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4374 wlnnung des Kieses per Canal als einen wirthschaftlichen Vortheil von circa 15000 Thlr. jährlich für die Stadt Leipzig, das heißt für die den Kies und Sand verbrauchenden Einwohner Leipzigs berechnet. Daneben bleibt für die Gewinnung allen Kieses durch den und auS dem Canal der große Votthell, daß nicht nutzbare Feldflachen durch die Ausgrabung verwüstet werden, sondern die Gewinnung eines nöthigen Materials durch Ausgrabung einer wichtigen Wasserstraße geschieht. Was die Ziegel anlangt, so ist eS evident, daß sie zu Wasser für einen ungleich geringeren Preis zur Stadt geliefert werden können, als dies per Axc möglich ist. Es ist ebenso einleuchtend, daß bei Existenz einer Wasserver bindung zwischen der großen Stadt und dem lehmreichen Lande die Ziegeleien sich mehr und mehr an den Ufern de- Canals an bauen werden und daß dadurch nicht blos den Aiegeleibesitzern, sondern auch den Ziegelconsumenten, vorzugsweise also der großen, täglich sich erweiternden Stadt namhafte Vortheile erwachsen werden. Für die Verwerthung de- Dünger- endlich, für dessen Abfuhr auS der Stadt und die damit zusammenhängende Straßenreinigung würde ein mit der Stadt eng verbundener Canal vom höchsten Interesse sein. Dieses Interesse in Geld anzuschlagen ist allerdings kaum möglich, daß es sich aber damit nicht um ganz geringe Summen handelt und daß dieses Interesse auch für die Gesundheit Leipzigs ein sehr wichtiges ist, das wird namentlich allen Denjenigen klar sein, welche sich mit den Fragen über Anlegung und Beibehaltung eines Düngerhofes, über die von der Stadtverwaltung direct zu besorgende oder in Pacht zu gebende Straßenreinigung, über die Beibehaltung oder Aufgabe des MarstalleS näher beschäftigt haben. Der vollendete Canal wird eS gestatten, jeden Tag allen Un rath der Stadt auf Schiffen hinaus zu fahren, eS wird keines Düngerhofes mehr bedürfen, welcher seiner Nachbarschaft um so lästiger und in seinem Arealwerthe um so theurer ist, je näher er der innern Stadt liegt, welcher aber die Kosten der Stadtreinigung um so höher steigert, je weiter er der inneren Stadt entrückt wird. Die Stadt Brüssel hat einen befondern Canal für die Dünger abfuhr gebaut und die Landleute dort bezahlen Pacht für die Be sorgung der Straßen- und Gruben - Reinigung um den Dünger zu gewinnen. Würde die Stadt Leipzig ihren gesammten Unrath auf dem Canale nach dem Lande fahren, so würde sie, unter Befreiung von jeder nahe gelegenen Düngerstelle und Guano fabrik, mindestens die Kosten der Straßenreinigung, welche von den Landbewohnern mindestens unentgeldlich besorgt werdm würde, und damit einen jährlichen' Aufwand von zuzüglich de- Mieth- werthes für den Düngerhof, mindestens 4000 Thlrn. ersparen. Rechnet man hierzu die Ersparniß von etwa 2 Thlr. Kosten der Grubenreinigung jedes Hauses, welche dem Besitzer abgenommen werden würden, also von circa 4000 Thlrn. für die Leipziger Häuser, so ergäbe der Canal auch durch die Dünger- und Un- raths-Abfuhr wieder einen Gewinn von circa 8000 Thaler für die Stadt. Welchen großen Vortheil solche Düngerabfuhr für die Land- wirthschaft haben würde, leuchtet daraus ein, daß durch solche auch den entfernteren Feldern der Stadtdünger zugeführt werden kann und die jetzige Verschwendung de- Düngers, davon ein großer Theil in das Wasser läuft, beseitiget wird. Der Dortheil hier über, welchen die tägliche Abfuhr allen UnratheS für die Gesund heit der Stadt haben würde, ist nicht gering anzuschlagen. Wir haben in Vorstehendem nur die hauptsächlichsten Artikel genannt, durch deren höhere Verwerthung einestheilS oder billigere Beschaffung anderntheils der projectirte Canal der Stadt Leipzig und den von ihm durchschnittenen kandgebieten großen Nutzen ver spricht. ES ist klar, daß viele andere Produtte sich derselben Trans portvortheile bemächtigen und sich dadurch den Adjacenten de- Canals nützlicher und billiger machen werden, eS ist aber nament lich in Betracht zu ziehen, daß an den Ufern de- Canal- viele industrielle und merkantile Etablissement- sich anbauen werden, und daß auch dadurch wieder der Canal eine neue Quelle des Volkswohlstandes werden wird. Und fragen wir nun nach der Größe des Werks, ob es so unüberwindlich ist, als man e- zu schildern beliebt hat, so handelt es sich eben nur um eine Ausgrabung von drei Meilen Länge. Von dieser Strecke sind nur etwa r/4 Meilen tiefere Ausgrabung und die tiefste ist bereit- bei Plagwitz überwunden. In einer Länge von zwei Meilm wird eine Ausgrabung von nur circa vier Ellen genügen. Mag nun die gesammte zur Vollendung des Canals auszugrabende Bodenmasse 3, 4 oder 5 Millionen Cubik- Ellen betragen, so ist die- keine unüberwindliche, gleichwie die Länge der Strecke keine unerreichbare, wenn man bedenkt, daß vr. Heine schon jetzt beiweitem über eine Million Cubik-Ellen Land zur Stadt geschafft hat. Leider entnahm Heine selbst, ehe er die Idee de- Canal- faßte, viele- Land von den Feldern und verdarb diese durch Abgrabungen, gleichwie jetzt noch der Kies für die Stadt durch solche schädliche Abgrabungen gewonnen wird. In solcher schädlichen Weise gewann Heine 600,000 Cubik- Ellen Auffüllung der Weststraße, während er feit Beginn de- Canals 400,000 Cubik-Ellen zur Waldstraße, 150,000 Cubik«Ellm an Herrn Prof. Frege und 220,000 Cubik-Ellen an Herr» L inne mann geliefert hat. Mit diesen und vielfachen kleinen Auffüllungen an Privaten ist der Canal bereits circa 2200 Ellen und zwar 900 Ellen lang bei der beiweitem größten Tiefe von 24 Ellen vorgeschritten, wäh rend diese jetzt schon bedeutend fällt und später keine Höhe wieder über 15 Ellen erreicht, in seiner größten Länge aber, wie gesagt, nur eine Höhe von 4 Ellen haben wird. Obschon daher erst circa der 14. Theil der Länge des Canal- durchstochen ist, so ist doch etwa ein Fünftheil der AuSgradungSmasse bewältigt und eS kann hiernach der Canal nicht mehr alS unausführbar, er muß viel mehr als nicht mehr unterlaßbar erscheinen, wenn man erwägt, wie vielen Füllmaterial- auS dem Canale da- Leipziger Wiesen gebiet noch bedarf und wie großen Nutzen der Canal zu schaffen berufen ist. Wo solche Bottheile sich gegenseitig vollziehen sollen, da wird die Zeit alle Hindernisse, alle Gegner, alle Neider über winden und da- Gute und Große wird sich unter solchen VorauS setzungen auch bei unS und an der rechten Stelle Bahn brechen, und hoffentlich nicht volle zwei Jahrhunderte brauchen, um be griffen und durchgeführt zu werden; ein Zeitraum, welchen ein Gelehrter den Deutschen zu Beseitigung eines Jrrthums für er forderlich erklärte. Wenn wir aber hiermit unsere Schilderung der Heine'sch-n Pläne schließen, so hoffen wir damit mancherlei Vorurtheile gegen einen Mann beseitigt zu haben, der fern von Ehrgeiz, auS innerm Berufe zum Schaffen Große- schon vollendet und Große- noch im Werke hat, welcher Alle-, da- Vollendete wie da- erst Be gonnene, nur durch die Richtigkeit, ja Unwiderstehlichkeit seiner Pläne durchzuführen im Stande war und ist, welcher mit diesen mit großer Capitalaufwendung verbundemn Plänen allerdings seinen Vortheil verfolgt, wie jeder verständige Hausvater, dessen Pläne aber solche sind, welche ihm persönlich nur nützen, indem sie der Allgemeinheit weit nutzbringender sind und dessen Bestrebun gen daher die Unterstützung der Gemeinde-Vertretung in ebenso hohem Maße verdienen, als sie solche in geringem Maße genießen. Wir hoffen auch durch unsere Darstellung die hiesige Gemeinde- Vertretung und die Administration der hiesigen Universität, welche beide durch ihren Grundbesitz in dem Bereiche der Heine'schen An lagen so wesentlich an der Durchführung der Heine'schen Pläne interessier sind, auf die Werthe aufmerksam gemacht zu haben, welche sie im Anschluß und Unterstützung dieser Pläne erwerben können. Die sächsische Lentenverstcherungsanstalt. AuS dem zwanzigsten Berichte der sächsischen Renten- versicherungS-Anstalt entnehmen wir wiederum nur erfreu liche Resultate. Seit 1858 insbesondere zeigt jede- folgende Jahr eine wachsende Benutzung der Anstalt seitens des Publicum-, die Gesammtzahl der gemachten Einlagen ist wiederum eine größere. Allerdings haben auch die vergangenen 20 Jahre schon zur Genüge gelehrt, daß eine solche Erbverbrüderung, und nur eine solche, wohlthuende Resultate liefert, wie sie mit Sicherheit auf keinem andern Wege zu erzielen sind. An lebende Mitglieder sind im Laufe des Jahre- circa 32,000 Thlr. Renten theil- baar, theilS durch Gutschrift auf Stück-Einlagen gewährt worden und die Erben der verstorbenen haben deren Ein lagen baar zurück erhalten. Die niedrigste Rente ist bekanntlich 3 Thlr., die höchste war diesmal 38 Thlr. 29 Ngr. vom Hundert, neuerdings stieg sie auf 40 Thlr. 3 Ngr. Empfänger dieser höchsten Rentensätze nahmen in den drei letzten Jahren zusammen also mehr ein, als sie überhaupt der Anstalt gegeben hatten. Da- Nominal-Capital sämmtlicher Einlagen betrug Ende December 1860 1 Million und 838,600 Thlr., da- Gesammtvermögen der Anstalt 941,753 Thlr. 13 Ngr. 5 Pf. wovon . 936,875 - 8 - 8 - zinsbar, darunter . 757,992 - 14 - — - hypothekarisch angelegt waren. Für die Güte und Billigkeit der Bewirthschaftung spricht der reine Verwaltung-Überschuß, der, jährlich steigend, im letzten Jahre die Höhe von 9150 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf. erreichte. Der Gesammt- betrag desselben beläuft sich nun auf 103,162 Thlr. 12 Ngr. 4 Pf. Er dient zur Vermehrung de- GesammtrentencapitaleS und hat die- um durchschnittlich 12'/, Procent erhöhet. Auffallend ist da- konsequent niedrige Sterblichkeitsverhältniß bei den Mitgliedern dieser Anstalt. Von 1100 Personen gingen in diesem Jahre nur 4 mit Tobe ab, obschon die größere Zahl der Mitglieder aus Kindern besteht.