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4214 ! Bekanntmachung. Da nach Vorschrift von 8» 73 sub e. der allgemeinen Städteordnung von der Wahl, welche zu Ergänzung de- mit dem 2. Januar 1862 ausscheidenden DritttheileS der Stadtverordneten und Ersatzmänner ehesten- zu veranstalten ist, alle diejenigen Bürger auszuschließen sein werden, die sich mit Berichtigung von Landes- und Gemeinde-Abgaben länger als zwei Jahre im Rückstände befinden, so ergeht unter Hinweisung auf diese gesetzliche Bestimmung an alle Steuerrestanten, welche von letzterer betroffen werden, hiermit dringende Aufforderung ihre Steuerrückstände ungesäumt abzuführen. Leipzig, den 29. August 1861. Der Nkath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Vas Wettrennen -es Leipziger Leiterclubs. Auf dem klassischen Gefilde, wo vor 230 Jahren Glaubensfreiheit für die Welt . Rettete, bei Breitenfeld, Gustav Adolf, Mensch und Held, war am Sonntage von Seiten de- hiesigen Reiterclubs ein Wett rennen veranstaltet worden, welches die Neugier und das Interesse de- PublicumS in hohem Grade in Anspruch nahm. Dafür zeugte da- wogende Gedränge, welche- sich früh Morgens am Neumarkt entfaltete, wo ein halbe- Dutzend Omnibus zur Fahrt nach Breiten feld bereit stand; dafür die zahlreichen Gruppen von Leuten aller Stände, welche zu Wagen, zu Roß oder zu Fuß sich nach dem Schauplatz eines den Meisten noch nicht bekannten Vergnügens begaben und unter welchen namentlich mehrere stattliche Reiter mit Wohlgefallen bemerkt wurden. Nördlich von dem alten Herrenhause zu Breitenfeld erstreckt sich ein schöne- großes breites Feld, da- vielleicht einst dem Gute und Dorfe den Namen gegeben. Auf dieser zu einem Rennen vorzüglich geeigneten Ebene war eine Bahn von 5000 Fuß Länge abgesteckt. Auf der östlichen Seite des Platzes erhoben sich Damentribünen neben einem ErquickungSzelt; innerhalb der Schranken hatten die Schiedsrichter Platz genommen. Zuschauer hatten sich aus der Nähe und Ferne in nicht geringer Zahl ein gefunden. Da- Wetter war das erwünschteste; eine wohlthuende frische Luft verbreitete angenehme Kühle und der bei ähnlichen Gelegenheiten so lästige Sonnenbrand machte sich, zu allgemeinster Befriedigung, nicht fühlbar. Pünktlich um 11 Uhr begann das Fest mit dem Eröffnungs rennen (2500 Fuß freie Bahn), zu weichem vier Pferde in der Bahn erschienen. Der Einsatz betrug 1 Friedrichsd'or, halb Reu geld; da- erste Pferd sollte die Einsätze erhalten, das zweite den Einsatz retten, beide außerdem Ehrenpreise vom Club erhalten Herrn Vieler'- braune Stute Jlia errang in 35 Sec. den ersten, desselben Herrn Schimmelftute Limene den zweiten Preis. Da- nun folgende Trabreiten (5000 Fuß ebene Bahn), zu welchem acht Pferde, nachdem eins zurückgezogen worden, in der Bahn erschienen, erregte lebhaftes Interesse. Die nurgenannte Stute Limene hatte anfangs einen bedeutenden Vorsprung, doch kam Herrn Beyer- schwarzbrauner Wallach Chalkman auf halber Bahn immer näher heran, so daß man einen Augenblick glaubte, er werde Vorkommen; gegen das Ende der Bahn konnte er sich indeß nicht mehr behaupten und wurde von der Limene geschla gen, welche in 3 Minuten 35 Sekunden die Strecke zurücklegte. Die dritte Nummer des Programms verkündete einen sehr interessanten Match (Träbreiten, die ganze Bahn — 5000 Fuß) zwischen zwei vorzüglichen englischen Pferden, mit 1V Friedrichsd'or Einsatz. Anfang- hatte der Proponent auf seiner braunen Stute Topsy-Turvy einen nicht geringen Vorsprung, doch bald überholte ihn der Mitkämpfer auf seinem Wallach um ein Bedeutendes und gewann die Wette glänzend. Der Sieger, der die Bahn in 2 Minuten 40 Sec. durchlaufen hatte, erhält außerdem vom Club einen Ehrenpreis. Au dem nun folgenden Pokalrennen (ein und ein halb Mal die Bah») waren drei Pferde angemeldet; der Einsatz betrug fünf Friedrichsd'or. Herrn Giesecke'S engl. Schimmelwallach, Emperor, kam zuerst, in 3 Minuten 32 Sec., am Ziel an und errang den ersten Preis (silberner Pokal), dicht hinter ihm folgten Herrn Lücke'- brauner Wallach Polydor und Herrn Roßbach'- englischer brauner Wallach Poung Pyrrhus. Zm Publicum glaubte man, e- sei zwischen diesen beiden Pferden ein todtes Rennen, die Schieds richter erklärten aber, der Polydor sei um eine Kopfeslänge vorge kommen. Beide Pferde erhielten Ehrenpreise. Au dem um Mittag 12 Uhr beginnenden Verein-- Rmnen warm ursprünglich 10 Pferhe angemeldet, eins derselbm wieder zurückgezogen worden. Die Pferde gingen sämmtlich gut ab. Herrn Bieter'- Gchimmelstute Trebelli nahm sofort die Spitze, von den übrigen Pferden in dichtem Haufen gefolgt. Auf der halben Bahn brach der Tally-Ho aus und rückte der braune Wallach Harold immer näher zur Schimmelstute heran. An der vorletzten Ecke warm beide Pferde eine Zeit lang Kopf an Kopf und konnte von der letzten Ecke an die Schimmelstute sich nicht mehr behaupten. Harold'gewann mit 2 bi- 3 Pferdelängen, ihm folgte zunächst die Trebelli, dicht auf diese die Topsy-Turvy und die Du Tout. Der Sieger, der di« Bahn in 2 Minuten durch laufen , erhielt außer den Einsätzen (k 2 Friedrichsd'or) noch, eben s- wie die Trebelli, einen Ehrenpreis. Au dem freien Rennen waren fünf Pferde am Pfosten genannt. Der Sieg entschied sich sehr schnell, die braune Stute Jlia, welche zuerst die Spitze genommen, behauptete diese bis zu Ende und schlug die übrigen Pferde mit großem Vorsprung; ihr zunächst folgte Herrn Gontard's Schimmelwallach. Den Schluß bildete ein Jagd- und Hürden-Rennen, zu welchem 4 Pferde angemeldet waren; die Bahn, 5000 Fuß, war besonder- mit Hürden versehen; Einsatz 3 Friedrichsd'or. Die Pferde gingen alle gut, wechselten die Plätze mehrmals und sprangen im Ganzen auch gut. Herrn SchopeckS braune Stute Maid of Orleans kam, um einige Pferdelängen voraus, in 2 Min. 40 Sekunden zuerst am Ziele an, Polydor folgte dicht darauf. Beide erhielten Ehrenpreise. Der allgemeine Eindruck, welchen da- Rennen machte, war ein so angenehmer, wie ihn eine muntere Schaar tüchtiger Reiter auf trefflichen, theilweise ganz vorzüglichen Pferden nur immer Hervorbringen kann. Die Theilnahme einer auserlesenen Damen welt auf der Tribüne verlieh dem Schauspiel einen eigenthümlichen Reiz, die lebhafte Theilnahme, welche von der Tribüne wie von dem sonst noch sehr zahlreich erschienenen Publicum den Bestre bungen und Leistungen der Reiter gezollt wurde, verbreitete Leben und Heiterkeit über die ganze Versammlung. Kein nen- nenswerther Unfall störte den ruhigen Verlauf oder trübte die fröhliche Stimmung; und die Befriedigung, mit welcher sicherlich die Theilnehmer und Zuschauer den Rennplatz verließen, mag den Veranstaltern eines für Leipzig so seltenen Schauspiel- der beste Dank für ihre Bemühungen sein. Ein Leiterfest in Knauthain. Der hier seit wenigen Jahren bestehende, sich fortwährend an der eigentlichen bürgerlichen Gesellschaft ergänzende und darum immer wachsende Reitverein gab am Sonntag abermals anerken- nenSwerthe Beweise von der Tüchtigkeit der Schule de- Herrn Samberg. Er hatte zum zweiten Male seit seiner Gründung ein solennes Wettrennen veranstaltet, zu welchem er die Freunde der edlen Reitkunst nach Knauthain einlud. Bei vortrefflichem Wet ter fand dasselbe vor einem zahlreichen, au- der Stadt und den umliegenden Ortschaften zusammengeströmten oder in Omnibussen und Privatwagen herbeigekommenen Publicum statt. Die Damm und übrigen Gäste de- Verein- konnten dem Schauspiel von einer geräumigen, hübsch decorirten Tribüne aus zuschauen. Die betheiligten Reiter waren die Herren HauSwald, Güldner, Salzmann, Heydrich, Pctermann, Näum, Reimann, Rupprecht, Trompler, vr. Bärwinkel, Rohling, Böhme Hun. und Bereiter Peters (Nachfolger de- Herrn Funk). Wir sahen im ersten Rennen Herrn Peter- mit dem Rappen „Neger" des Herrn Trompler'siegen und Herrn Güldner mit Herrn Ritter Weinoldt'S Fuchs „Hurtig" den zweiten Preis ge winnen (das Rennen dauerte nur drei Minuten). Im Trabreiten fiel der SiegeSpreiS Herrn Näum zu, nächst ihm kam Herr Rupprecht am Ziele an (Rennzeit: 5 Min. 50 Sec.). Die-mal fiel der „Neger", vielleicht auch irre gemacht durch die störend nebenher reitenden berittenen Zuschauer, trotzdem er wohl an Schnelligkeit die übrigen Pferde übertraf, zu sehr au- der Rolle, als daß er nicht von der Bewerbung hätte ausgeschlossen werden müssen. Im SubscriptionSrennen wurde die Bahn — eine halbe Meile lang — zweimal umritten, und Herr HauSwald mit seiner englischen Vollblutstute „Anonyme" war der erste am Ziele (nach 5 Min. 15 Sec., während die Andern 35 Sec. später kamen), der zweite war Herr Böhme auf seinem Engländer „Capitain". Nun kam das Bauernrennen, an dem 6 Reiter au- der Umgegend theilnahmen. Ein ungemein schnellfüßiger Brauner de- Herrn Rose legte die Strecke in 2 Min. 28 Sec. zurück und erhielt dafür den ersten Preis, ein andere- Pferd desselben Besitzer- bekam den zweiten. Die 8teop1s-et»sso, welche da- hübsche Rennen beschloß, fand unter drei Bewerbern statt, die am Ziele in folgender Reihe an langten: weit voran wieder Hr. HauSwald minder „Anonyme", Herr Böhme mit dem „Capitain", zuletzt Herr Peter- mit der „Jane Eyre" de- Herrn HauSwald (Rennzeit: 2 Min. 20 Sec.) Die Hindernisse wurden ohne Anstand von allen drei überwunden, sie bestanden au- drei Hürden von über halbe Mann-Höhe und drei Gräben von acht Fuß Breite. — Die Reiter — die- ist eine allgemeine Bemerkung — nahmm sich alle sehr gut zu Pferde au- und legten alle mehr oder weniger Ehre ein. Nach dem Rennen zerstreute sich die geladene Gesellschaft bi- zmn Diner in dcm mit rühmlicher Gastfreundschaft geöffneten