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3528 d,S Franz von Thurn gab Herr Schwing (als Gast) recht brav wieder. Ein Sänger von bedeutendem und wohlbegründetem Ruf, der auch bei un- von seinem längeren Gastspiel vor etwa sieben Jah ren her noch in gutem Andenken steht, Herr Reer vom Hof- tkeater zu Coburg, eröffnete am 15. d. M. mit der Partie des Masaniellv in »Die Stumme von Porti ci* einen Cyclus von Gastvorstellungen. Herr Reer gehört zu den Sängern, denen e^Ernst um ihre Kunst ist, die daher den Erfolg weniger mit augenblicklich blendenden Aeußerlichkeiten, als vielmehr mit Hülfe einer tüchtigen Gesangsbildung anftreben. Sein GesangS- vortrag ist stet- correct und überhaupt im Technischen höheren Anforderungen entsprechend, dabei geschmackvoll, voa gutem Der- ständniß des Gegenstandes und von Wärme der Empfindung getragen. Seine Stimmmittel — ein gleichmäßig gebildeter Tenor von schöner, mehr zarter Klangfärbung — weiß er für große Heldenpartien gehörig einzutheilen. Es ist kein geringer Vorzug dieses Sängers, daß er seinem Organ zu Gunsten eines augen blicklichen Effect- niemals übermäßige Anstrengungen zumuthet. Sein Masaniellv ist eine wohlabgerundete, bis inS Detail fein nuancirte und sich gut steigernde Leistung, die durch ein sicheres maßvolle- Spiel gehoben wird. AlS besonder- hervortretende Momente derselben sind da- Duett im zweiten, die Cavatlne im vierten und die großen Scenen im fünften Acte zu nennen. Den Pietro sang diesmal Herr Bertram. Wir können der Leistung de- geschätzten Sängers in dieser schönen Partie, die wir überhaupt lieber von einem Bariton als von einem Baß hören, sehr anerkennend gedenken, da Herr Bertram nicht allein in den beiden dankbarsten GesangSnummern, in dem Duett mit Masaniellv und in der Barcarole de- fünften ActS, sich rühmlich auSzeichnete, sondern auch bei allen seinen anderen Scenen im Gesang wie im Spiel der Aufgabe gerecht ward. Im Uebrigen hatte sich nichts in der Besetzung der unlängst erst vorgeführten Oper geändert und wir erwähnen deshalb nur noch, daß Frau Bertram mit Durchführung der großen Arie diesmal noch mehr erreichte, al- bet ihrem ersten Auftreten in der Partie der Elvira. F. Gleich. GeffentUche Gerichtssitzung. Karl August Seidel, au- Sellerhausen gebürtig und 19 Jahre alt, welcher in der am 16. d. M. unter Vorsitz de- Herrn . Gerichtsrath Wichmann abgehaltenen Hauptverhandlung als An geklagter erschien, hatte als Schriftsetzer gelernt und später den Laufburschen gemacht; in der letzten Zeit war er ohne Dienst und Erwerb. Um sich Geld zu verschaffen, fälschte er am 28. Juni d. I. unter dem Namen seine- früheren Principals, eine- hiesigen Kaufmann-, einen Zettel, worin letzterer einen Geschäftsfreund auf kurze Zeit um ein Darlehen von 200 ersuchte, producirte diesen Zettel bei jenem Geschäftsfreunde und erhielt auch darauf hin, da man ihn von früher her als Laufburschen jenes Kaufmanns kannte und von ihm auf ausdrückliche Frage die Versicherung erhielt, daß er dies auch noch jetzt sei, die gewünschten 200 zur Ablieferung an seinen Principal hingezählt. Bei nochmaliger genauerer Besichtigung de- Zettel- fand man jedoch, daß daS Datum darauf fehlte, man beanstandete deshalb die Aushändigung de- Gelbe- an Seidel und schickte einen Markthelfer mit, damit dieser da- Geld an Seidel- Principal abliefern sollte. Die- machte natürlich einen Strich durch Seidel- Rechnung; da- Gelingen seine- verbrecherischen Unternehmen- scheiterte an der rechtzeitigen Vorsicht besten, gegen welchen dasselbe gerichtet war. Unterwegs wußte Seidel unter dem Vorgeben, daß er noch einen Weg auf die Post zu machen habe, seinem Begleiter sich zu entziehen und als dieser da- Geld an jenen Kaufmann ab liefern wollte, stellte sich alsbald heraus, daß e- von Seidel auf einen groben Betrug abgesehen gewesen war. Seidel war längst nicht mehr Laufbursche bei jenem Kaufmann; schon während seine- Dienste- bei letzterem hatte er in ähnlicher Weife wie jetzt auf dm Namen desselben betrügerischerweise bei einem Geschäfts freunde die Summe von 300 «j- ausgenommen und nur seinem jugendlichen Alter hatte er e- zu verdanken, daß sein damalige- Vergehen bloS mit 1 Jahr Gefängniß geahndet wurde; später batte er auch wegen Entfremdung eine 9 wöchentliche Gefängniß- strafe verbüßt. Unter Berücksichtigung de- Rückfall- wurde Seidel zu 2 Jahren Auchthau- verurtheilt. Al- Vertreter der königl. Staatsanwaltschaft fungirte Herr StaatSanwalt Barth, die Vertheidigung führte Herr Adv. Kleinschmidt. Verschiedenes Die Siebenschläfer. An den 27. Juni, den Tag der Siebenschläfer, knüpft sich bekanntlich der Aberglaube, daß, wenn e- an diesem Tage regnet, e- sieben Wochen fortregne. Die An hänger diese- Glaubens stützen sich darauf, daß die- einige Male wirklich eingetroffen ist; allein sie hätten bei einiger Aufmerksam keit auch Gelegenheit gehabt zu sehen, daß e- am 27. Juni regnete und doch der Regen nicht sieben Wochen dauerte, oder daß e- am 27. Juni nicht regnete und doch in manchen Jahren dann mehrere, wmn auch nicht gerade sieben Wochen Regen folgte. Der Zu sammenhang dieser Witterungserscheinungen ist also niemals in dem 27. Juni oder den Siebenschläfern zu suchen, sondern viel mehr darin, ob in früherer Zeit, also vor Johannis e- viel oder wenig oder gar nicht geregnet hat. Hat daher vor Johanni- der Regm gefehlt, dann kommt er oft in größerer Menge nach Jo hannis und leider oft zu spät für die Feldfrüchte, für welche er vor Johanni- viel nothwendigrr und wohlthätiger gewesen sein würde. Hoffentlich aber schlägt diese- Jahr diesen Aberglauben gänzlich todt; dmn obgleich e- am 27. Juni tüchtig regnete und sich an diesem Tage die Abergläubischen viele Sorge um die sieben Wochen Regen machten, so war ihre Sorge doch ganz unnöthig, ihr Aberglaube jedoch sehr lebendig. Zwar hat e- von jenem Tage an täglich etwa- geregnet, dabei aber nicht an Sonnenschein gefehlt; der 11., 12. u. 13. Juli rc. aber waren Tage ohne allen Regen und haben diesen Aberglauben glänzend zu Schanden gemacht. Fast also möchte man glauben, daß Diejenigen, welche dem Aberglauben huldigen, daß e- sieben Wochen regne, wenn eS an dem Tage der Siebenschläfer regnet, also diese Naturerscheinung mit diesem Tage in Verbindung bringen, wie jene Siebenschläfer 200 Jahre ge schlafen haben und noch nicht erwacht, d. h. noch nicht zur Er- kenntniß gekommen sind. Tageskalender. Stadt-Theater. 61. AbonnementS-Vorstellung. Theatralischer Unsinn. Posse in vier Vorstellungen mit Gesang und Tanz nebst Vor spiel, Nachspiel und Zwischenacten von Morländer. Musik vom Capellmeister Eduard Stolz. Personen de« Vorspiels und der Zwischenspiele: Herr Stürmer Herr von Fielitz. Herr Ezuschke. Herr Gilt. Herr Treptau. Herr Heß. Fräul. Heller. Fräul. Huth. Herr Bachmann. Herr Schmidt. Fräul. Karg. lHerr Lück. Herr Kühn-. lHerr C. Kühn. lKrau Bachmann. Herr Kühn. Kugler, Hausherr in der Stadt Gregor, sein Sohn Blasel, ein Eapitalist Helm. Eommissär Eppstein, ein alter Herr Stern, sein Begleiter .... Laura, eine junge Dame .... Therese, ihr Stubenmädchen Radlinger, Wirth zum blauen Bock, in Stauben- dors ».»«».. Florian, Kellner Omelette. Zimmerkellnerin .... A.^kopk.' j Mitglieder einer ^ st , ' > ambulanten Schauspieler- «-"«lch's- Ein Kutscher Gerichtsdiener. Wächter. Hausknechte. Erste Vorstellung: Die Ginstüffe von Mistlichkeiten ans eine durch Unglück zerstreute Familie. Modernes moralische- Drama. Personen: Graf Giraldini I Langenschopf, ein alter Soldat . Tremolo. Ziegenhirt .... Rosalinde, Ziegenhirtin .... Giraldini II Zweite Vorstellung: Oper» «eri», Ackusie» ckel ückaevlro 8piv»t!. psrsooen: Nasw OargouillaÜL Oadriol» . Herr Gregor. Herr Friesenmüller. Herr Krautkopf. Fräul. Omelette. Herr Lilienstengel. 6twr äer Xriexer . . . . - Lixnor Orsßario. - - - - . Ligvor Lrautkopüin. Lixra. Omelettia». l Ligvor kriesenmüllsrio. )8ixrL. Ko8enlrQo»pe1ill». Dritte Vorstellung: Trauerspiel in Versen von einem unbekannten Dichter. Personen: Caracalla römischer Kaiser . Geta, sein Bruder . . Macrin, Prätor Livia, seine Tochter, Geta'S Geliebte . Ei» römischer Soldat .... Vierte Vorstellung: Die arkadischen Schäfer. Ländliche- mythologische« Divertissement, theilS getanzt, theils pantomimisch. Personen: jHerr Krautkopf. Lilienstengel. Myrtil, ein anderer Schäfer . Herr Gregor. Calista, Nymphe * * Eupido » Anfang halb 7 Uhr. — Ende nach halb V Uhr. Herr Gregor. Herr Krautkopf. Herr Friesenmüller. Fräul. Omelette. Herr Lilienstengel. * U!m7n.! n