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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 12. Montag den 12. Januar. 1863. Bekanntmachung. Die Atenjahrmeffe endigt mit dem L4. Januar dieses JahreS und es sind an. diesem Tage bis Nach- mittags 4 Uhr die Buden und Stände in den Straßen und auf den öffemlichen^Plätzen bei ^unnachstchtlicher Strafe völlig zu räumen. — Leipzig am 8. Januar 1863. ; Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleipner. r i Bekanntmachung. Die Herren Inhaber von Meß- und laufenden Conten werden andurch darauf aufmerksam gemacht, daß die Dupllcat« Certificate oder an deren Statt die Certificat-Verzeichnisse »ber die in der gegenwärtigen Neujahrmeffe nach dem BereinS- auSiuNbe, resp. nach anderen vereinsländischen Packhofsplätzen abgesetzten Waarenposten längstens den BV. Januar dieses Jahres bis Abends « Uhr bei der hiesigen Contobuchhalterei einzureichen sind. , . - Leipzig, dm 7. Januar 1863., Königliche- Haupt-Jvll-Amt. Keßler, OZJ. 1 Der Zollverein, der hinsichtlich des Geschmackes zwischen Wien und Paris steht, war von den besten Geschäften gar nicht vertreten, denn Mönch in Offenbach, Moßner in Berlin, Schlegel in "reiberg und einige andere waren nicht vertreten, aus Berlm nur ulkelch, Kade und Vitö, die aber den Wienern lange nicht gleich kamen in Bezug auf Schönheit; in Billigkeit Üderwfftn aber die Berliner alle ankeren und machen in dieser Beziehung eine drückende Concurrenz; auch Offeubach, Stuttgart, Frankfurt am Main waren vertreten, darunter einige recht gut. Von Frankreich erwähne ich vor Allen Schoß und Revenau^, das beste Geschäft in Paris. Hier tritt nun wieder die Feinheit und Eleganz zu Tage, die man von den Pariser Fabrikaten ge wohnt ist. Freilich ist eS dort leicht zu fabriciren, wo alles zur Her stellung erforderliche Material am Orte selbst zu haben, der Fabri kant also durchaus nicht genöthigt ist, viel Capital auf Anlegung von Rohmaterial zu verwenden, und derselbe nur beliebig wählen darf, was er wünscht; in Wien ist das ebenfalls der Fall. Wie schwierig ist es dagegen zum Beispiel in Leipzig, wo wir kaum einen Bronzearbeiter haben, der auf derartige Arbeiten eingerichtet ist, keine Lederfabriken, keine eingerichteten Elfenbein- und Perl mutterarbeiter, und so unzähliges Andere, was wir erst auS allen Himmelsgegenden verschreiben müssen; es ist zu erwarten, daß nach dem Eintritte der Gewerbefreiheit auch in dieser Beziehung etwas geschehen wird, da ja der Bedarf darin schon nicht so unbedeutend »ist. — Die übrigen Staaten waren nun in Bezug auf Portefeuille kaum erwähnenSwerth vertreten, und ich erwähne hier noch kurz die Etuiarbeit, die aber nur in Verbindung mit Goldarbeiten und Iuwelleisachen ausgestellt war. Hier steht wohl Paris in Bezug aufForm und Schönheit oben an. Die englischen sind fast alle einfach, rinnen dunkel, die Franzosen hingegen legen ihre Schmucksachen fast nur in qchten weißen Sammt, während die Engländer dunkel grün, blau und braun hauptsächlich verwenden. Der Zollverein liefert schöne Etuis in Hanau, Pforzheim und Berlin. Von Cartonnagen liefert wohl die Fabrik von Dreispring in Lahr in Baden das Beste, doch haben wir auch in Sachsen gute Geschäfte. Gehe ich nun auf die bei unfern Geschäften gebrauchten HülfS- rnaschinev über, so waren einige Beschneidepressen, Papvenfcheeren, Bergoldttpressen u. s. w. ausgestellt, doch konnte ich dieselben nicht 'im Gange sehen, und sie schienen mir auch nicht wesentlich ver schieden zu sein von den hier im Gange befindlichen; ebenso sah ich eine Paginirmaschine, die ich aber auch für weniger äut Lalle, als eine hier in Leipzig befindliche. Hingegen hatte ich. Ge legenheit bei dem Besuche einer großen Buchdruckerei in Wrotisword, wo sich zugleich eine große Buchbinderei befindet, eine Blind druckpresse mit Dampfgetriebe zu sehen; dieselbe war durch Grffenltiche Sitzung der Leipziger polytechnischen Gesellschaft am 9. October 1862. ^Genehmigtes Protokoll.^ (KortsryiMg.) Gehe ich nun auf die Portefeuillearbeit über, so war England ganz besonders in schönen Reiseneceffäreu in reicher Aus führung vertreten; eS waren welche bis zum Preise von 1 — 300 Pfd. Sterling ausgestellt, was eben auch nur Gegenstände für den Ein- zelnbeoarf in den höchsten Ständen sind. Hier findet man nun auch wieder mehr Einfachheit und Solidität vereinigt, und eS haben die Leistungen der Engländer darin fast unbedingt den Vorzug. Am schönsten, wenigstens am bestechendsten für das Auge war aber Oesterreich, das heißt hier wieder Wien vertreten; Wien, welches längst einen selbstständigen Platz eingenommen, ganz unabhängig von Paris, was doch eigentlich immer den Ton angab. Aus Wien ist nun vor allen Dingen das Geschäft von August Klein zu envähnen, hinsichtlich seiner Arbeiterzahl sowohl, als auch seiner Leistungen das erste dort; es sind in demselben wohl 150 Arbeiter beschäftigt nämlich Buchbinder, Lederarbeiter, Günter, Bronzearbeiter, Tischler, Vergolder u. s. w. Commanditen be finden sich in London, Paris und anderen großen Städten. Ich hatte Gelegenheit während meines Aufenthalts in Wien die dortige Fabrikation kennen zu lernen, und fand also fast lauter bekannte Geschäfte vertreten; ich erwähne hier noch Breul und Rosen berg, Gebrüder Rotteck, Reiber und Breiter, welche alle glänzend vertreten waren, außer diesen noch eine Anzahl anderer. Was die Wiener Fabrikation vor allen Dingen mit befördern hilft, find die ausgezeichneten Bronzearbeiten, die man in dieser Voll kommenheit selbst iy Paris nicht findet F dann die schönen Leder in den herrlichen neuen Farben^ in lila, neuroth und weiß, was man in dieser Schönheit in Frankreich auch nicht findet, wie mir Pariser Fabrikanten selbst versicherten und da die bisherige Hobe Emgangssteuer die Einfuhr derselben nach Frankreich erschwerte, so ist wohl erst «nach dem Zustandekommen des Handelsvertrages an eine EinsiHr nach Frankreich zu denken. Vor allem trug auch die äußerst günstige Beleuchtung unter der wefikchen Domkuppöl, sowie das geschmackvolle Arrangement in der Aufstellung dazu bei, dieselben im vortheilhaftrsten Lichte erscheinen z» lasten, weßhalb sie auch von allen Seiten für die schönsten der ganzen Ausstellung gehalten wurden. Die Preise der Wiener Fabrikate sind ziemlich hoch und wenn man noch dc^u die Zölle rechnet, so kann man von denselben eine Concurrenz eigentlich nicht erwarten; ich sah dort Briefmappen ver kaufen , das Stück zu 10 Pfd. Stlg., ein Preis, der unS kaum sk das Dutzend zugeftanden wird.