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4278 in unserer Stadt noch bestehende und deshalb stets auf einen ver- hältnißmäßig sehr hohen Pachtzins zu rechnen sein dürfte; daß ferner deren künftige Lage, welche wegen unmittelbarer Nähe des Friedhofes größere bewohnbare Gebäude nicht zuläßt, auf lange Zeit eine isolirte bleiben, und die jetzt begonnene Erbauung der neuen Schleußt auf der HoSpitalstraße einen bequemen Abzug der Gewässer ermöglichen wird." „Hierzu kommt noch, daß dem Pachter der Oekonomie auch die Reinigung der Friedhöfe, so wie die Abfuhre des Straßen- düngerS in einigen Theilen der Vorstädte obliegt, eine Verbind lichkeit, die jetzt, wo bei der Vergrößerung der benachbarten Dörfer durch Häuserbau der Mangel an Dünger immer geringer wird, und die von den Landwirthen der Umgegend sonst gern gratis, jetzt aber blos noch gegen namhafte Bezahlung besorgte Räumung der städtischen Abtrittsgruben übernommen wird, schwerlich noch als ein Vortheil betrachtet und beim Aufhören der Oekonomie der Stadt nicht unwesentliche Kosten verursachen wird." „Wir halten eS auch für nothwendig in dieser Gegend der Stadt und zwar in größter Nähe einiges Feldareal zu Ablagerung von Schnee und Eis disponibel zu haben, dessen Transport nach anderen oder noch weiter gelegenen Plätzen diese ohnehin schon bedeutenden Kosten noch vermehren würde. Ueberhaupt dürfte bei der notorischen Umgestaltung der Dorfschaften in der Umgebung unserer Stadt, welche durch fortwährendes Eingehen der Oeko- nomieen in denselben immer mehr d,S Ansehen von Fabrikdörfern erhalten, es wünschenswerth ftin, in der Stadt selbst eine gewisse Anzahl von Geschirren bei der Hand zu haben, über welche na mentlich in solchen Fällen, wo zugleich von hiesigen Einwohnern die vorhandenen Fuhrwerke mehrseitig in Anspruch genommen werden, der Behörde ein contractlich festgestelltes Dispositionstecht zusteht, und wenn von Seiten mehrerer Aerzte der Fortbestand einer größeren Oekonomie gewünscht wird, so dürfte auch dieser Punct einiger Berücksichtigung werth sein, und der zahlreiche Zuspruch von Patienten zum Genuß der frischen Milch im Stalle, besonders in den Frühstunden bestätigt die Richtigkeit dieser Ansicht. „Einen Hauptgrund gegen die Einzelverpachtung der Felder finden wir aber noch in der bei einem früheren derartigen Ver suche gemachten Erfahrung, daß für die links der Bornaischen Chaussee gelegenen Feldstücke zwar annehmbare Gebote erfolgten, dagegen für die rechts nach Connewitz zu befindlichen weniger Pachtliebhaber sich zeigten und die Verpachtung im Ganzen daher einen höheren Ertrag gewährte. „Ein gleiches Resultat dürfte auch jetzt sich wieder ergeben, und wenn selbst die erste Verpachtung im Einzelnen einen nam haften Pachtzins gewähren sollte, so möchte dies mehr in der jetzigen anerkannt guten Beschaffenheit der Felder seinen Grund haben, welche für die neuen Pächter auf mehrere Jahre einen guten Ertrag hoffen läßt. Ob dies aber auch künftig so bleiben würde, wenn die Felder von den zeitweiligen Pachtinhabern viel leicht in weniger gutem Stande erhalten, ausgesaugt oder sonst deteriorirt würden, läst sich wohl mit Recht bezweifeln. „Glauben wir nun hierdurch einige der hauptsächlichsten Gründe dargelegt zu haben, welche uns zu dem Beschlüsse, die Oekonomie nicht eingehen zu lassen, geführt haben, so wollen wir doch auch nicht unerwähnt lassen, daß bloS die sorgsame Verwaltung der Vorsteher des Johannishospitals sowohl in einer längst vergan genen wie in neuerer Zeit, und ganz besonders der immer gele gentlich fortgesetzte Ankauf von Feldareal unS die Mittel verschafft hat, der Anstalt eine vergrößerte und den Zeitverhältnissen ent sprechende Einrichtung geben zu können, und daß gerade die mit dem Institute verbundene Landwirtbschaft es gewesen ist, welche zu dem Ankäufe von benachbartem Feldareal hingewiesen hat, und dadurch eine Quelle finanziellen Segens geworden ist. Es liegt aber die Vermuthung nahe, daß man mit Aufhören der Oekono mie auch dieses Princip verlassen wird, dessen Fortführung aber trotz der mannigfachen Veränderungen in der Umgebung unserer Stadt zur Zeit noch räthlich sein dürfte. „Wir sind deshalb auch vor den Kosten der Herstellung neuer Oekonomiegebäude nicht zurückgeschreckt, welche wir selbstverständ lich in der einfachsten und wenigst kostspieligen Art auszuführen beabsichtigen würden. Daß wir auch manche andere dem Oeko- nomiepachter zeither zugeflossene Revenüen zurückziehen und z. B. dm an der Friedhofsmauer befindlichen mit Obstbäumen bepflanz- ten Raum aus dem Pachtcontracte entnehmen und dort Gärten anlegen würden, wollen wir bloS, beiläufig erwähnen. „Immerhin würde vor dem Herbst des künftigen Jahres eine Verlegung der Oekonomie nicht stattfinden, und dann zu Herstel lung eines neuen Wohngebäudes für HoSpitaliten geschritten wer den können, und dies veranlaßt uns noch Einige- über die Ver änderungen hinzuzufügen, wie sich unsere Deputation solche ge dacht hat. „Wir habm bereits oben erwähnt, daß die Verpflegung durch einen besonder- dazu angeftellten Oekonomen geschehen soll. ES ist eine uralte Einrichtung unsere- Ho-pital-, daß die Speisung der darin aufgmommmm Personen nicht, wie die- wohl in man chen anderen Instituten geschieht, gemeinschaftlich in größeren Sälen erfolgt, oder daß überhaupt statt der Speisung ein Geld äquivalent gegeben wird, sondern daß die Speisen denselben zuge tragen werden. E- kann nicht fehlen, daß durch da- Tragen über den Hof, resp sogar über dm Friedhof und bi- an die ein zelnen Etagen, die Speism zuweilen in etwa- erkaltetem Zustand, an die Empfänger gelangen, was zu deren Schmackhaftigkeit aller dings nicht beitragen kann. Zu Verringerung diese- UebelstandeS, wenn auch nicht zu dessen gänzlicher Entfernung, würde, wenn überhaupt dieser Speisemodus beibehalten werden sollte, e- aber ge wiß beitragen, wenn man die Wohnungen der HoSpitaliten mehr zu concentriren suchte, und hierauf ist der Vorschlag unserer De putation gerichtet, an der Stelle der jetzigen Kuhställe ein neue-, zugleich zu Aufnahme einer größeren Zahl von Personen dienen des Wohngebäude zu erbauen, das jetzige in der Mitte de- Hofe- stehende Stall- und Taubenhaus abzubrechen und den ganzen Hof in einen Garten für die HoSpitaliten umzuwandeln. — Es würde dadurch nicht blos der Vortheil erlangt, daß auch den nach dem Hofe gelegenen Wohnstuben eine freiere und gesundere Aus sicht gewährt, das Austräger, der Speisen weniger beschwerlich gemacht, die Aufsicht über das Haus und deren Bewohner wirk samer ausgeübt, auch der Besuch der einigemal wöchentlich statt findenden Andachtstunden erleichtert, sondern auch den HoSpita liten das Gartenvergnügen erhalten würde, welches ihnen zur Zeit der gegenüber an der Hospitalstraße liegende Garten gewährt. Der letztere würde dadurch ganz disponibel und einen sowohl zu öffentlichen Zwecken wie zu einem Privatbaue sehr gut gelegenen Bauplqtz abgeben, dessen Verkauf einen namhaften Beitrag zu den Baukosten liefern würde, welche durch ferneren Verkauf ent behrlich gewordener Gebäude und Areals an der Dresdner Straße sich leicht würden decken lassen. „Wenn nun durch Ausführung dieser Idee dem jetzigen Be dürfnisse sattsame Genüge geleistet würde, so dürfte auch einer ferneren Erweiterung des Instituts in späterer Zeit hierdurch sich kein Hinderniß entgegenstellen, ja es würde solche ihr»n eigent lichen und schönsten Abschluß finden, wenn nach Evacuirung der jetzigen ersten Abtheilung des alten Friedhofs die etwa gestiegene Bevölkerung Veranlassung geben sollte, auch auf der östlichen Seite, da wo jetzt die Scheunen stehen, ein ähnliche- Gebäude zu erbauen." Das vom Ausschuß hierüber abgegebene Gutachten lautet: Die Oekonomie des Johannishospitals enthält laut Comm. vom 6. März 1850 287 Acker 205 ÖR. Areal; dafür wird ein Pachtzins an jährlich 4390 Thlr. gezahlt. Der Ausschuß kann sich überzeugt halten, daß die Oekonomie des Johanni-Hospitals in rüstigen Händen, daß der Pachtzins, welcher jetzt gezahlt wird, ca. 151/4 Thlr. per Acker, ein guter oder doch angemessener sei, und er kann vielleicht auch annehmen, daß Beschwerden über Verpflegung der Hospitaliter, einer früheren Zeit angehören mögen, dennoch muß er in der vom Rathe jetzt angegebenen oder zuge standenen Notwendigkeit, die Gebäude der Oekonomie zu erneuern und an einen andern Ort zu verlegen, sich abgeschreckt fühlen, einer Verlängerung drs Pachtes zuzuftimmen. Die Kosten de- Aufbauens einer neuen Oekonomie sind bedeutend und sie annähe rungsweise zu 40,000 Thlr. angenommen, — so verschlingen die Zinsen derselben jährlich ungefähr die Hälfte des Pachtgeldes, welches jetzt erzielt ist. Der Ausschuß hält es ebenfalls für wünschen-werth, daß die Beköstigung der Hospitaliter, nicht von fremdem Interesse abhängig bleibe, sondern selbstständig besorgt werde; es liegt nahe, dabei an die hiesige, allein auf Gemeinnützigkeit basirte Speiseanstalt zu denken. Deren Geschäftsraum ist ohnedies ein ungünstiger; bei einer Verlegung in die Nähe der Herberge der Hospitaliter, werden, wie der Ausschuß vertraut, die Vorsteher jener Anstalt um so wahrscheinlicher der neuen Aufgabe sich unterziehen, als, je größern Absatz sie erreichen, desto billiger oder reichlicher sie liefern können und eine Vermehrung ihrer Wirksamkeit ihnen nicht eine Last, sondern nur eine Freude sein wird. Mit dem Gedanken der Anstellung eines besonderen Oekonomen für die Beköstigung der Hospitaliten kann der Ausschuß sich daher nicht befreunden. Wenn die Verwaltung de- Hospital- in neuerer Zeit durch Veräußerung von Bauplätzen rc. besonder- vortheilhaft gewesen ist, so berechtiget die- nicht, bei der ssch jetzt aufwerfenden Frage, wie die Oekonomie am vortheilhaftesten zu verwerthen? nun auch einmal unnützlich zu verfahren. Die Stadt besitzt in Pfaffendorf bereit- eine geschlossene Oeko nomie; wie diese jetzt schon zum Weichbilde der Stadt gehört, so wird dieselbe auch bald nach Eröffnung de- Herrmann'schen Grund stücks von den Wohngebäuden der Stadt erreicht werden. Wer also ein große- Gewicht darauf legt, daß die Stadt eine geschlossene Oekonomie, in der insbesondere frische warme Milch von der Kuh weg verabreicht wird, in ihrem Raume besitze, ist durch jene- Besitz thum befriediget. Go lange e- Felder um die Stadt herum giebt, so lange Milch von der Kuh weg ein Bedürfniß ist, wird e- aber auch in Leipzig Oekonomie« und dergleichen Milch geben. Da- Bedürfniß ist der beste Regulator. Jetzt bestedeü an Milchwirth- schäften noch die de- Herrn Postmeister- Regel »en-, Herrn Regel- jun. und Herrn Voigtländers und werden die Felder de-