, wobei viel Geld zu verdienen sei und erklärte, al- er am zweiten Lage F. wiederhaft tzrlngend aufforderte, «ft chm zu Gehen, dieser aber ohne nähere A-Bklärung über da- beabsichtigte Vwchaden dte- abtchnte, daß er unterwegs da- Nähere erfahren solle. ^ > Am dritten Lage endlich offenbarte sich Herme- F. und rückte mit seinem Vorhaben heraus. Er -rzählte F., daß er gksonnen sei, auf der Post ein schöne- Geschäft zu machen; er habe den Plan gefaßt, einm da- Au-tragen von Geldpacketen besorgenden Briefträger abzupassen und ihm da- au-zutragende Geld abzu nehmen. Von der Retirade im Hofe de- PostgebäudeS aus könne man die gegenüberliegende GeldpacketauSgabe unbemerkt übersehen, indem sich ein Loch in der Retirade befinde; er wolle daher einem Briefträger, der Geld au-trage, auflauern, ihm nach gehen, zum Verwand «in Eouvett übe«chche qnch llch Gespräch mit ihm arcknüpfek, bübel aber ihm einen Stöß äüf den Bauch versetzen und sodann das Geld abnehmen. Einer in Halle, so erzählte er F. weiter, der ein Gleiche- gethan, habe ihm diesen Rath ertheilt, und wenn da- Vorhaben hier glüchr, so werde er dasselbe in Stettin und Magdeburg versuchen, wo er ebenfalls bekannt sei. Er ersuchte F, Ihm behülflich zu sein und ihn für den Fall, daß Jemand dazu käme, zu decken und zu schützen. — Ohne eine bestimmte Summt al- Belohnung zu versprechen, stellte er doch bedeutenden GewiW, in Au-sicht und malte F. vor, daß er auf einmal 300 bi- 400 Thlr. verdienen und dann sein wenig lohnende- Handwerk bei Seite legen könne. Durch die ablehnende Erklärung F.'S, auf den Plan einzugehen und ihm bei der Ausführung die gewünschte Unterstützung zu gewähren, ließ Herme- sich von feinem Vorhabm nicht abbriNgM,' erklärte vielmehr, daß, wenn K. ihm dabei nicht behülflich sein wolle, er solches allein zur Ausführung bringen müsse, da er viel Geld brauche. . In der Befürchtung, daß er selbst sich großer Gefahr auSsetze, auch wenn Herme- sein Vorhabm allein ins Werk setzen sollte, beschloß daher F., nachdem er sich zuvor mit seiner Ehefrau be- rathen und von dieser aufgefordert worden war, die Sache unver züglich zur Anzeige zu bringen, widrigenfalls sie es selbst thun wurde, der hiesigen Polizei den Vorgang zu melden, verfügte sich auch alsbald unter dem Vorwände, Arbeit auszutragen, auf das Polizeiamt und meldete die ihm von Herme- gemachte Mittheilung. Al- er jedoch in Begleitung zweier Polizetdiener in seine Woh nung zurückkehrte, harte Herme- sich entfernt und war auch an den Orten, wo er gesucht wurde, nicht zu treffen. In der Über zeugung, daß derselbe fest auf seinem Plane bestehe und daß er gewiß zu dessen Ausführung verschreiten werde, verfügte sich F. darauf um 5 Uhr des Nachmittags in den Hof des Postgcbäudes, traf hier auch Hermes, der eben aus der Retirade heraustrat und erhielt über sein lange- Ausbleiben Vorwürfe. Hermes, jedenfalls in der Meinung, daß F. doch noch auf das Vorhaben eingehen wolle, bemerkte, es seien die schönsten Gelegenheiten schon ver paßt, es feien schon viele (d. h. Briefträger) fort, doch wäre vielleicht nsch etwas zu machen, lief deshalb auch nach der Geld paketausgabe hin, um nachzusehen, und forderte F. wiederholt zur Unterstützung auf. Al- beide dann auS dem Posthof nach der Poststraße heraustraten, lief Herme- zwei jungen, ebenfalls an der Post kommenden Menschen nach, kehrte jedoch mit der Meldung zurück, daß bei denen Nichts zu machen sei, sie hätten keine Geldpackete. Währenddem hatte aber F. Gelegenheit gefunden, durch einen Knaben die Polizei zu benachrichtigen und durch herbeigeeilte Polizeidiener erfolgte die Verhaftung de- Herme-. An der Nicolai straße suchte derselbe zwar den Polizeidienern sich durch die Flucht zu entziehen, wurde jedoch emgeholt und wiedererlangt. Die- der Sachverhalt, wie er sich, mit Ausnahme der polizeilichen Ver fügungen, allein nach der beschworenen Aussage des F. darstellte. Ganz anders hatte sich aber die Sache verhalten, wenn man die selbe den Angeklagten Hermes erzählen hörte. Nicht von ihm sollte der Plan zum Raubanfall auSgegangen sein, umgekehrt war eS F. gewesen, der ihn zu einem solchen verbrecherischen Vorhaben zu verleiten gesucht habe. Der Zweck seiner Hierherkunft, behauptete Herme-, sei zunächst gewesen, ein Schuld von 11 Thlr. 15 Ngr. von F. emzurreiben, er habe ihn auch al-bald nach seiner Ankunft gemahnt und Zusicherung der Zahlung von F. erhalten, wenn derselbe von verschiedenen Kunden Gelder eincassirt haben würde. Außer der beabsichtigten Beitreibung diese-, so wie einiger anderer Außenstände von früheren Halle'schen Studenten habe ihn ferner der beabsichtigte Einkauf von Lichtbildern hierher geführt; nebenbei habe er aber endlich auch F. §in Heirath-project in Vorschlag gebracht und demselben dabei 100 Thlr. Verdienst in Aussicht ge stellt. WaS seine Anwesenheit im Postgedäude anlange, so habe er Nachfragen wollen, ob nicht etwa ein Brief an- Halle xo»t« rvstantv an ihn angekommen sei, außerdem aber habe er auch, der Verabredung gemäß, mit Freiberg hier zusammen wollen, für den Fall, daß er ihn einer Rücksprache wegen an dem andern be stimmten Orte nicht getroffen haben würde. Die Anschuldigung F-. wider ihn fei nicht- als da- Werk der Rache. Schon früher habe derselbe in einem Briefe an seine Geliebte gedroht, ihm ein- auf den Kopf zu versehen oder in einen Abgrund zu stürzen, habe