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aymnasiu«, welche- 1846 dessen 200jährlg« Geburt-tag festlich begangen hatte, den 200jährigen Valedicttonstag ebensowenig, als die Universität den JnscriptionStag kennt, konnte daher da- An denken an den Abgang de- berühmtesten seiner Zöglinge mit keinem andern epochemachenden Tage seines Lebens auS jenem Jahre, als mit dem Geburtstage, welcher durch die Kirchenbücher der Nicolai kirche, in der er getauft wurde, conftatirt ist, verbinden. Und eben dieses Gymnasium, das alljährlich sonst ein Sommerschulfeft mit einem Redeact und Vertheilung von Bücherprämt« nach vor gängiger Arbeitscertation begeht, verlegte dasselbe auf den 1. Juli, welchen zu Ehren von Leibniz auch die hiesige Gesellschaft der Wissenschaften jährlich feiert, um ihrer Freude und ihrer Pietät Form und Ausdruck zu geben und den Fleiß des Koryphäen den Schülern mit allen berechtigte« Attributen, deren er sich schon als Schüler erfreuen durfte, bei so feierlicher Gelegenheit vorzustellen. Der Rector Professor v. Nobbe lud mit einem Programm zu dem von ihm veranstalteten Redeact ein. Jenes aber begreift außer det» Jahresbericht von Ostern 1860—6 i eine am 12. Dec. de- vorigen Jahre- zur Feier deS königl. Geburtstage- von dem Adjunct v. Hultgren gehaltene Festrede über Dante's Charakter. Zur Erhöhung der Festfreude trugen außer der Deklamation der, Gedichte durch die Schüler und der Vertheilung von Bücher prämien durch den Rector eine Rede de- Letztem über die Beharr lichkeit des Gefeierten in Verfolgung seiner Studien und Lebens zwecke von Jugend auf, so wie mehrere von dem Gesangchor vor getragene Lieder bei. — Der Schülercötus zählt jetzt 183 Zöglinge. Städtisches. Daß nach einer Bekanntmachung des StadtrathS vom 17. Fe bruar 1858, vom 1. Juli d. I. ab zur Trotts irleaung nur noch Besitzern von Grundstücken in den äußeren Vorstädten ein Zuschuß auS der Stadtcasse gewährt werden soll, wurde im Tage blatt vor Kurzem schon in Erinnerung gebracht. Ungleich wichtiger aber ist die in der angez. Bekanntmachung enthaltene Hindeutung auf eine Awangspflicht, die denjenigen Grundstücksbesitzern ln ber Stadt und den inneren Vorstädten auferlegt werden soll, die bis zu der angedeuteten Frist vor ihren dortigen Grundstücken Trottoirs anzulegen unterlassen haben. ES wäre daher jetzt wohl an der Zeit, sich mit der Erörterung der Frage zu beschäftigen, ob denn im vorliegenden Falle ein solches Zwangsverfahren wirklich ausführbar sei oder nicht; doch mag es vor der Hand genügen, zur Beruhigung etwaniger dabei betheiligter ängstlicher Äemülher zu bemerken, daß der Zeitpunkt wohl einer sehr fernen Zukunft angehören dürfte, wo Besitzer von Grundstücken in den erwähnten Stadttheilen zur Trottoirlegung auf Grund und Boden der Stadtgemeinde, zu dessen Instand haltung dieselbe bisher niemand als sich selbst verpflichtet hielt, gezwungen werden. Jedenfalls wird eS auch inzwischen den Vertretern der Stadt gemeinde nicht an Veranlassung fehlen, die Frage nochmals in reifliche Erwägung zu ziehen, ob es nicht im Interesse de- öffent lichen Verkehrs und somit der Stadtgemeinde selbst fei, von einer Beschränkung der Beihülfe zu den Kosten der Trottoirlegung auf gewisse Zeit und auf gewisse Stadttheile gänzlich abzusehen und eS dadurch den Grundstücksbesitzern zu erleichtern, der Stadt- gemelnde durch Anlegung von Trottoirs ein freiwillige- Opfer zu bringen. Eine Anzahl Männer, Bewohner Leipzig- und der Umgegend, nehmen Veranlassung dem Verfasser deS Artikels „vr. Heine'- Anlagen" in Nr. 175 de- Tageblattes ihren besten Dank au-zu- sprechen. Die Resultate einer rastlosen Thätigkeit von etwa zwan zig Jahren, die ein einziger Mann erzielte, sind bewunderns würdig und der gesunde Sinn unserer Mitbürger hat längst ent, schieden, daß dieses Geschaffene Großes zu nennen ist. — Wir halten es indessen für sehr wünschenswerth, daß in so klarer und würdiger Weise die Pläne auSeinandergeseht werden und sehm mit lebendigstem Interesse weitern Aufsätzen entgegen. Die öffent liche Meinung scheint — wir sprechen eS mit Freuden auS — in mächtigem Drange sich den Verdiensten des Herrn vr. Heine zuzuneigen und zwar um so allgemeiner, je bekannter eS wird, wie höchst einfach diese Pläne und welcher Nutzen für unser Leipzig in der Ausführung derselben liegt. In den unS weiterhin versprochenen Aufsätzen werden wir wohl, wenn auch nur an nähernd, Mittheilung erhalten, welche Summen wohl dermalen die Werthe eigentlich vertreten, die durch Herrn vr. Heine ge schaffen wurden, wie viel Hunderte von Arbeitern fortwährend und namentlich auch in den brodlosen Jahren 48 und 49 ihren Unter halt durch ihn seit Beginn der 40er Jahre haben. Man würde sich dann am sichersten darüber klar werdm, daß es ebenso lächer lich wie kleinlich ist, einem Industriellen Vorwurf deshalb zu machen, daß er Biele- anfange, ohne es alsbald auszuführen, wenn es sich darum handelt als Privatmann mit Gummen zu operiren, deren Ersatz und Verzinsung erst ermöglicht ist, wenn eben jene rastlose Thätigßeit neue Werthe schuf, welche tzNB Re sultat eine- feit Jlchreu verfolg«» »ohlßberlqßen Plano- sind. Und dazu kömmt nach der nüht M unterschätzende Umstand, daß Herr vr. Heine die neuen und nothwondi- geworden« Akquisitio nen nicht erwerben kann, wenn e- mit den übrigen Cassenver- hältnissen gerade zn vereinigen ist, sondern eS muß geschehen, ehe die nächsten Pläne bekannt geworden sind, weil, wenn die neuen Werthe erst geahnt werden, natürlich auch die Erwerbung derselben kaum auszufiihren ist. So ist ein Zusammenfluß zweckwidriger Umstände, der in der Sache selbst liegt, wahrlich nicht geeignet den Weg der GeschäftSthätigkeit des Herrn vr. Heine zu einem geebneten und erquicklichen zu machen. Und nunmehr, nach dem viele Andere dermalen im Genüsse von Werthen sich befinden, die er begründete, nachdem Hunderte von Mensche» flft einer län geren Reihe von Jahren ihr Brod durch ihn haben, werden wohl seine materiellen Vortheile, so ungewöhnlich dieselben auch sein mögen, sich mit den Nachtheilen die Waage Haft«. Aber waS Herr vr. Heine errungen, das ist die Anerkennung von Seiten derjenigen seiner Mitbürger, welche mit vorurtheilSfreie« und »icht durch Neid und Mißgunst getrübtem Blick dem Wirken desselben folgten, die Dankbarkeit vieler Familien, denen er zu Wohlstand verhakf oder deren Existenz durch ihn gesichert wurde und die ach tungsvolle Ergebenheit dnor, die gleichgesinnt mit denjenigen, welche hier ihren Ansicht»» Ausdruck verliehen haben. In seinem und der Uebrigen Namen V. Die alte Waage. AuS einer Mittheilung im Tageblatte vom 12. Juli, welche die Aufstellung de- neuvergoldeten und reparirten Knopfes auf der im RestaurationSbau begriffenen alten Waage bespricht, erfahren wir, daß ber alr» Knopf gerade vor zweihundert Jahren seinen bisherigen Standpunkt erhielt und als man ihn kürzlich abnahm, von fünf Geschütz kugeln, wahrscheinlich auS dem dreißigjährigen Erlöge, durchbohrt befunden wurde. Wenn der Herr Einsender die Absicht hatte, in seinem Artikel die Kunstfertigkeit des Herrn Vergolders zu rühmen, so ist dies sehr lobenswert?), aber nebenbei zu behaupten, daß ein kupferner Knopf fünf Geschützkugeln widerstanden habe, ist schon in sofern gewagt, als ein Kanonenschuß — Wurfgeschütz hat der Herr Einsender doch wohl nicht gemeint — von der Ebene aus nach einem so hohen Punkte nur sehr schwer artszuführen sein dürfte und dann auch eine einzige Kugel hmreichen würde, um den Knopf in unhaltbaren Zustand zu versetzen. Er meinte also wohl Kleingewehrkugeln! Im dreißigjährigen Kriege kann dies aber auch nicht geschehen sein, denn der währte nur bis 1648, während nach obiger Behauptung der Knopf genau vor zwei hundert Jahren aufgesetzt worden ist. Die Schüsse mögen also wohl aus dem letzten französischen Kriege herrühren, wo der Ueber- muth seine Waffen nicht allein gegen Thnrmknöpfe und Skulp tur«, sondern auch gegen die Brust friedlicher Einwohner richtete. Man ftage darüber nur alte Leute. Dem Vernehmen nach hat man bei Abnahme des Knopfes verschiedene Gegenstände aus alter Zeit gefunden und auch man cherlei Dinge für die Nachwelt wieder in den neu« Knopf gelegt. Wie kommt eS aber, daß über diese, für jeden gebildeten Leipziger so interessante Thatsache ckein Bericht erschien? Man stürzt und stülpt jetzt die ganze Stadt um und flick und bessert leidenschaft lich am Allen, ohne gerade dabei zu schweigen, weshalb läßt man also die Zeugen einer längstgeschwundenen Zeit sich aus dem Knopfe der alten Waage heraus und mit dm neuen Gegen* ständen wieder hinein schleichen? Wer also etwa- Näheres darüber weiß, möge eS den Freunden unserer städtischen Geschichte nicht vorenthalten! O. Mr. * » * Leipzig, den 15. Juli. Die durch den Telegraph« gemel dete Kunde, daß gestern Vormittag 9 Uhr auf der Lichtenthaler Allee zu Bad«-Baden von dem Leipziger Stnbent« Oskar Becker aus Odessa zwei Schüsse auf Se. Maj. den König von Preußen abgefeuert Word« seien, macht begreiflicherweise einen großartig« und keineswegcS erfreulichen Eindruck, dessen Gewicht nur dadurch verringert wird, daß die Absicht de- Ver blendeten glücklicherweise vereitelt worden ist, indem die eine Kugel gar nicht traf, die andere den hohen Monarch« nur leicht an der linken Seite des Halse- verletzte. Was den jung« Mann, der, 22 Jahre alt, seit Oste« 1859 auf hiesiger Universität in- fcribirt ist, zu dem entsetzlich« Entschlüsse getrieben haben mag, darüber fehlt bis jetzt noch jede sichere Nachricht; zu vermuthen ist, daß eine außergewöhnliche Überspanntheit, eine krankhafte Assection seines Geiste-, die vieürlchr schließlich bi- zu gänzlicher Störung desselben sich au-gebildet hatte, die gräßliche That de- sonst Unbescholten« verschuldet Hab« mag. Becker ist sofort nach dem zweit« Schüsse von dem Gesandt« Graf Flemming, wel-