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4232 Pracht eine- sonnigen Nachmittag- kaum ermatten ließ, hatte sich am 2. September zur Aufführung von »Marie Stuart" im Schauspielhause versammelt. Man braucht nicht weit zu suchen, um in Frau von BulyovSzky, welche mit der Titelrolle des Schillerschen Trauerspiels einen CykluS von Gastvorstellungen ein leitete, den Magnet zu erkennen, welcher die sonst öderen Räume zu füllen vermochte. ES sind nicht viele Jahre verflossen, seit ein berühmter Schrift steller Frankreichs mit prophetischem Geiste auf das Bestimmteste versicherte, Frau von BulyovSzky werde bald einen hervorragenden RuhmeSplatz in dem Tempel der Schauspielkunst sich erringen, und die Prophezeihung deS gewiegten Kenners und vielerfahrenen ManneS hat sich glänzend alS richtig bewährt. Wir hatten das Vergnügen, Frau von BulyovSzky zuerst vor drei Jahren auf der Bühne zu sehen, noch rastlos daran arbeitend, die ungeheuren Schwierigkeiten zu überwinden, die das Hineinleben in die ihr fremde deutsche Sprache mit sich brachte; aber schon damals brach ihre großartige Begabung für die höchsten Aufgaben der dramati schen Kunst siegreich durch alle äußeren Hindernisse, und man konnte von der glühenden Liebe zur Kunst und von der unge wöhnlichen Energie deS Charakters, welche der auch mit körper lichem Liebreiz geschmückten Dame eigen sind, die zuversichtliche Ueberzeugung gewinnen, daß von dieser schweren Arbeit, von diesem energischen Ringen bald auch die letzte sichtbare Spur verschwunden sein werde. Der Montag-Abend hat diese Ueberzeugung in aller Weise bestätigt. Die Rolle der Marie Stuart ist wie geschaffen für die Neigung und die Begabung der Frau von BulyovSzky, und die Künstlerin leistet in der Durchführung derselben namentlich deshalb so Großes, weil sie die gebeugte Gefangene der Elisabeth doch bis zum letzten Momente als eine Königin, eine geborne Königin darstellt. Die/er durch alles Unglück, alle Trauer, alle Hoffnungslosigkeit hindurch gehende Zug der Hoheit, der auch im tiefsten Falle und an den Stufen deS Schaffst- noch sich fühlenden Majestät — DaS ift's, was die Marie der Frau von BulyovSzky so gewinnend auSzeichnet vor der Auffassung und Darstellung der meisten andern Trägerin nen dieser dankbaren, aber auch schweren Rolle. Es thut nicht noth, hier in Einzelnheiten einzugehen; eS genügt zu sagen, daß die gefeierte Tragödin von der ersten bis zur letzten Scene gleich Vollendetes und Rühmliches leistete. Die gespannte Aufmerksamkeit de-Audi torium-, der wiederholte anhaltende Beifall, der stürmische Her vorruf nach jedem Actschluß mögen der verehrten Künstlerin Bürg schaft dafür sein, daß ihr Erscheinen auf unserer Bühne freudig begrüßt, ihr meistervolles Spiel vollständig gewürdigt und ihrem weiteren Auftreten mit Spannung entgegengesehen wird. Von den übrigen Mitwirkenden dürfen wir wohl ohne Be denken schweigen, da die ganze Besetzung der Rollen eine längst und allgemein bekannte ist. —r. Tageskalender. Stadt-Theater. 101. Abonnements-Vorstellung. Zweite Gastvorstellung der Frau von Bulyovszky vom königl. Hoftheater zu Dresden. SA o m e o und Julia. Trauerspiel in 5 Acten von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel. Personen: G-calu-, Prinz von Verona .... Herr Bachmann. Gras Paris, Verwandter des Prinzen . Herr E. Kühn. P°r"i-Häu»t.r . . . . ILch. Romeo, Montague'S Sohn . . Herr Hanisch. Rercutio, Verwandter des Prinzen, Romeo- Freund . . . . Herr Kühn-. Benvolio, Montague'S Neffe, Romeo'- Freund Herr Gitt. Tybald, Neffe de- Grafen Eapulet . . . Herr Bischofs. EapuletS Oheim Herr Pröhl. Bruder Lorenzo,) ««üncke /Herr Stürmer. Bruder Markus,/ 2"°"^ ' ' ' ' >Herr Lück. Balthasar, Romeo- Diener .... Herr Ludwig. Tin Page de- Grafen Pari- .... Fräul. Tuchler. Gräfin Eapulet - . ^ - Julia, EapuletS Tochter Julia'- Wärterin Ein Diener Montague'S .... Herr Paksy Zwei Diener EapuletS .... Ah"- /Herr Scheibe. Ein Apotheker Herr Treptau. EapuletS und Montague'S Diener. Masken. Ballgäste. Wachen. Gefolge. * . * Julia — Frau von Bulyov-zky. Anfang halb 7 Uhr. — «nde um v Uhr. Oeffentltche Bibliotheken. Stadtbtbliothek 2—4 Uhr. Bolk«bibliothek(tn dem vorm. Rathsfreischulgeb.) »bds. 7—9 N. Städtische- Museum, geöffnet von 1v—4 Uhr, unentgeltlich. Städtische Spareaffe. Eiu-ahluuge»: Montag, Mittwoch, Freitag; t ErpedittouSzett Umkzahluugeu: Dienstag, Donner<tag, Sonnabend. sVor«. 8—12 Uhr. Kündigungen: Jeden Werkeltag, Vormittag und Nachmittag. Del Vecchio « Kunst - Au-stellung, Markt, Kaufhalle, S—b Uhr. Gewerbl. Bild.-Lerein. Heute Vortrag au« der deutschen Literatur. E. A. Klemm'- Mustkalien-, Jnstrum- u. Saltenhandl., Leihanstalt für Mufik (Mustkalien u. Piano«) u. Musik-Salon, Neumarkt, hohe Lilie. Atelier vom Hof-Photographen V. SoAnuku»,: Hotel de Pruffe. Photographische- Atelier von A. Brasch, König«straße Nr 11. Pottrait-Bifltenkatten pr. Dtzd. 4 Photographien von 1 an. F. A. Mutze, Dachdeckermeister, Weststraße 55, empfiehlt sich zu Schiefer- und Ziegeldachreparaturen, reop. Umdeckungen und Neu bauten bei billiger und reeller Bedienung. Ernst Gebhardt, Bad zur Sentralhalle, empfiehlt Wannen-, Dampf- und Donche-Bäder, so wie Han-bäder zu jeder Tageszeit. Sovhien-Bad, Reichel- Gatten, Dorotheenstraße Nr. 1. Dampfbäder für Damen täglich von l—4 Uhr, für Herren täglich von früh 8—»/,1 und Nachmittag« von 4—8 Uhr. Wannen- u. Hau-bäder zu jederTageSzeit. 873. Am untengesetzten Lage bei der Leipziger Produete« - Börse in Platz- wie in Termin-Geschäften (durch „loco", auf der Stelle, und „p."» d. h. pro, zu späterer Lieferung, angedeutet), bezüglich ») des Oele- für 1 Zoll-Eentner, d) de- Getreide- und der Oelsaaten für 1 Dre-dner Scheffel (daneben auch für 1 Preuß. WiSpel), «) de« Spiritu- für 122'/, Dresdner Kannen oder 1*/, Eimer 2*/» Kannen (---- 100 Preuß. Quart) vorgekommene Angebot--, Verkauf-- und Begehr--Preise (mit „Bf.", Briefe, „bz.", bezahlt und »Gd.*, Geld bezeichnet) nach Thalern ausgeworfen. Rüböl lovo: 12»/4 Bf.; p. September, Oktober, ingl. p. Oktober, November ebenfalls 12>/a Bf. Leinöl lovo: 13 «p Bf. Mohnöl lovo: 18»/« Bf. Weizen, 168 8, braun, lovo: nach Qualität 5?/, bis 6?/,4 Bf., 5r/z bis 6»/» bez. (nach Q. 68 bis 75»/, «L Bf., 68 bis 75 bz) Roggen, 158 8, lovo: alter, nach Q. 3"/», —41/4 Brf. und bez.; neuer, nach Qual. 4»/,4 bis 4»/, Bf., 41/4 bis 4»/, bz. (alter, nach Qual. 47 bis 50 Bf. und bz.z neuer, nach Qual. 51»/, bis 52 Bf., 51 bis 52 «p bz.z p. September, Oktober 49»/, «L Bf.; x. Oktober, November 50 ^ Brf.; p. November, December 51 Bf., 50 bz.; p. November, December, Januar, in gleichen Raten, 50 Brief.) Gerste, 138 8, lovo: nach Qualität 2»»/», bis 3»/s bz., 3 «P Gd. (nach Qual. 35 bis 38 bz., 36 <*P Gd.) Hafer, 98 8, lovo: nach Qual. N/, bi- 1^/4 bz., 1"/,4 Gd. (n. Qual. 20 bis 22 bez., 20»/, a? Gd.) RappS, 148 8, lovo: 7 Geld. (84 «P Gd.) Winter-Rübsen, 148 8, lovo: 6»/4 «-5 Gd. (75 Gd.) Spiritus, lovo: 22 «L Bf, 21»/, aL Gd; p. September ebenfalls 22 Bf., 21»/, ^ Gd.; p. Oktober bis Decbr., in gleichen Raten, 19?/, «js Gd.; p. Oktober bis Mai, eben so 19»/e Gd. Leipzig, am 3. September 1861. hä Skretschmann, Seer. AL. Seite 4l87 d. Bl. ist bei der Gerste statt „3»»/i," zu lesen: 2»»/»,. Israelitische Reliqiousgemeinde. KottesüleM rull MuMrskeste. Mittwoch den K. September: Abendgebet 6»/, Uhr, eingeleitet durch Vortrag Donnerstag den S. Sept.: Morgengebet 7 Uhr; Predigt 9 Uhr; Abendgebet 6»/, Uhr. Freitag d. v. Sept.: Morgengebet 7 Uz Predigt 9 U. Fräul. Huber. - » Frau Ticke. Bekanntmachung. Am Vormittage deS 31. v. MtS. ist einer Einkäuferin auf hiesigem Marktplatze im Gedränge ein grünledernes Portemonnaie, in welchem sich 3 einthälerige CassenbilletS, 1 österreich. Thalerstück, circa 2 Lhaler in einzelnem Gelbe und ein Lotterieloos zur dritten Classe der 60. Lotterie befunden haben, aus der Tasche ihre- Kleide- entwendet worden. Wir bitten um baldige Mittheilung aller bezüglich diese- Taschen diebstahls etwa bekannt gewordenen näheren Umstände. Leipzig, den 2. September 1861. Da- Polizei-Amt de, Stadt Leipzig. . Metzlsr. Bausch.