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rss G Bemerken zurückgestellt, die übrigen Maaren würde die Bestellerin behalten. Am Tage der Anzeige habe er jedoch in Erfahrung ge bracht, daß die betreffende Kunde gar keine Bestellung gemacht, er vielmehr durch eine Schwindlerin betrogen worden sei. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich zunächst auf ein frü heres, damals in Halle wohnhaftes Dienstmädchen der angeblichen Bestellerin. Die sofort angestellten Erörterungen waren jedoch ohne Erfolg, da festgestellt wurde, daß die Bezüchtigte um die fragliche Zeit und vorher gar nicht hier aufhältlich gewesen war. Eben so erfolglos blieb eine hierauf bezügliche polizeiliche Bekannt machung im Tageblatte. Anfangs October vorigen Jahres zeigte ein anderer Kaufmann, Inhaber eines Kurzwaarengeschäfts, an, innerhalb der letzten vier zehn Tage sei ihm aus einem vermuthlich unverschlossen gewesenen Pulte ein goldner Ring nebst mehreren Photographien rc. entwen det worden, neuerdings vermisse auch seine Ehefrau aus ihrem Kleiderschranke ein schwarz und weiß carrirtes Kleid. Da die Vermuthung nicht fern lag, die Diebin werde das Kleid in dem ursprünglichen Zustande zu tragen Anstand nehmen und jedenfalls ihm eme andere Farbe geben lassen, so wurden auch in dieser Hinsicht die Erörterungen ausgedehnt. Nach Verlauf von etwa sechs Wochen wurde ermittelt, daß in einer hiesigen Schön färberei sich ein seidenes Kleid befinde, welches eine Frauensperson dorthin gebracht, um eS schwarz färben zu lassen; eS hatte die Nummer 6783 erhalten und war ursprünglich schwarz und weiß carrirt gewesen. Durch Zufall wurde der Name der Ueberbringerin festgestellt und letztere auch von dem Ladenmädchen im nur gedachten Geschäft mit Bestimmtheit recognoScirt. , Die Folge war ihre Verhaftung. Bei der AuSsuchung fanden sich eine große Anzahl Gegen stände vor, über deren redlichen Erwerb sie sich nicht sofort auS- weisen konnte; unter andern auch in einem Portemonnaie da fragliche Farbezeichen, so wie auffälliger Weise eine beträchtliche Anzahl von Luxusgegenständen, welche ausschließlich zum Gebrauch des männlichen Geschlechts bestimmt sind, wie Cigarrenetuis, Aschen becher, i/is Kistchen Cigarren u. s. w. Ebenso fand man auch die obgedachte Crinoline nebst Moirerock, nicht minder eine Mehrzahl Bücher u. s. w. Die Bezüchtigte, Marie Auguste Mathilde V. von hier, 25 Jahre alt, räumte auch alsbald den unredlichen Erwerb aller dieser, so wie der später bei ihr und dritten Personen aufgefun denen Gegenstände nach und nach ein. Zunächst gestand sie den Eingangs gedachten, unter Über reichung der Visitenkarte nebst Brief verübten Betrug zu. Dann, vermochte sie nicht in Abrede zu stellen, daß sie in der Zeit von Ostern vorigen Jahre- bis zu ihrer Verhaftung theils aus der Wohnung, theils aus den GeschäftSräumlichkeiten des obgedachten KurzwaarenhändlerS, in dessen Familie sie eine- besondern Ver trauens sich zu erfteuen hatte, nach und nach Cigarren-, Visiten- kartentäschchen, Briefmappen, Riechfläschchen, Perlarmbänder, Näh etuis, Bouquethalter, Koralleuketten, Barbierpinsel, Portemonnaies, Haarbürsten, ein Photograpbienalbum, Stickereien, Broch«, eine Garnitur Handknöpfchen, Kämme, Kleiderbürsten, verschiedene seidene Bänder, wollene und Plüschftoffe, Häkelnadeln, ein Kistchen mit 100 Stück Probe-Cigarren, so wie das vorgedachte schwarz- seidene Kleid, im Gesammtwerthe von 65 Thlr. 3 Ngr. 6 Pf., in der Absicht der Aneignung an sich genommen, auch theüweise an dritte Personen verschenkt zu haben. Im Laufe der Vorörterungen war die V. weiter geständig, unter Benutzung des Zutrittes, welchen sie im Wohnhause eines in der Nähe gelegenen Rittergutes hatte, im Laufe des Winters 1860 zu 1861 bei zwei besondern Gelegenheiten in Abwesenheit der Gutsherrschaft einmal sechs Bücher (Goethe'S, Lenau's,.UHlandS Gedichte, Klettke'S Album deutscher Dichter, DullerS Fürst der Liebe und das Buch der Braut, im Werthe von 1 Thlr. 25 Ngr., so wie eine auf 7 Ngr. 5 Pf. geschätzte Bonbonniere und dann aus einmal 14 Stück weiße und 2 Stück bunte Vorhänge, 1 Spitzen- tuch, 1 Jaconnetkleid, 2 Kragen, 1 Paar Unterärmel, 1 Ponceau- Shawl, 2 Stück seidene und zwei dergleichen baumwollene Vor- hang-auasten, im Gesammtwerthe von 33 Thlr. 15 Ngr. wider rechtlich sich angeeignet zu haben. Bezüglich der Bücher wollte sie diese Absicht erst später, nachdem sie selbige gelesen, gefaßt haben. Ferner hatte die Augeschuldigte eingeräumt, im Laufe der letzten vier Monate vor ihrer Verhaftung au- einem auf der Grimma schen Straße belegeneu Spitzen-, Tüll-, Seiden- rc. Waarengeschäft, wahrend ihr Maaren zur Auswahl Vorgelegen haben, zu drei ver schiedenen Malen heimlich seidene- Band im Werthe von 3 Thlr. 15 Nar., 3 Thlr. und 2 Thlr. 15 Ngr. weggenomme», so wie in der MichaeliSmeffe 1862 von dem in der Nicolaistraße hier befind lich gewesenen Berkauf-hau-stavde eine- Händler- au- Posen ein Packet mit vier wollen« Kopfputzen im Werthe von zusammen 3 Thlr. 15 Ngr., welche- angeblich vom Regale herabgefaÜ«, heimlich aufgehoben und an sich behalt« zu haben. Bezüglich zweier silberner Theelöffel, im Werthe von 20 Ngr., welche gleichfalls bei Gelegenheit der Lu-suchuua in ihre« Besitze vorgefunde» Word« war«, hatte die V. augegev«, dieselben vor drei bis vier Jahren au- der GutSwohnuvg zu Kochftädt, al- sie beim Reinig« und Aufräumen de- Geschirres geholfen, ohne Vor- wisseu de- EigeuthümerS weggenommen zu haben. Außer diesen Diebstählen gestand sie auch noch zwei Betrügereien zu, welche sie theils in einem am Markte belegen« Seidenwaaren- uud Commissionsgeschäft, theil- in einer auf der Grimma'schen Straße befindlichen Seiden- und Modewaarenhandlung verübt hatte. An beiden Orten hatte sie iw der ersten Hälfte des Monats December 1860 den Verkäufern vorgespiegelt, sie sei von einer in den fraglichen Geschäften bekannten Putzhändlerm beauftragt, Bastkleider zu entnehmen. Ihr sicheres Auftreten ließ dieselben m die Wahrheit ihrer Aufträge keinen Zweifel setzen und bestimmte sie zur Aushändigung von beziehentlich zwei Bastkleidern im Werthe von 16 Thlr. 15 Ngr. und einem dergleichen von gelber Seide im Werthe von 8 Thlr. an die An geschuldigte, welche die Stoffe, für den Fall daß sie keinen Beifall fänden, sofort zurückzubringev versprochen hatte. Daß letztere Zusage nur ein bekannter Kunstgriff von Schwindlern ist, braucht kaum bemerkt zu werden. Sie ver brauchte die Stoffe in eigenen Nutzen. Bei dem unumwunden«, mit den sonstigen Erörterungen in der Hauptsache übereinstimmenden Geständnissen der Angeklagten war die Verhandlung von verhältnißmäßig kurzer Dauer, da eine Zeugenabhörung nicht erforderlich war. Sie wurde wegen aller dieser, theils als einfacher, theils als ausgezeichneter Betrug, theils als einfacher Diebstahl, theils als ein solcher unter erschwerenden Umständen verübter, angesehenen Ver brechen zu einer dreijährigen Arbeitshausstrafe verurtheilt. Den Vorsitz bei der Verhandlung führte Herr GerichtSrath von Metzsch und waren die Anklage und die Vertheidigung durch die Herren Staatsanwalt Barth und Advocat G. Simon vertreten. Als HülfSrichter fungirte Herr Actuar Hauhold. Verschiedenes. In der am 14. ds. MtS. zu Ende gegangen« Neujahrmeffe haben im Ganzen 216 Musikanten und Sänger, so wie 6 Taschen spieler, Bauchredner, Akrobaten rc. vom Polizeiamt Erlaubniß zu Production« an öffentlichen Orten erhalten. Diejenigen Mustk- und Sängergesellschaften, welche sich in geschlossenen Räumen pro- ducirt haben, hatten 121 Mitglieder in 37 Parteien, die Anzahl der Straßenmusikanten betrug 93 Personen in 13 Parteien. Von den 121 Sänge« und Musikern waren 17 auS dem Königreich Sachs«, 81 aus Oesterreich, 19 aus Preußen und 6 auS andern deutschen Ländern; von den 93 Straßenmustkanten waren 64 an dern Königreich Sachsen und 29 aus Preußen. Seit mehreren Tagen sind aus der diesigen Pestalozzi-Stiftung drei in gleichem Alter (14. Jahre) steyende Zöglinge entlaufen. Trotzdem nun Gewißheit vorhanden ist, daß sie sich rn der Stadt heruwtreib«, von Betteln oder Stehlen leben und in offen stehenden Kelle«, Schuppen oder dergl. übernachten, so haben sie bis jetzt doch noch nicht aufgegriffen werden können. (L. Nachr.) Aus Neapel berichtet die Opinion Nationale': „DaS Ereigniß des Tages ist die erste Aufführung der „Stummen von Portici" im San-Carlo-Theater. Es mußten zwei Revolutionen vorauS- gehen, und 35 Jahre schwinden, bis das neapolitianische Publicum das Meisterwerk Auber'S sehen konnte. DaS Publicum gab seinen Beifall sehr stürmisch kund. * Se. Maj. der König hat dem hiesig« Hutfabrikant« Herrn H. Haugk für ein« übersandt« leicht« Uniformhut eme Busennadel überreich« lass«. WM- Der vorläufige Bericht über die gestrige Sitzung der Stadtver« ordneten befindet sich am Schluß de- Blatte«. kkaeb üem kari»sr ^Vellerbulletin betrug 8 Ukr borgen» »m ir. 3»ou»r io 1 k» 6rü»»e1 . . Krsen^ieb Volenti» Havre . . karr» . . 8tra8»durg. Ill»r»erlle Mrra . . illaäriü . . ^Ireants Horn. . . lurin . . ^Vien . . vloskau. . keteraburg. Stookbolw Lopeubagen l^ip-ig. . -t- 4.1 — 0.6 -ft^.7 -- 1.8 -- t.S -- 3.V -- 6.4 - 1.6 -i- 6.4 > 4.8 - 2.8 -i- l.l - 6.3 - 4.7 -i- 0.6 -i- 0.2 ctie Temperatur um «o 13. 3»ou»r -s- 4.2 r-s- 4.6 -- 5.8 -- 7.8 -- 3.0 -- 0.1 -i- i.o « - >,» -i-«.» -I- r.» 1.4 O.b