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34SS kräuter, als Majoran, Thymian u. s. w., werden gegm Mitte des MonatS abgeschnitten, im Schalten getrocknet und an einem luf tigen Orte aufbewahrt. Sobald bei Schalotten, Zwiebeln u. s. w. die Blätter gelb werden, nehme man die Zwiebeln heraus und lasse sie an einem luftigen Orte gut abtrocknen. ÜI. Obstgarten. Da wo da- AuSbrechen und Aufbinden des Weines noch nicht geschehen ist, säume man mit dieser Arbeit ja nicht länger, da es sonst auch einer geübten Hand kaum möglich werden wird, die wirr durcheinander gewachsenen Reben regelrecht zu verwenden. Bei dem Ausbrechen und Aufbinden beginne man unten an der Wurzel des Stammes, breche die dürftigen oder schwachen Reben ganz weg, so daß auf 1 Elle Längenraum nur 3—4 von denselben verbleiben; diese werden locker angeheftet, jedoch niemals kremweis oder gar mehrere Reben übereinander; bei den verbleibenden Reben dürfen die Blätter nicht mit eingebunden und noch viel weniger abgebrochen werden, dagegen muß der sogenannte Geiz bis auf ein Stück mit einem Blatt an der Hauptrebe entfernt werden (Geiz ist diejenige Rebe, welche sich an einer Hauptrebe unmittel bar neben den Augen und Blättern bildet). Die hinter den Augen und Blättern sich bildenden Grannen hat man sämmtlich zu entfernen. Von den Reben, welche Trauben haben, bricht man den oberen Theil bei dem ersten Blatt über der Traube, jedoch so, daß daS Blatt stehen bleibt, weg; die Leitreben werden angeheftet und nimmt man diesen nur die Spitze, wenn kein Raum mehr vorhanden, dieselben anzudinden. In dem oberen Theil deS Weinstocks entferne man alle kleinen und dünnen Reben, welche keine Trauben angesetzt habm. Mit dem Kürzen der Reben und Entfernen des Geizes hat man fortzufahren, weil dadurch dem Stock viele, sonst unnütz verloren gehende Säfte erhalten bleiben. Ebenso ist das Einkneipen der Triebe bei den Feigen zu empfehlen. Bezüglich des Oculirens der Obstbäume verweisen wir auf daS hier in gleicher Weise zu geschehende Verfahren, wie wir eS in dieser Rümmer im Blumengarten näher beschrieben haben. Die aus den Wurzeln, dem Stamme und den Aesten oft zahlreich auswachsenden Wafftrfchosse entferne man immer fleißig. F. Mönch. I. C. Hanisch. M. Bachmann. Stabtthrater. Die zweite Gastrolle des Herrn Brunner vom Stadttheater zu Frankfurt war der George Brown in Boieldieu's Oper „die weiße Dame." Auch in dieser von sehr günstigem Er folg begleiteten Leistung bewährte sich die tüchtige musikalische und gesangliche Bildung dieses SängerS, wie er nicht minder durch einen geschmackvollen lebendigen Vortrag der Feinheit und Lie benswürdigkeit in der Musik des großen französischen Tonmeisters in eindringlicher Weise gerecht zu werden wußte. Ungeachtet dessen, daß uns des SängerS schöne- Stimmorgan bei der ersten Arie etwa- umschleiert erschien, machte der frische, kecke und einer fei nen humoristischen Färbung keineswegs entbehrende Vortrag de- Musikstückes einen sehr günstigen Eindruck. Dasselbe war der Fall bei den folgenden Nummern deS ersten ActS, namentlich bei dem Duett und bei dem Terzett. Die Glanzpuncte der Leistung waren jedoch die Arie im zweiten Act und die berühmte Scene im dritten Act. In diesen beiden Nummern dürfte Herr Brun ner, was musikalische Feinheit und Anmuth im Gesangsvortrage betrifft, den berühmtesten Sängern dieser schönen Partie wenig oder nicht nachstehen. DaS Spiel des SängerS ist ein sehr an ständige-, dabei lebendig und gewandt, den Anforderungen, die man in dieser Beziehung an einen Sänger diese- Fache- stellen darf, jedenfalls entsprechend. Die Partien deS Gaveston und der Anna sangen diesmal Herr und Frau Bertram. Beide wußten im Gesänge wie namentlich auch im Spiel ihre Aufgaben zu voller Befriedigung zu lösen. — Frau Bach mann- Jenny und Herrn Bach- mannS Dickson sind hinreichend bckannte Leistungen, d.ren wir daher nur beiläufig mit gebührender Anerkennung gedenken. — Nicht unerwähnt dürfen ww eS aber lassen, daß die Rolle der Margarethe für diese Vorstellung der Frau Treptau zugetheilt war, welche sich recht brav mit ihrer Aufgabe adfand. So oft als wir ein JfflandscheS Stück über die Scene gehen sehen, drängt sich unS ein lebhaftes Bedauern darüber auf, daß die Werke diese- Dramatiker- im Ganzen so sehr selten auf den RepertoirS der deutschen Bühnen erscheinen, obgleich sie auch dem Publicum der Gegenwart gegenüber nicht- von ihrer großen WirkungSfähigkeit verloren haben. ES gab allerdings eine Zeit, wo vorzugsweise von neueren Dramatikern und der von ihn« geführten sogenannten höheren Kunstkritik vornehm auf das bürgerliche Drama JfflandS herabgeblickt wurde, wo man eS als einen „überwundenen Standpunkt" betrachtete, von hausbackene« Wesen, Philisterei, beschränkter Weltanschauung, ungehobelter Diction, und wie die Schlagworte moderner Aesthetik alle heiß« mögen, sprach. Da- deutsche Publicum selbst folgte einer neu« Strömung in der dramatischen Literatur; die feineren Form« des modernen bürgerlichen Schauspiels (oder besser gesagt dis Salon-DramaS), der von des Gedanken- Blässe angekränkelte Weltschmerz, das unS von den Franzosen überkommene Raffine ment oder auch grobe Effekthascherei u. s. w. hatten den Reiz der Neuheit für sich. Jetzt ist dieser schon geschwunden; wa- in der jungdeutschen Richtung Gute- gegeben werden konnte, ist längst gegeben worden, und waS ln neuester Zeit auf diesem Boden gezogen, ist vielleicht zuweilen noch recht geistreich und fein ge sponnen, allein eS erwiesen sich alle dergleichen Erzeugnisse als lebenSunfähig, weil sie in ihrem inneren Kern krank sind. Sie verschwanden bald wieder und selbst einige der bei ihrem Erscheinen hochgeprtesenen Werke dieser Richtung verfielen innerhalb weniger Jahre schon dem Schicksal, außer ihrer Zeit zu stehen und selbst .überwundener Standpunkt" zu fein. Wie ander- ist da- bei dm so lange in den Hintergrund gedrängten Werken JfflandS; sie habm »iches von ihrer Bedeutung elngebüßt, weil in ihnen ein gesundes Element lebt, weil Einfachheit und Natürlichkeit da leitende Prlncip ihre- Schöpfer- waren. Jetzt dürfte es an der Zeit sein, diese gesunde und kräftige Kost dem mit geistreicher Spekulation und abgeblaßter, poetisch sein sollender Empfindelei übersättigten Publicum zu bieten. Damit könnte vielleicht wieder ein frischer Hauch, ein kräftigere- Element in die kränkelnde dramatische Literatur der Gegenwart gebracht werden. Wer mit Aufmerksamkeit die Stimmung de- Publicum- bei der Aufführung de- Schauspiel- „die Jäger" am S. d. M. beobachtet hat, wird uns in unserer Ansicht über die Bedeutung de- Jffland'schm Drama's beipflichten. Liner solchen Wirkung-- fähigkeit, wie diese einfache Handlung unter ebm so einfachen, in einem beschränkten Kreise lebenden Menschen, können sich nur sehr wenige Erzeugnisse der Neuzeit rühmen, trotz aller Kormgewandt- heit, trotz geistreicher Combination und gewaltsamer, leider oft ab blitzender Effect«! Mit großer Anerkennung ist eS aber hervor zuheben, daß die sämmtlichen bei dieser Vorstellung beschäftigten Darsteller — selbst die Vertreter der kleinen Rollen — da- Werk mit sichtlicher Liebe und Wärme vorführten. Die Aufführung war demnach eine so gelungene, daß sie unserer Bühne zur be sonderen Ehre gereichen kann. Wir haben bereit- bei früheren Aufführungen de- Schauspiels der Leistung de-Herrn Stürmer als Oberförster rühmend gedacht; diesmal aber stand dieselbe noch höher. Sie erschien unS als eine der gediegensten und durch dachtesten de- für dergleichen Charaktere besonder- geeigneten, mit vollem Rechte allgemein geschätzten Darsteller-. Ihm zur Seite stand mit einer nicht minder guten Leistung Fräulein Huber al- Oberförsterin. Die Wahrheit und Einfachheit, die Biederkeit und Herzlichkeit, mit denen beide Darsteller die vom Dichter mit so entschiedenem Glück dem deutschen Familienleben entnommenen Figuren vergegenwärtigten, mußten einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und sicherten den Darstellern einen großen Erfolg. Die Rolle des Anton gab Herr Otto Devrient vom Ber liner Hoftheater als Gast, ein Abkömmling der berühmtesten dra matischen Künstler-Familie Deutschlands. In seiner Leistung zeigte er sich nicht unwerth de- Namen-, den er trägt. Wir lernten in ihm ein schönes Talent kennen. Seine Art zu spielen bekundete die treffliche Schule seine- Vaters, des früher als Dar steller, jetzt als Bühnenvorstand und namentlich als Kunsthistoriker allgemein hochgeschätzten Eduard Devrient. Mit der Technik seiner Kunst bereit- wohl vertraut, ist sein Spiel sicher und ge wandt, frei von allem Zuviel; er spricht — unterstützt von einem kräftigen wohlgebildeten Organ — einfach und natürlich, und selbst in hochgeste^erten Momenten hält er sich fern von jedem hohlen Pathos. Seine sehr brave Leistung als Anton fand un- getheilte Anerkennung. Wir dürfen wohl mit guten Erwartungen den weiteren Gastrollen dieses talentvollen und gut gebildeten jungen Darsteller- entgegensehen. F. Gleich. Me Abgebrannten in Eiteriein befinden sich in höchst trauriger Lage, und ihnen Hülfe und Unter stützung zu gewähren bringt sicherlich Gotte- Lohn. Die bis jetzt für sie eingegangenen milden Beiträge sind im Ganzen nur sehr unbedeutend und die armen Calamitosen verfallen mehr und mehr der Hoffnungslosigkeit. Der Edelsinn der Bewohner Leipzig- wird deshalb wohl nicht unterlassen, durch wohlwollende Beachtung de- am Schlüsse diese- Blatte- abgedruckten HülferufS sich in segens reicher Weise zu^bethätigen. Leipzig, den 10. Juli. Die heute früh Seiten der Musik, chöre der hiesigen Garnison abgehaltene Reveille galt dem Namens tage Ihrer Majestät der Königin Amalie von Sachsen. Mittels Extrazuge- traf diese Nacht t/,i Uhr Ihre Majestät die verw. Königin von Preußen hier ein und reiste ohne Aufent halt weiter nach München.