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Gartenkunst zu pflegen. Wie vielen derselben ist es eine innige und lohnende Freude, wenn sie Mühe und Kosten, die damit ver- Kunden sind, durch eine prächtige Blumenflor gekrönt sehen. Wo ein so tief in Fleisch und Blut der Bevölkerung einqewachsener Sinn für Gartencultur inne wohnt, daß sich da- Johanni-sest gleichsam zu einem Blumenfest umgestaltet hat, daß fast kein Fest und keine Trauer ohne Blumen und Früchte gefeiert werden kann, da kann kein Zweifel obwalten, daß die Begründung einer Garten baugesellschaft in Leipzig ein Bedürfniß ist. Da- Bedürfniß dafür tritt aber noch fühlbarer hervor, wenn wir auf die zweite Frage „welchen Zweck hat man sich dabei gedacht?" näher eingehen. Der Zweck der zu begründenden Gartenbau- gefillichaft soll sein, durchs periodische Versammlungen nicht nur die G legenheit zu einem Austausch der gesammelten Erfahrungen in diesem Fache zu geben, sondern auch durch abzuhaltende Vor träge, theils von Fachmännern, theil- von Männern der Wissen schaft eine sachgemäße Anregung und Belehrung darzubieten. Die Vorlegung interessanter oder hervorragender Blumen und Früchte, die daran geknüpfte Belehrung über deren Heimath, Pflege rc, da- Halten von Zeitschriften, periodische Blumen- und Frucht- Au-siellungen, die auszulegende Correspondenz mit au-wärtiqen Gartenbaugrsellschaften würden eben so viele Mittel sein, den Zweck unserer Gesellschaft: „den Sinn für Gartencultur in un serer Stadt zu festigen und zu heben", zu fördern. Gehen wir endlich zu der dritten uns selbst gestellten Frage über: „welchen Nutzen hat man hiervon zu erwarten", so erqiebt sich derselbe nach dem Mitgetheilten fast von selbst. Die Mitglieder unserer Gesellschaft werden die Mittel an der Hand haben, sich rasch von allem Neuerschienenen in Kmntniß zu setzen und e- in Auaenschein zu nehmen, sie werden fortwährend am besten von den Bezugsquellen unterrichtet sei« und Gelegenheit haben, sich mit der zweckmäßigsten Behandlung und Forterzeugung älterer und neuerer Gewächse vertraut zu machen. Der Privat garten besiher wird hierdurch mit einem Worte in dm Stand gesetzt sein, sich für die Zukunft so manche zeither gehabte bittere Täu schung zu ersparen. Jedenfalls wird aber die Gartenbau-Gesell schaft für Fachmänner wie Privaten eine mächtige Anregung sein, Leipzigs Rubm auch auf dem Gebiete der Gartencultur, wetteifernd mit einer Menge anderer Städte unseres weiteren Vaterlande-, fortzusetzen. Der von dem Begründung-- Comite vorläufig au-gearbeitete Statuten-Entwurf wird Ihnen so ebm mitgetheilt werden und Sie mit dm vorläufig festgestellten Rechten und Pflichten der einzelnen Mitglieder bekannt machen". Gegen 70 Anwesende haben durch Unterschrift ihren Beitritt als Mitglieder erklärt. In nächster Zeit findet eine Generalversammlung statt. Lola Monte;' letzte Schicksale in den Vereinigten Staaten. Hierüber bringt da- „Ausland" in einem Briefe au- San Francisco folgende, an die letzten Ereignisse im Leben der Ge, nannten anküpfende Mlttheilungen: Lola Montez, die gewohnt war, mit offenen Händen zu geben, deren leidenschaftliche- Temperament für jeden Eindruck empfäng lich war, der trotz der Bekanntschaft mit Tausenden von Menschen doch alle Menschenk,nntniß abging, sie ruht jetzt verwaist auf dem Kirchhofe von N-w-Pork, ohne daß ein befreundete- Wesen sie auf diesem letzten Wege begleitet, ohne daß Einer der Tausende, denen sie Gute- gethan, sie während ihrer letzten Krankheit ge pflegt hätte. Der plötzliche Tod eine- jungen Schauspieler-, Namen- August Follin, mit dem sie von hier früher nach Australien reiste, welcher auf der Rückreise in Honolulu ertrank, hatte einen sehr schmerz lichen Eindruck auf Lola Montez gemacht, indem sie sich als die Ursache seines frühen HinscheidenS anklagte; sie suchte daher für dessen kleine Kinder zu sorgen, indem sie nach dem Verlust ihre- VermögenS in Großvalley (zum Theil durch Feuer, zum Theil durch mißbrauchte- Vertrauen) für etwa 10,000 Dollar- ihre Diamanten hier verkaufen ließ und da- Erträgniß in einem Testa ment den genannten Kindern No8l und Karoline Follin vermachte, um denselben im respectiven Alter von 25 und 21 Jahrm auS- gezahlt zu werden, die Zinsen aber inzwischen zu ihrer Erziehung zu verwenden. Diese- Testament schloß mit den Worten: „Damit sie erzogen werden in der Liebe zu Gott und der Kenntniß seines Charakrer- und seiner Attribute, wie sie un- in feinen Worten offenbart und in seinen Werken augenfällig gemacht werden; e- ist daher mein Wille, daß sie auf- Gründlichste in den Prtncipien und in den Schulen unterrichtet werden, welche man als spiri- rualistisch bezeichnet." Ich gebe diesen Auszug, um zu zeigen, daß Lola Montez schon damals den Einflüsterungen dieser Geister- klopfee Gehör schenkte. Al- sie darauf nach New, Bork zurückkehrte, lernte sie dort eine Schwester Follin'- kennen, welche fie adoptitte und als Minute Monte- auf die Bühne brachte, wofür Ihr aber da- nöthige Talent zu fehlen schien; sie ist e-, welche später verheirathet ihre Wohlthäterin verläugnete, al- sie von derselben in Broadway angeredet wurde. Diese Seme ward von einem Augenzeugen wie folgt beschrieben: „Nach längerer Trennung beaegnete fie ihrem Schützling in Broadway in Gesellschaft einer Dame de- bessern Ton-. Mit offenen Armen auf sie zueilend, tritt diese kalt zurück und bemerkt: „Ich kenne Sie nicht, Madame!" und droht selbst mit der Polizei, al- Lola sie an die Vergangenheit erinnerte, da sie an solche Herzlosigkeit nicht glauben kann. Eine Art Schlag« krampf war die Folge dieser GemüthSaufregung; mit Mühe er reichte sie ihre Wohnung, aber ihre Kraft war für immer ge brochen." Diese Undankbarkeit und die Entdeckung, daß ein berühmter Spiritualist, in welchen sie blinde- Vertrauen setzte, seine Geister klopferei nur benutzt hatte, um sie und da- Publicum zu hinter- gehen, wirkten niederschlagend auf Lola'- Gemüth. Zwar hielt sie noch Vorlesungen in verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten, wie kn England, pubkicirte auch ein Werk über die Künste der Toilette; allein ihre Ansichten von der Welt und von sich selbst waren schon sehr verschieden von dem AuSsprucke, wel chen sie 1851 machte, als sie mit Kossuth auf demselben Dampfer in New-York eintraf. „Wir sind Beide Humbug-", sagte sie, „nur mit dem Unterschiede, daß ich e- gestehe und er nicht", eine Aeußerung, welche nicht ohne Scharfsinn ist. Ihre Kräfte schwanden mehr und mehr; sie miethete sich bei einem schottischen Blumenhändler Namen- Buchanan ein, dessen Frau sie in früheren Jahren in Schottland kennen gelernt hatte und welcher einen hübschen Landsitz ln Astoria auf Long-Island bei New-Pork b.saß. Europäische Zeitungen verbreiteten die Fabel, daß Lola dort von der Frau de- Präsidenten Buchanan (welcher, wie bekannt, Junqgesell ist) während ihrer letzten Krank heit gepflegt wurde, während <S jene Schottin war, welche durch erheuchelte Freundschaft sich von Lola Montez Alle- üderschreiben ließ, wa- fie besaß, unter dem Versprechen, bis an ihr Ende auf- Liebevollste verpflegt zu werden, unter Andern auch die ihr von ihrem früher« Manne Herrn Heald au-gesetzte Pension von einigen Tausend Thalern. Aber wie schmählich erfüllte diese Person ihr Versprechen! Al- Lola'- Zustand bedenklicher ward, ließ MrS. Buchanan sie im vorigen Herbst zur Stadt bringen und miethete eine schlecht meublirte Wohnung, in deren Hinkerzimmer sie eine arme irlän dische Familie einquartierte, um Lola zu pflegen. Der Redacteur einer Zeitung, früher mit Lola bekannt, be suchte sie m diesem miserablen Quartiere und war so empört über die Art, wie die arme Invalide gebettet und gepflegt war, daß er sich an die „LadieS Christian Association" wandte, um ihr eine bessere Wohnung und Aufwärterin zu verschaffen; allein von der Vorsteherin diese- „christlichen" Institut- ward er abae- wiesen, weil sie nur „gute Christen" annehmen könntm. So lag die Aermste fast völlig paralysirt mehrere Wintermonate im ungeheizten Zimmer, und wenn sie dasselbe mit Mühe verließ, um irgend eine Erfrischung zu erbitten, so ward sie von dem elenden Weibe, welche- zu ihrer Pflege angestellt war, auf die roheste Weise und, wie eS heißt, bei den Haaren zurückgezogen. Ein Geistlicher, Herr Francis L. HawkS, welcher ihr die letzten Tröstungen der Religion brachte und welcher sie al- eine reuige Christin bezeichnet, fand sie auf einer schmutzigen Mattatze ruhen, ohne Bettstelle, eine alte Fußcecke gegen die Fenster genagelt statt der Gardinen, die Meubel re- Zimmer- au- einem gemalten Tisch und zwei Stühlen bestehend. Er beschreibt die Todtenscene als daS Schrecklichste, waS ihm je begegnet, da die Sterbende sich von Dämonen umgeben und bedroht glaubte, welche- sie während der letzten beiden Tage in den fürchterlichsten Lauten nach Hülfe schreien machte. So endete die Gräfin Landsftld; sie, welche dm raffinirtesten Luxu- gewohnt gewesen und der von allen Elasten der Gesellschaft gehuldigt worden, fiel ein Opfer der Undankbarkeit, der Habgier und der Brutalität. — Auf ihrem Grabsteine stehen die wmigm Worte: Elisa Gilbert starb am 17. Januar 1861. Zur Tageschrontk. Leipzig, dm 5. Sevtember. Gestern Abmd gegm 10 Uhr gerieth in der Nähe de- Wlndmüblenthores ein Ftacre mit Pferd und Wagen in die der neuen Ga-röhrenlegung wegm au-gegrabene Vertiefung. Der Kutscher so wie die in dem Wagm sitzenden beiden Personen kamen ohne Verletzung mit dem Schrecken davon, doch ergab es sich, al- man nach vieler Mühe das Pferd und dm Wagm au- der Vertiefung herau-gearbeitet hatte, daß erstens nicht unbedeutend verletzt und letzterer arg beschädigt war. Heute Vormittag erhängte sich ln seiner auf der Karollnen- straße gelegenen Wohnung der Lohnkellner St. von hier. Ein schmerzliches körperliche- Leiden scheint dm Vorsatz zum Selbst morde in de«selbm hervorgerufen zu haben. -tz?