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hervor: daß die Oberfläche der makadamisittm Straßen sich gegen früber ungefähr um da- Vierfache vergrößert habe und da die makadamisirten Straßen vorzug-weise die stauberzeugendm sind, daß durch Vergrößerung dieser Oberfläche die Menge deS Staubes in der Luft vermehrt worden ist. „Wenn somit die allgemeine Wahrnehmung einer Vermeh rung des Staubes in Leipzig bewiesen worden ist, so fragt es sich nun, ob der weitere Hauptpunkt: die Schädlichkeit deS Staubes für Brustkranke, durch jene Schrift entkräftet wurde? Das Gutachten der Kreisdirection enthielt bekannt lich die Angabe, daß vom September 1855 bis August 1859 die (verhältnißmäßige) Menge der an Tuberkulose der Lungen Leidenden sich im Jacobshospitale nahezu verdoppelt habe. „Herr vr. Sonnenkalb sagt dagegen, daß die- ein nur zu fällig im Jacobshospital vorgekommenes Verhältniß sei, und daß in der Stadt der Krankenstand ungleich günstiger sich verhalte. Ec stützt die- auf Tabellen, welche durch die Angabe der Krank heit des »Verstorbenen" auf dem „Todtenscher'Ne gewonnen wurden." „Vach den Zahlen würde dies allerdings richtig sein; allein die Zahlen an sich werden von keinem Statistiker als Beweis mittel angesehen, sondern der Werth derselben beruht nur in den Thatsachen, welche aus ihnen hervorgehen. Nun ist es Regel eines jeden Proportionsansatzes, daß die Zahlen, welche man mit einander vergleicht, auch vergleichbare feien, d. h. daß sie gleich artige Gegenstände bezeichnen. Die Zahl der ün Tuberkulose „Gestorbenen" kann daher «it der im Gutachten der Kreis- direction angeführten Statistik der an Tuberkulose „Erkrank ten" nicht verglichen werden. — Natürlich muß bei einem solchen Vergleiche der Vortheil zu Gunsten der von Herrn vr. Sonnen kalb gegebenen Zahlen ausfallen, da die Tuberkulose in der Regel eine langsam verlaufende und in den ersten Stadien keines- weges unheilbare Krankheit ist. Wir könnm sogar diese Zahlen nicht für richtige anerkennen. Kein Arzt hat die Verpflichtung, auf dem Todtenzettel die Krank heit, an welcher Jemand verstorben ist, mit wissenschaftlicher Genauigkeit anzuqeben; unter Umständen muß es sogar seine Pflicht sein, die Krankheit auf dem Todtenzettel nicht bei ihrem wahren Namen zu nennen. Leider ist z. B. bei vielen Personen die ganz irrige Ansicht als altvkerbter Aberglaube verbreitet, daß die Schwindsucht eine ansteckende'Krankheit sei. Der Arzt kann daher sehr wohl in den Fall kommen, um unbegründete Aengst- lichkeit der Hinrerlaffenen nicht noch mehr wach zu rufen, einen minder gefürchteten KrankheitSnamen auf den Todtenzettel zu schreiben. Er folgt damit einer Pflicht seine- Berufe-, welche ihm höher stehen muß, als die Statistik des Todtenzettels." „Deshalb vermögen wir jenen Zahlen keinen beweisenden Werth beizulegen. Da jedoch Herr vr. Sonnen kalb die im Durchschnitte um 1«/o in der ersten Tabelle, und etwas über 2«/, in der zweiten Tabelle betragende größere Sterblichkeit des weib lichen Geschlechts besonders hervorhebt, so wollen wir darauf auf merksam machen, daß bestimmte Verhältnisse hier überhaupt nicht zu bestehen scheinen. Nach Marc d'Espine starben in London mehr Männer, — nach Louis in Paris mehr Frauen, -- nach Dietrich in Prag mehr Männer, — nach Marc d'Espine in ganz England mehr Frauen an der Tuberkulose. Meistens sind es geringe Schwankungen, so daß man bei dieser Krankheit nicht berechtigt ist, das eine oder andere Geschlecht als besonders von derselben heimgesucht zu erachten." — „Der Unterzeichnete hat sich zu der vorliegenden Mittheilung an das Collegium der Stadtverordneten verpflichtet gefühlt, um dem Vorwurf eines übereilten Vorgehens vom Collegium abzu wehren. Zugleich bewog ihn aber dazu die hohe Bedeutsamkeit der Frage. „Die Luft einer Stadt wirkt auf alle Bewohner derselben gemeinsam ein; Niemand vermag sich durch irgend welche künst liche Hülfsmittel dem Einflüsse derselben zu entziehen. Es ist daher für Irden von hohem persönlichen Interesse, ob die Luft in jeder Beziehung eine gesunde zu nennen sei. oder ob sie aus irgend welcher Ursache krankmachende Einflüsse in sich berge. Wo es sich um das Wohlergehen Tausender handelt, ist es heilige Pflicht für jeden Einzelnen, zur Aufklärung über den Thatbestand nach Kräften beizutragen, damit entweder unnöthige Befürchtun gen oder vorhandene Mißstände beseitigt werden. — Die Wichtig keit de- Gegenstandes für Gesundheit und Leben der Einwohner schaft Leipzigs möge das nochmalige Aufnehmen der erwähnten Angelegenheit entschuldigen." Orget' Concert des Herrn E>. Äd. Thomas. Zu dieser am Nachmittag des 22. September in der Thomas- kwche gegebenen Aufführung hatte sich eine nach Verhältniß ziem lich zahlreiche Hörerschaft eingefunden. Der Concertgeber hat seine musikalischen Studien auf hiesigem Conservatorium gemacht; sein Lehrer im Orgelspiel ist der Musikdirektor Herr E. Fr. Nicht er. Lüder hatte Herr Thomas da- Unglück, die Orgel in keineswegs reiner Temp ratur zu finden. Dessenungeachtet bewies schon sein erst-» GorAftu (Mk-ata Gib Kuge ln V mvst. von 3^, a ch) daß ww es mit elftem lkchngen Künstler de- MajestktMN In struments zu th«n hatteN^Er brachte da- herrliche Werk mit tadelloser Sicherheit, mit Bravour und Feuer tzu Gehör. Beim Vorträge der Phantasie und Fuge in ^ moll von E. Fr. Rich ter (beiläufig eine gediegene, kräftige Composilion) hätten wir hier und da etwas mehr Ruhe im Spiele gewünscht, wie der Concertgeber auch in der Orgel-Sonate von Mendelssohn, bei deren Wiedergabe er übrigens eine tüchtige Technik bewährte, dm letzten Satz zum Nachtheile der Deutlichkeit in fast allzu raschem Tempo nahm. Ganz vortrefflich gelang ihm jedoch — abgerechnet einige zu rapid genommene Stellen in der Fuae — der Vortrag der V moll - Phantasie und Fuge von I. S. Bach. Die Registratur hatten bei diesen OrgelvmtrÜgen die Herren Fäl tln und Neubner übernommen und — besonders bei dem ersten Stück von Bach und bei der Mendelsfohnschen Sonate — ihre Aufgabe trefflich gelöst. ^ . Auch der Gesangverein „Ossi an" betheiligte flch bei diesem geistlichen Concert mit drei Vorträgen: Choral, „Ach Herr, lass' dein lieb' Engelein" von I. S. Bach, 8alvv Rexin» von auptmann, und Choral, „Die Sünd' macht Leid" von . S. Bach. Die diesmaligen Leistungen dieses Vereins stan den jedoch nicht auf gleicher Höhe mit dem, was wir früher zum Oefteren von ihm bei öffentlichen Aufführungen gehülst; nament lich zeigte der Sopran eine sehr bedenkliche Neigung zum Hinab ziehen; am auffallendsten war da- bei dem etsttn Chvral der Fall, wie auch bei dem Salve Regina, trotz der anerkennenswerthen Bemühungen der übrigen Stimmen (besonders der Bässe), reine Stimmung zu halten, — durch das Detoniren der Oberstimmen es zu einem uttgetheilten Eindruck nicht Ldmmen koftnte. Ein wenig besser war in dieser Beziehung die Ausführung de- zweiten ChoralS. X. Mögliche Lolgen -er amerikanischen Wirren für unfern Saumwollen-Markt. Unser Sachsen ist bei den gegenwärtigen Wirren in Amerika von allen deutschen Ländern am meisten interessirt, weil es den relativ - stärksten Baumwollenconsum hat. Die englischen Journale haften in letzter Zeit viele Befürchtungen über die Aukanft der Baumwollenernte und des Marktes überhaupt geäußert und wir stellten sie vor einiger Zeit im Tageblatt zusammen. Heut mag es deshalb unser Zweck sein, einige Notizen über die möglicher Weise günstigen Folgen hier zu geben. Der endliche AuSgang deS Krieges läßt sich augenblicklich noch nicht bestimmen. Die englischen Journale sprechen von der äußer sten Möglichkeit, als werde der Norden zur Unterdrückung des Südens schließlich zu dim verzweifelten Mittel greifen, einen Sclavenaufstand hervorzurufen, der nothwendigerweise mit der Verwüstung der Pflanzungen und der in den Gebäuden steckenden Capitalien enden würde. Wir glauben auf Grund von Privat briefen aus dem Süden nicht an diese letzte Möglichkeit. In Betreff des endlichen Ausganges scheint die Meinung der limo, gegenwärtig viel für sich zu haben, die dahin geht, daß der Nor den nicht siegt, schließlich also zwei unabhängige Staaten neben einander bestehen werden. Die nächste Ernte wird sicher geringer ausfallen als die vor jährige. Einerseits ist eine große Menge Sklaven gegenwärtig zum Dienst ihrer Herrn und zu Befestigungsarbeiten mit in- Feld gerückt; andererseits werden die ungewissen Verhältnisse die Anpflanzungen von vornherein einigermaßen beschränkt haben. Ueberhaupt dürfte neues Capital dem Süden, welcher bekanntlich vorwiegend mit nördlichem Capital arbeitet, nicht zugeflossen sein. Die von dem Lourä ok 1r»äe herausgegebenen Uebersichten erweisen, daß die Einfuhr von Baumwolle im vergangenen Jahre größer als zuvor gewesen ist. Die gesammte au- allen Erdtheilen eingeführte Quantität betrug 1,390,938,752 Pfund, während in denjenigen drei Vorjahren, welche die höchsten Ziffern aufzuweisen haben, nur eingeführt wurden, und zwar: in 1856 . . . 1,023,886,304 Pfd., - 1858 . . . 1,034,342,176 - - 1859 . . . 1.225,989,072 - Das Jabr 1860 zeigt demnach gegen 1859 eine Mehreinfuhr von 165 Millionen Pfund Fast der ganze Ueberschuß ist von Amerika geliefert worden. Die Baumwollenzufuhr au- dm Ver einigten Staaten betrug nämlich: in 1859 . . . 961,707,264 Pfd., - 1860 . . . 1,115,890,608 - also Zunahme . 154,183,344 Pfd. ' Ohne Zweifel sind hierbei die beginnende revolutionaire Be wegung und die ungewissen Aussichten für die Zukunft von wesent lichem Einflüsse gewesen. Sie haben bewirkt, daß die Zusen dungen zu früherer Zeit gemacht worden sind, als unter ge wöhnlichen Verhältnissen geschehen fein würde. Man darf daher deren scheinbare» Zuwachs nicht al- da- Anzeichen einer dauern den Vermehrung der Production betrachten. Derselbe ist in der