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denen 9—10,000 Auswärtige, und auf 20—30000 Zuschauer Be dacht nehmen müsse. Was hier vom Turnplätze und den Zuschauerraumen gilt, hat nicht minder für alle anderen Räumlichkeiten, welche sich jenen an schließen müssen, seine Bedeutung, insbesondere für den Bau einer Festhalle neben dem Turnplätze. Auch diese muß, wenn sie (nach dem Vorgänge von Nürnberg, Frankfurt und andern Orten) die Bestimmung hat, einen Mittelpunct für die gesellige Seite der Feier zu bieten, alle nächsten Theilnehmer und deren Bekannte, Gastgeber und Gaftfreunde in sich aufzunehmen, wenn sie so die Zersplitterung der Gesammtmenge in alle einzelnen WirthschaftS- localitäten der Stadt und Umgegend verhüten soll, einen Umfang haben, daß darin den materiellen Wünschen von 12 — 16,000 Be suchern auf ein Mal Rechnung getragen werden kann. Wird nun ein solcher Bau unzweifelhaft den bei Weitem größten Theil der Festkosten verschlingen, so erwachsen doch aus der Verpachtung der Wirtschaften, aus den beim Eintritt zu erlegenden Geldern hinwieder die beträchtlichsten Einnahmen der Festcasse, so daß für sie die im Hallenbau angelegte Summe, obwohl dieselbe wesentlich für die Consumtion bestimmt ist, recht eigentlich zu productiven Zwecken verwendet erscheint. Auch bezüglich dieses Baues hat der Turnrath Erkundigungen eingezogen, welche als brauchbare Unter lage einer raschen Entscheidung dienen mögen. Inzwischen ist mit dem Wechsel des Jahres die Zeit heran gekommen, wo diese Entscheidung getroffen, wo überhaupt auf den gewonnenen Grundlagen zu raschen, sichtbaren Thaten geschritten werden muß, wo also die von Anfang an beabsichtigte Gestaltung eines nicht mehr blos turnvereinlichen, sondern städtischen Fest ausschusses ins Leben zu treten hat. Um über die eigentliche Bedeutung dieses GesammtfestauSschusseS, über die Richtung, in der er vorzugehen, und die Thätigkeit, welche er zu entfalten hat, keinen Zweifel zu lassen, hat der Turn- ralh eS zu guter Letzt unternommen, einen „Organisations plan" für diesen Ausschuß zu entwerfen. Indem er denselben dieser Uebersicht der bisherigen Festvorbereitung anschließt, erlaubt er sich, die Hoffnung kundzugeben, alle einzelnen Mitglieder, welche sich geneigt finden, m den Festausschuß einzutreten, möchten in dem Plane zunächst ein Instrument erblicken, mtt welchem die Unerquick- lichkeit weitläufiger Verhandlungen inmitten einer großen Versamm lung über Paragraphen rein formalen Inhalts kurz und bündig abgeschnitten wird. Er ist bei seinem Entwürfe ernstlich bemüht gewesen, die volle Freiheit der einzelnen Ausschüsse für specielle Zwecke mit der durch den Centralausschuß dargestellten einheitlichen Leitung in Einklang zu bringen. Möchte eS ihm gelungen sein, auch diesen Theil seiner Aufgabe wenigstens in soweit zu lösen, daß eS dem freundschaftlichen guten Willen der Betheiligten nicht allzu schwer fällt, die Lücken auszufüllen. Möchte ihm endlich gestattet sein, aus einem allseitigen Einverständniß mit dem Plane zugleich das Zeugniß zu entnehmen, daß er die Festvorbereitung bis hierher dem Zwecke entsprechend geleitet habe. Organisationsplan für den Festausschuß des dritten allgemeinen deutschen Turnfestes ' zu Leipzig. §. 1. Der Gesammtfeftausschuß gliedert sich in einen Centralausschuß und sieben Specialausschüsse für Fi nanz-, Bau-, Wirthschafts-, Wohnungswesen, für Turnen, für Festordnung und für Festpolizei. tz. 2. Jeder dieser Ausschüsse organisirt sich selbstständig; er wählt sein Bureau, sorgt für ein wohlgelegenes GeschäftSlocal und verstärkt sich nach Bedürfruß durch eigene Wahl. Z. 3. Der Centralausschuß (6 Mitglieder) hat die oberste Leitung sämmtlicher Feftangelegenheiien. Er veriheilt die Geschäfte an die Specialausschüsse nach Maßgabe ihrer Bestimmung. Er wird von allen AuSschußbeschlüssen vor deren Ausführung durch Mittheilung der Sitzungsprotokolle in Kenntniß gesetzt; seine Mit glieder haben das Recht, jeder Sitzung der Specialausschüsse deizuwohnen. ß. 4. Dem Finanzausschuß (10 Mitglieder) sind zuzu weisen: 1) die Beschaffung der erforderlichen Gelder, 2) die Auf stellung eines allgemeinen Budgets, 3) Druck, Ausgabe und Ver kauf der Fest- und Eintrittskarten, 4) die Einrichtung eines auf dem Festplatze anzulegenden WechselcontorS, ö) dre Berichtigung sämmtlicher auf das Fest bezüglicher Rechnungen, 6) die Stellung der ^allgemeinen Schlußrechnung. §. 5. Dem Bauausschuß (20 Mitglieder) sind zuzuweisen: 1) die Herstellung. und Beseitigung sämmtlicher durch das Fest nöthig werdender baulichen Einrichtungen, 2) die Herstellung sämmt- llcher unbeweglicher Decorationen. §. 6. Dem WirthschaftSauSschuß (15 Mitglieder) sind zuzuweisen: 1) die Verträge mit den Wirthen, 2) die Aufsicht über die Wirthe, 3) die allgemeine Aufsicht in der Festhalle. §. 7. Dem Wohnungsausschuß (50 Mitglieder) sind zuzuweisen: 1) die Aufsuchung und Prüfung der fü» die Gaste be stimmten Wohnungen, 2) die Verhandlungen mit den VerkehrSan- stalten, 3) der Empfang der an kommenden Gäste und die Ausgabe der WohnungSzettel. - ' ß. 8. Dem TurnauSschuß (20 Mitglieder) sind zuzuweisen: die Ausstattung des FcstturnplatzeS mit den nöthigen Geräth- lsten, 2) die Vorbereitung des allgemeinen und des besonderen Leipziger Schauturnens, 3) die Verkündigung und Aufrechterhaltung der Turnordnung, 4) die Anordnung und Aufstellung der turnerischen Feftzüge. §. 9. Dem FestordnungSauSschuß (15 Mitglieder) sind zuzuweisen: 1) die Beschaffung der beweglichen Decorationen, 2) die Besorgung eines LocalS für die Begrüßungsfeierlichkeit und den Turntag, 3) die Veranstaltung etwaiger Lustbarkeiten auf dem Festplatze, 4) die Anordnung der Festlichketten für den vierten Tag des Turnfestes. §. 10. Dem Festpolizeiausschuß (15 Mitglieder) sind zu zuweisen: 1) die Besorgung der angemessenerscheinenden ärztlichen Hülfe, 2) die feuerpolizeilichen Vorkehrungen auf dem Festplatze, 3) die Handhabung der allgemeinen Sicherheitspolizei und der Ordnung daselbst, 4) die polizeiliche Unterstützung sämmtlicher Ausschüsse. Euterpe. . An der Spitze des sehr interessanten Programms zum sechsten Euterpe-Concerr am 14. Januar (Kammermusik) stand das unseres Wissens hier bis dahin noch nicht öffentlich gehörte Quartett in ^ moll von Franz Schubert. Das des Meisters in jeder Be ziehung würdige Werk verfehlte bei seinem geistigen Inhalt von außerordentlicher Bedeutung, bei der inneren Einheitlichkeit, der schönen Form und der prachtvollen äußeren Klangwirkung eine große Wirkung nicht. DaS Interesse, welches daS Publicum an diesem Quartett nahm, steigerte sich im Verlauf des Vortrags immer mehr, so daß mit dem letzten Satz auch der nachhaltigste Erfolg erzielt wurde. — Sehr günstige Aufnahme fand ferner daS v moll-Quartett von A. Rubin stein, ein Werk, das in jedem einzelnen Zuge, wie in der Art der Anlage und Ausarbeitung die Eigenthümlichkeit des reichbegabten Componisten erkennen läßt und ohne Zweifel zu den hervorragendsten selbstschöpferischen Kund gebungen Rubinsteins gehört. — Abgeschlossen ward die Auf führung mit Beethovens Quartett in k' äur, Op. 59. Diese drei Werke wurden von den Herren Kammermusikern Seelmann, Ackermann, Meinel und Schlick aus Dresden vorgetragen. ES bewährten sich die genannten Herren mtt diesen Leistungen als vortreffliche Künstler. Tadellose Technik, schöner voller Ton, ein tiefer gehendes Verständniß und deshalb ein treff liches Ensemble zeichneten das Spiel des Dresdner Quartetts rühmlich aus. Jedenfalls war es von großem Interesse, dasselbe kennen* zu lernen, und man muß eS daher dem Directorium der Euterpe besonders Dank wissen, daß von ihm die Gelegenheit dazu geboten ward. Wie gewöhnlich bei den Kammermusik-Aufführungen der Euterpe ward auch diesmal dem Gesänge sein Recht gegeben. Ein junger Sänger, Herr Joseph Schild aus Solothurn, trug Beethovens „Adelaide" und desselben Meisters Liederkreis „An die ferne Ge liebte" vor. Auch diese Leistungen fanden mit vollem Recht un- ;etheilten Beifall. Besonders errang der Sänger mit dem Lieder- reis die Gunst des PublicumS, da er bei diesen Vorträgen nicht mehr mit der bei einem ersten Auftreten sehr natürlichen Befangen heit zu kämpfen hatte. Damit sei jedoch nicht gesagt, daß seine Wiedergabe der „Adelaide" ungenügend gewesen wäre, denn auch diese Leistung gab abgesehen von einem unter solchen Umständen verzeihlichen Versehen das beste Zeugniß für die Begabung und für die bereits erreichte Fertigkett des Sängers. Herr Schild besitzt eine schöne, ausgiebige Tenorstimme, die er bei tüchtiger Gesangsbildung (er ist ein Schüler des Herrn Professor Götze) in allen -Lagen zur Geltung zu bringen weiß. Nicht minder an zuerkennen ist daS Verständniß und die wahre Empfindung im Vortrage des Sängers, dessen künstlerisches Streben offenbar ein sehr ernstes ist und dem deshalb eine ehrenvolle und erfolgreiche Künstlerlaufbahn nicht fehlen kann. —.— GeffentUche Gerichtssitzung. Leipzig, den 15. Januar. Um die Mitte des Monats De- cember 1861 machte der Inhaber eines auf der Petersstraße hier belegenen bekannten ModewaarengeschäftS beim Polizeiamte die Anzeige, ein anständig gekleidetes Frauenzimmer habe in seinem GeschäftSlocale eine auf den Namen einer ihm bekannten Kunde lautende Visitenkarte, so wie einen von derselben ge- und unter schriebenen Brief abgegeben, worin er gebeten worden, durch Ueber- bringerin verschiedene Maaren zu übersenden. Da man an der Richtigkeit deS Auftrags keinen Zweifel gehegt habe, so wären die gewünschten Maaren, bestehend in einer Crinoline, einem Monö- von 48 Thlr. 20 Nar. 5 Pf. auch auSgehändigt worden. Kurze Zeit darauf, im Laufe desselben Nachmittag«, habe ein Packträger die drei auf 21 Thlr. 15 Ngr. gewürderten Zuavenjackeu mtt dem