Volltext Seite (XML)
Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 58. Mittwoch den 27. Februar. 1861. Bekanntmachung, die III. Bürgerschule betreffend. Die Aufnahmescheine für die zur Aufnahme in die lll. Bürgerschule angemeldeten Kinder sind von deren Acltern und Pslegeältern Mittwochs den SV. oder Donnerstags den 28. Februar dieses Jahres in der Schulgelder-Einnahme auf hiesigem Rathhause in Empfang zu nehmen. Leipzig den 23. Februar 1861. Der Nkath der Stadt Leipzig. Berger. Geffentliche Sitzung -er Leipziger polytechnischen Gesellschaft am 11. Januar 1861. (Genehmigtes Protokoll.) (Schluß.) Herr vr. Hirzel zeigt ferner ein Sortiment gefaßter Dia manten von Herrn R. Koch vor. 1) Glaserdiamanten; dieselben werden sowohl aus Splittern, als auch aus ganzen mit den etwas abgerundeten natürlichen Kanten versehenen Kryställen verfertigt. Die letzteren sind am vortheilhaftesten, schneiden am schönsten die Oberfläche des Glases entzwei und können jahrelang gebraucht werden; durch den öfteren Gebrauch wird die den Schnitt ausführende Spitze sogar immer schöner. Sollte durch Unvorsichtig keit dieselbe abgebrochen werden, so kann der Krystall umgefaßt und eine andere Spitze anqesprengt werden, was bei deN Splitter- diamanten nicht möglich ist. Die letzteren kommen ebenfalls sehr häufig im Handel vor, sind bedeutend billiger, liefern aber einen ungleichen Schnitt. — Die Preise der gefaßten Glaserdiamanten des Herrn R. Koch sind für Kry stalle: 8 bis 6 Thaler pro Stück; für Splitter: 11/2 bis 2*/, Thlr. 2) Schriftdia manten. Hierzu werden am besten die dreikantigen Spitzen, welche unter den Splittern und Abfällen von den dem Schleifen unterworfenen größeren Kryställen gefunden werden, verwendet. Dieselben kommen in Stahl gefaßt und mit Elfenbein- oder Eben- holzgriff versehen in den Handel und können nur dann als voll kommen brauchbar betrachtet werden, wenn man im Stande ist, auf dem Glase einen Kreis damit zu ziehen, ohne daß man nöthig hat, den Stein in der Hand zu drehen und zu wenden. Man unterscheidet hiervon stärkere zu fetten Schriften, und feinere zur Ausführung von Zeichnungen und Haarstrichen. Bei beiden ist es jedoch ein Haupterforderniß, daß sie bei der Fassung in Stahl nicht mit Feuer in Berührung kommen, sondern auf kaltem Wege befestigt werden. Der Preis derselben ist 25 Ngr. bis Zi/, Thlr. — 3) Maschinendiamanten, welche von Litho graphen, Kupferstechern, Stahlstechern rc. in der Relief- und Linien maschine gebraucht werden. Dieselben müssen ebenfalls auf kaltem Wege gefaßt werden und dazu die stärksten, reinsten Stücke ge wählt werden. Ein reiner, gleichmäßiger Schnitt ist unbedingt nothwendig, damit bei zu fertigenden Arbeiten nicht etwa Stellen ausdleiben. Die Maschinendiamanten kosten 1 bis 4 Thlr. Zu manchen Arbeiten, hauptsächlich bei Gravirungen, können jedoch di« Diamanten nicht benutzt werden, und dann wendet man ge faßte Rubine, von denen ebenfalls welche vorliegen, an; der Preis derselben ist 1*/» bis 3 Thlr. Herr Glasermeister Prümmer macht darauf aufmerksam, daß die Glaserdiamanten stets heiß gegißt würden. Herr vr. Hirzel legt hierauf Proben von brauner und schwarzer Alpaka-Wolle und daraus gefertigten Stoffen vor, die er aus der Fabrik von Off ermann in Sorau erhalten hatte. Die Alpaka-Wolle, von einer Art Lama abstammend, kommt gegenwärtig ln ziemlich großer Menge auS Peru in den Handel. Die Verarbeitung zu Zeugen jedoch bietet Schwierigkeiten dar, indem diese Wolle sich nicht wie andere verarbeiten läßt, sondern wie Kammwolle oder mit der Hand versponnen werden muß. Die Stoff» bestehen ferner nicht ganz aus Alpaka, sondern zugleich aus gewöhnlicher Schafwolle.— Herr H. Wieck erwähnt, daß in England Alpakawolle bereits auf Maschinen versponnen werde. Herr Weidinger bespricht hierauf, veranlaßt durch die in voriger Sitzung aufgestellte Frage: „welches ist der beste Fußboden anstrich? zunächst die verschlevenen üblichen Anstrichmethoden. In allen Fällen wird der Fußboden, nachdem er gehörig vorgerichtet, d. h. möglichst gleichmäßig gemacht worden ist, ein- oder zweimal mit Leinölfirniß gestrichen; der kürzeste Weg, auf diesen Grund einen gefärbten Anstrich zu setzen, besteht in einem ein- bis zwei maligen Ueberstreichen mit spirituösem Fußbodenlack, der mit einer Erdfarbe gemengt ist, sogenannter Fußbodenglanzlack mit Couleur. Dieser Anstrich trocknet sehr schnell und ist verhält- nißmäßig billig. Leider besitzt er jedoch keine große Haltbarkeit und man ist genöthigt, ihn öfter zu erneuern. Weit haltbarer ist ein Anstrich mit guter Oelfarbe; man wähle z. B. ein Gemisch von Goldocker, Chromocker oder einer braunen Erdfarbe mit etwas Bleiweiß, oder eine Mischung von Zinkgrau und einem billigen Oelweiß, dem man durch Zusatz von etwas Prager Roth oder Berliner Blau einen gefälligen röthlichen oder bläulichen Ton giebt. Noch eleganter ist ein wachstuchartig gemusterter Anstrich, der auch das Ausbessern einzelner schadhaft gewordener Stellen leicht gestattet. Ein zweimaliges Anstreichen des mit Firniß grun- dirten BodenS genügt vollkommen. Freilich bedarf es einer längeren Zeit bis der Anstrich völlig trocken geworden ist. Um den Glanz des-Anstrichs zu erhöhen, überzieht man den letzteren entweder mit ungefärbtem Fußboden- oder Bernsteinlack, oder weit besser mit Copallack; dieses Verfahren liefert ein Resultat, welches allen An sprüchen genügt, die man in Bezug auf Schönheit und Dauer in dieser Beziehung erheben kann. Um das ursprüngliche Aus sehen eines Fußboden-Anstrichs, gleichgültig nach welcher der hier aufgeführten Methoden er gemacht ist, möglichst lange zu erhalten, nimmt man von Zeit zu Zeit ein mit Firniß getränktes Läppchen und reibt damit den Fußboden, nachdem er gereinigt, sorgfältig ab. In gegenwärtiger Zeit ist der Oelanftrich nicht viel lheurer als der Anstrich mit Fußbodenlack, da letzterer als hauptsächlichsten Bestandtheil Schellack enthält, welcher enorm im Preise gestiegen ist. — Es können jedoch Fälle eintreten, in denen eS weniger auf große Dauerhaftigkeit des AnstüchS, als vielmehr darauf ankommt, einen solchen in möglichst kurzer Zeit und mit geringen Kosten zu erzeugen, und in dieser Hinsicht empfiehlt Herr Weidinger einen neuen Lack, den Jap an-Spiritus-Lack, welcher eben erst in den Handel gekommen ist. — Der damit gemachte An strich trocknet eben so rasch und besitzt dieselbe Dauer, wie der mit gewöhnlichem Fußbodenlack erzeugte, hat aber vor diesem den Vor zug größerer Billigkeit und zeichnet sich durch einen schöneren Glanz und schöne rothbraune Farve vortheilhaft aus. Es läßt sich dieser Lack natürlich auch für andere Holzgegenstände zum Anstrich verwenden und hat man dabei dasselbe Verfahren inne zu halten, wie beim Lackiren mit Schellacklösung. Der Sprecher zeigt schließlich eine Probe de- neuen Lacks, so wie eine damit auSqeführte Anstrichprobe vor. Der Direktor dankt Herrn Weidinger für seinen interessanten Vortrag und Herr Lackirer Hoffmann bemerkt nur noch, daß sich Copallack am besten eigene, weil Bernsteinlack nicht für alle Farben, z. B. nicht für Helle passe. Der Direktor zeigt hierauf Zündhölzchen ohne Phos phor aus der Fabrik von Fischer und Wolf in Aussig in