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TllgMM Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W L54. Mittwoch den 11. September 1861. Bekanntmachung. DaS der hiesigen Stadtcommun zugehörige, vormals Schletter'fche Haus, PeterSstraße Nr. 14, Nr. 728, Abthl. des DrandcatasterS, soll an den Meistbietenden versteigert werden und ist dazu Donnerstag der LA. Septemver dieses Jahres von uns anberamnt worden. Kauflustige werden veranlaßt, sich am gedachten Tage Vormittags LL Uhr an RathSftelle einzufinden, ihre Ge bote zu thun und darauf weiterer Entschließung des Raths, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Beschlußfassung Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Die LicitationS- und VerkanfSbedingungen können schon jetzt an RathSftelle eingesehen werden. Leipzig den 24. Juli 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. — Berger. Eerutti. Bekanntmachung. Auf der 4. Abtheilung des neuen Friedhofes sollen Sonnabend den 14. Sept. Vormittags 9 Uhr ea. LLOOEV Stück neue Mauersteine, welche daselbst in einem Haufen zusammengesetzt stehen, im Ganzen an den Meistbietenden ver kauft werden. Die Bedingungen wegen der Zahlung, Abfuhr u. s. w. werden vor Beginn der Licitation bekannt gemacht werden. Leipzig den 19. September 1861. Die Deputation des Raths z«m Johannis-Hospitale. Mittel wider den Staub. Zur Beseitigung de- eben so lästigen als gefährlichen Straßen staube- hält man fast allgemein das Besprengen der Wege und freien Plätze mit Wasser für da- geeignetste, oft wohl geradezu für da- einzige wirksame Mittel. Doch nützt das Spren gen nur vorübergehend; auch dies thut es nur dann, wenn eine bedeutende Wassermenge dazu verwendet wird. In Wien führt «an da- Sprengen der Straßen so aus, daß an einem auf hoch rädriger Karre liegenden Wasserfasse ein Spritzenschlauch von etwa 4 Zoll Durchmesser und 3 Ellen Länge befestigt ist, der au seinem Ende eine große feinlöcherige Brause (nach Form der Brausen auf Gießkannen) trägt; an dem Halse der Brause ist ein Strick befestigt, und mit Hülfe dieses schwenkt ein hinter der Karre hergebender Mann den Schlauch hin und her, so daß im Bogen das Wasser ausströmt und die ganze Straßenbreite benetzt. Ein solches Verfahren ist nur für gepflasterte Straßen anwendbar und erweist sich auf sandigen, ungepflasterten Plätzen deshalb er folglos, weil die einzelnen Stellen nur mit einer geringen Wasser menge benetzt werden, daher die kurze Zeit einer halben Stunde genügt, die Oberfläche wieder au-zutrocknen und Staub von der selben aufzutreiben. Zn Leipzig und anderen Orten ist hinter dem Fasse ein durchlöcherter Kasten angebracht, au- welche« das Wasser gleichmäßig (wie b^ der Kasten-Säe-Maschine) ausströ- mm solk. Doch steht häufig der Kasten ein wenig schräg, da- Wafstr läuft mithin vorzug-weise nach der einen Seite und die Benetzung wird ungleich. Weiter hat diese Methode den Nach- thett, daß nur ein schmaler Strich der Straße vom Wasser ge troffen und durchfeuchtet wird, so daß entweder mehrere Fässer neben und hinter einander fahren müssen, oder ein und dasselbe Faß wiedrrhott den Weg zur Füllung-steile und zurück machen muß. Es bedingt daher diese Methode einen größern Aufwand an Zeit und Arbeitskraft, ist aber nichts desto weniger ungenügend, weil es fast nie gelingt, dir ganze Breite der Straße gehörig mit Wasser zu besprengen (in der Dresdner Straße, welche unter den Leipziger Straßen am reichlichsten besprengt wird, erhält die Straßen breite nur etwa zu drei Fünftheilen da- nöthige Wasser, so daß höchstenS der von Wagm und Fußgängern, nicht aber der vom Winde aufgeregte Staub beseitigt wird). Außerdem genügt diese Methode auch insofern nicht, als fle nicht im Stande ist, die gleiche Waffermenge zu liefern, welche der Regm zvführt. Man macht sich in der Regel über die Menge des fallen de« Regen» keine richtigen Vorstellungen. Dir wollen deshalb eine Berechnung der Regenmenge anführen. Wollte man künst lich für dm Raum einer Quadratmeile die Wassermenge durch Begießen vertheilen, welche ein einziger tüchtiger Platzregen, der die Regenmenge von 1 Zoll Höbe hat, der Erde liefert, so wären dazu 3000 Arbeiter nöthig, welche ein halbes Jahr lang Tag für Tag 12 Stunden arbeiteten. Nehmen wir ein noch näher liegen des Beispiel. Die Promenaden von Leipzig mögen un gefähr den 4V. Theil einer Quadratmeile an Raum betragen; wollte man durch „Besprengen" den Staub der Promenaden einigermaßen löschen, so müßte man in der regenarmen, trockenen Zeit regelmäßig auf die Promenaden so viel Wasser sprengen, daß dasselbe der Regenmenge de- Jahres gleichkommt. Angenommen nun, die jährliche mittlere Regenmenge betrüge auf den Leipziger Pro menaden 16 Zoll (was ungefähr der Wahrheit entsprechen wird), so wäre dazu ein Heer von 1200 Arbeitern nöthig, welches fünf Monate lang täglich 12 Stunden arbeiten müßte, um die entsprechende Wassermasse gleichmäßig zu vertheilen, während noch außerdem mindestens 600 Arbeiter unausgesetzt damit reschäftigt sein müßten, da- Wasser von den entfernten Schöpf stellen Herbetzusch affen, damit für die Gießenden kein Zeitverlust entsteht. Aus dieser auf sichere Thatsachen gegründeten Berechnung er kennt wohl Jeder, daß eS nur eine Selbsttäuschung ist, wenn man hofft, mit Hülfe künstlichen Besprengen- den Regen ersetzen und den Staub beseitigen zu können. Sehr richtig hat man das Sprengen der Straßen mit dem Almosen verglichen, welche- dem Bettler nur scheinbar Hülfe bringt, in der That aber durch vor übergehende Erleichterung seine Lage nur erschwert. Nur wer die thatsachllchen Verhältnisse nicht kennt, oder wer sie absichtlich nicht beachtet, könnte vom Besprengen der Straßen Hülfe erwarten. Eine ungleich nachhaltigere und bedeutendere Befeuchtung der Straßenoberfläche läßt sich berbelführen mit Hülfe einer guten Wasserleitung; durch diese kann man einzelnel besonders staub- reiche Plätze und Verkehrswege am frühen Morgen einmal geradezu unter Wasser setzen und so eine dickere Schicht mit Feuchtigkeit versehen. Wenn die Wasserleitung genügende Druckhöhe mehrerer Stockwerke hat, so kann man durch Anschrauben von Schlauch und Brause mit sehr geringem Zeitverluste während der Tageszeit je nach Bedürfniß die staubgebende Oberfläche feucht erhalten (außerdem auch die etwa benachbarte grüne Vegetation besprengen jund erfrischen), und wird auf diese Weist ungleich kräftiger dem Staube entgegen wirken können. — (In neuerer Zeit hat man die Oberfläche der nur zum Gehen, aber nicht zum Reiten oder Fahren benutzten Wege durch Tränken mit Lheer Härten, oder durch Besprrngung mit Lösungen salzsauree Salze oder