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3482 lisodenäork" in de« Centtalblatt, daß er die -rundlichsten Stu dien in dieser Beziehung bis in die neueste Seit fortgesetzt hat. Sein Hauptwerk, welche- er leider dem Druck nicht mehr hat übergeben können, ist eine Grammatik der Septuaginta. Zn der zweiten Beziehung sind zu erwähnen: „vomwentatio äs IdsmistoeUs k1ut»roirsi loeis yuibusäLw. 1858", und: OowwsutLlio äs ^ristiäis klutarelrei loei» HuibusäLm. Lüps. 1860", Schriften, welchen von competent-n Richtern glän zende Urtheile zu Theil geworden sind. Als Lehrer verarbeitete er eines TheilS durch gewissenhafte Vorbereitung das Lehrmaterial in sich zur durchsichtigsten Klarheit, entwickelte das LernenSwerthe mit logischer Schärfe und klarem Ausdruck und drang mit Nachdruck auf die Aufnahme deS Mit- getheilten, während er andern TheilS in Bezug auf die sittliche und Charakterbildung seinen Schülern ein lebendiges Beispiel eines Mannes war, wie der Jüngling einer werden soll. Insbesondere aber drang er als Religionslehrer mit klarem Geiste auf die sitt liche Aufgabe des Christenthum-, wirkte fern von allem Phrasen werke und überraschenden Formeln für ein einfache- praktisch- christliche- Leben, gab selbst da- ehrwürdige Beispiel eine- leiden schaftslosen, sittlich reinen, unbefleckten Charakter- und Leben-, betrachtete und übte die Pflicht nicht als eine Last, sondern als Auftrag und Geschenk des Höchsten, erwarb und übte die Tugen den der Bescheidenheit, Menschenliebe, Pflichttreue und Genügsam keit, Friedfertigkeit und Versöhnlichkeit, Nachsicht und Geduld nicht durch mühsamen und vor der Welt aufgeführten Kampf, sondern betrachtete und offenbarte sie anspruchslos als die natürlichen Eigenschaften eine- sittlich gebildeten Menschen. Der Geist, in dem er wirkte, war der Geist evangelischer Milde. Daß er der Pflichten seines letzten Amte-, de- Rektorat-, sich bewußt und denselben vollkommen gewachsen war, bezeugt schon seine kurze Amtsführung. Der Grundzug seine- Verhaltens als College war die Huma nität, welche aus einem wohlwollenden Herzen und auS einem gebildeten Geiste entspringt und die Wirkung desselben war rück- haltslose- Verhalten, ungeheuchelte Hochachtung und treue liebe volle Ergebenheit. In dem Kreise von Freunden endlich und ln der Familie überließ er sich trotz seines ernsten, mehr feierlichen Wesens gern den Eingebungen seine- warmen Herzen- und seine- regen Geiste-. Er war in beiden Beziehungen unermüdet in der Liebe, fest in der Treue, hingebend in der Theilnahme, stets mit Rath und Thal zur Hand. So wird da- Andenken an unfern LipsiuS, welchem die Liebe und die Verehrung aller seiner College», Schüler und Freunde in das Grab gefolgt sind, in den Annalen der Thomasschule un vergeßlich bleiben, üavs pi» »uiu»»! Stadttheater. Die dritte und letzte Gastrolle de- Herrn Brunner vom Frankfurter Stadttheater war der Gennaro in „Lucrezia Bor gia", welche Oper am 11. Juli nach längerer Ruhe neu einstu- dirt gegeben ward. Wir haben bereits ausführlich über Herrn Brunner- Art und Weise zu singen berichtet und dürfen auch von dieser Leistung de- Gastes mit besonderer Anerkennung sprechen, da dessen namhafte Vorzüge in der für den Gesang so sehr gün stigen italienischen Musik nicht minder zur Geltung kamen, al bet den von Herrn Brunner zuerst vorgeführten Partien. Be sonder- hervorzuheben ist eS, daß der Sänger nicht allein die zahl reichen Glanzmomente der Partie in schönem musikalischen und verständnißvollen Vortrag wiedergab, vielmehr auch auf die minder hervortretenden Stellen, wie die Recitative, die kleineren Ensemble- rc., große Sorgfalt verwendet hatte und somit die Partie als ein wohl abgerundetes Ganze zur Darstellung brachte. Da- dem Verneh men nach bereit- abgeschlossene Engagement diese- viel verwend baren tüchtigen Sänger- ist jedenfalls als ein sehr schätzbarer Gewinn für unsere Oper zu betrachten. — Die Leistung de- Gaste- konnte in einem besonder- vortheilhaften Lichte erscheinen, da auch die übrigen großen Partien der Oper nicht minder gut vertreten waren. Die Lucrezia der Frau Bertram war bei musikalischer Correct- heit eine Leistung voll Energie und Feuer, dabei auch an den be treffenden Stellen zarterer Empfindung nicht entbehrend. Ein sehr verständnißvolleS, selbst im Einzelnen gut nuancirtes Spiel war wohl geeignet, den Eindruck de- musikalischen Vortrag- zu fördern. Auch diesmal erreichte Herr Bertram als Herzog Al- fonso durch richtige Anwendung seiner schönen Mittel und Ver- ständniß im Gesang und Spiel eine nachhaltige Wirkung. Als die hervorragendsten Glanzpunkte der Aufführung erschienen un« bet dieser Besetzung da- als Musikstück besonder- werthvolle Terzett im zweiten Acte und die Schlußscene der Oper. — Die reizende Altpartie de- Orsino gab Fräul. Karg in eben so anzuerkennender Ausführung de« musikalischen Theil-, wie in sehr hübschem ge wandtem Spiel. — Bei dieser Vorstellung der Oper ward da hier und bei allen deutschen Bühnen in der Regel gestrichene Duett zwischen Orsino und Gennaro zu Anfang de« dritten ActS mlt gegeben. Beide Gänger errangen sich auch mit dieser, übrigen- minder bedeutenden Nummer einen schönen äußeren Erfolg. Sehr danken-werth ist e-, daß da- Gastspiel der Frau Kierschner, da- anfänglich auf sechs Vorstellungen festgesetzt war, noch auf weitere drei Theaterabende ausgedehnt worden ist. Bei der siebenten Vorstellung der gefeierten Gastin kam ein für hier neue- Lustspiel von G von Moser: „Eine Frau, die in Pari- war", zur Aufführung. Der Verfasser hat im Genre de- leicht gehaltenen Lustspiel- bereit- manche- sehr Hübsche ge liefert; weniger hat un- jedoch diese- neue Werk gefallen. ES ist dasselbe sehr auf die Spitze gestellt, hat einen starken Anstrich französischer Leichtfertigkeit und enthält Situationen, die man in einer gewissen Beziehung nicht anders als sehr gewagt nennen kann. Dabei erschien uns da- Lustspiel, namentlich im dritten Act, zu weit au-gesponnen. Stücke dieser Art können nur durch eine sehr feine, alles Zuviel vermeidende Darstellung dem Publi cum eine- größeren Theater- annehmbar gemacht werden. Eine solche fand e« hier, und namentlich war es das pikante Spiel der Frau Kierschner, dessen Leichtigkeit und Feinheit über die be denklichen Punkte, soweit al« da- überhaupt möglich, hinweghalfen. Das ältere Lustspiel „Mir an doll na", das den Theaterabend eröffnet-, gehört derselben Richtung an, wmn es auch feiner ge sponnen ist und sein Verfasser nicht so geradezu mit der Thür in- Haus fällt, wie G. von Moser. Auch diese- Stück ist nur bei so äußerst di-creter und eleganter Ausführung der Rollen der Mirandolina und de- Reisenden mit anzusehen, wie sie Frau Kierschner und Herr Czaschke gaben. Die Mirandolina der Gastin hatte für uns da- Interesse einer Virtuosen-Leistung; die feine Coquetterie und der neckische Humor in der Darstellung waren reizend und verfehlten eine bedeutende Wirkung nicht. — Sehr gewandt und dem Wesen der Figur entsprechend gab Herr C. Kühn den Oberkellner. Herr Lück wußte al- Reitknecht durch sein drastische- Spiel diese Nebenfigur soweit da- thunlich in den Vordergrund zu stellen und in einzelnen Momenten all gemeine Heiterkeit zu erregen. F. Gleich. Leipziger üunstveretn. In dieser Woche sind eine größere Anzahl neu erschienener Photographien au- dem Institut de- Hofphotographen Al bert ln München zur Ausstellung gekommen. Zunächst zwei Blätter größten Formats nach OriginalcartonS von W. v. Kaul- bach in München: „Wie Siegfried den Nibelungenhort gewann" und „ Wittekinds Bekehrung zum Christenthum durch Karl den Großen." Erster-- existirt nur als Federzeichnung, nach letzterem ist das stereochromische Wandgemälde im Kuppelsaal des neuen Museum- zu Berlin ausgeführt. Ferner drei Blatt nach den großen Thäter'schen Kupfer stichen von M. v. Schwind- reizendem BildercycluS „Aschen brödel", einer durch reiche Arabesken auf drei Wandflächen ver bunden dargestellten Verschmelzung diese- Mährchens mit der poetisch verwandten Mythe von „ Amor und Psyche" und dem Mährchen von „Dornröschen"; — endlich der Anfang (40 Bl) eine- photographischen Album- der Münchener Gemälde sammlungen (alte und neue Pinakothek unb Gallerie weib licher Schönheiten) und des König-Ludwig-Album-, nach den erschienenen Stichen und Lithographien ausgeführt. Unentgeltliche Sehenswürdigkeiten. Es giebt wohl kaum eine Familie in Leipzig, die nicht einmal ihren Weg durch den Gasthof zu den drei Linden in Lindenau genommen hätte, um daselbst die Prachtexemplare der verschieden artigen Thiere, die der Besitzer desselben, Herr Jahn osu., man möchte fast sagen, nicht sowohl zu seinem, al« zu de- PublicumS Dergnügen daselbst hält, in Augenschein zu nehmen. Wir machen diejenigen, die dieselben gesehen haben, darauf aufmerksam, daß vom Sonntag an einige Neuheiten zu schauen sein werden. — Der bi- jetzt vorhanden gewesene eine Storch hat noch zwei College» bekommen; in einem großen Gebauer im Gärtchen vor dem Herrenhause werden sich im Parterre desselben zwei schöne Raubvögel, in der ersten Etage ein weißer und ein junger brau ner Fasan zeigen. Bezüglich der Gänse wollen wir auf die braune französische Trompetergan« und auf die weißen Gänse mit heradhängenden Lockenfedern aufmerksam machen In Aussicht stehen schwarze Störche! -j- Verschiedenes Im laufenden Semester zählt an Gtudirenden: Wien 2250, Berlin 1542, München 12 >0, Leipzig 887, BreSlau 850, Bonn 836, Göttingen 751, Halle 720, Tübingen 719, Würz burg 651, Heidelberg 588, Erlangen 483. Jena 454, Königs berg 419, Gießen 335, Freidurg 318, Greif-walde 293, Mar burg 254, Kiel 178.