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sri Ihres Grundstücks; schon darin hätten sie Veranlassung finden sollen, den Brunnen auf ihre Kosten ju verlegen. Es schien dem Ausschüsse als notdwendig, sich im Festhalten an dem bisher geltend gemachten Rechte de- Collegiums, außerdem die Concurrenz bei der Feststellung und Uebernahme der neuen Straße zu wahren Cr beschloß einstimmig, dem Collegium vorzuschlagen, die Verwtlligung für Verlegung des Brunnens abzulehnen und den Rath um nähere Mittheilung über da« Straßenproject und dessen eventuelle Uebernahme zu ersuchen. Der Vorsteher bemerke« erläuterungsweise dazu, daß der Aus schuß die Anlage eines Brunnen- in jener Gegend nicht unbe dingt habe ablehnen wollen, sondern nur die Ansicht festgehalten habe, daß die Felixschen Erden, durch deren luerative Parcellirunq die Verlegung des Brunnens ausschließlich nöthig werde, die Kosten für diese Herstellung zu übernehmen hätten. Die Versammlung trat dem Ausschußgutachten einstimmig bei. (Schluß folgt.) Geffentliche Sitzung der Leipziger polytechnischen Gesellschaft am 25. Januar 1861. (Genehmigtes Protokoll.) Nach Eröffnung der Sitzung durch den Direktor, Verlesung und Genehmigung de- Protokoll- der vorigen Sitzung wurde der Fragekasten geöffnet, in welchem sich folgende Fragen vorfanden: 1) „Auf welche Weise kann der Salpeter, der sich an kisernen Kochgeschirren abseht, wieder aufgelöst und von denselben, ohne Nachtheil entfernt werden?" vr. Hirzel bemerkt hierzu, daß der sogenannte Pfannen oder Kesselstein nicht Salpeter sei, sondern gewöhnlich aus schwefel saurem Kalk (Gyps) und kohlensaurem Kalk bestehe; er empfiehlt, um denselben aus den Kochgeschirren zu entfernen, diese mir Sodawasser auSzukochen. — Herr Bach mann erinnert sich, gelesen zu haben, daß Auckerwasser die Bildung de- Kesselstein» verhindern solle. 2) „Wie wird es am besten sein, den Rauch aus Zimmern zu entfernen, da ein Abzug am Fenster nicht genügend ist, indem die kalte Luft den Rauch wieder zurückdrängt?" Diese Frage war schon in einer der vorigen Sitzungen auf gestellt und von Herrn Architekt Bauer zur Beantwortung über nommen worden; derselbe verspricht die Beantwortung für die nächste Sitzung. 3) „Wie tief muß die Sohle eine- Keller- in Leipzig unter der Oberfläche liegen, wenn die Kelleranlage den Anforderungen entsprechen soll, d. h. im Winter warm, im Sommer kalt sein soll?' Herr Architekt Bach mann sagt, daß die- sehr verschieden sei, und auf die Lage deS Bauplatzes ankomme, ob derselbe hoch oder tief und nahe am Wasser liege. Herr Architekt MotheS will speciellere Angaben hierüber in nächster Sitzung geben. 4) „Könnte mir die geehrte Gesellschaft auS ihrem reichen Schatze deS Wissens wohl ein Mittel zum Ziehen der Gänsefedern sagen?" Herr Professor Roßmäßler bemerkt hierzu, daß, wenn der Herr Fragesteller unter „Ziehen" der Gänsefedern da- Vorrichten derselben zum Schreibgebrauche verstehe, dies nach folgendem Ver fahren, welches er in Mainz bei I. Scholz gesehen habe, be werkstelligt werde: Auf glühende Kohlen, die in einem passenden Gefäße befindlich sind, wird Asche zu einem kleinen Berge auf geschüttet, in welche die Federn hineingesteckt und hindurchgezogen werden, welche Operation so oft wiederholt wird, bis die Federn weich geworden sind; alsdann werden sie noch warm durch den Druck eine- Rade- von der sie umgebmden Fettschicht befreit. — Herr Kramermeister Rivinus sagte, daß er gehört habe, die Federn würden durch Klingen hindurchgezogen. — Herr O. kei ner hatte gesehen, daß die Federn in einen Topf mit kochendem Wasser gesteckt, und dann durch Schaben mittelst eines stumpfen Messers von der fettigen Schicht befreit würden. Herr vr. Hirzel sprach hierauf über Leim und dessen Werthbestimmung nach einer neuen Methode. Der Leim wird aus verschiedenen thierischen Abfällen bereitet, und zwar der beste au- Häuten und dm Abfällen der Gerbereien (sogm. Leim gut), etwas wmiger guter aus Knochen und die geringste Sorte aus Flechsen, Sehnen und allerlei thierischen Abfällen, die man den Schlächtereien und Scharftichtereien entnimmt. Aber nicht allein das Material, sondern auch die Fabrikationsmethode hat einen großm Einfluß auf die Güte des Leims. Man hat drei ver schiedene Methoden: 1) die alte, jetzt nur noch wenig gebräuch liche, nach welcher da- Leimgut in offenen Kesseln mit Wasser au-qekocht wird; 2) Auskochen des Leimguts in verschlossenen Gefäßen und 3) Einwirkung von Dampf auf dasselbe. Die letz tere Methode liefen das beste Resultat. Benutzt man Knochen, so werden dieselben erst mit verdünnter Salzsäure extrahirt, welche die mineralischen Bestandtheile derselben, die sogenannte Knochen erde, auflöst, während der Knorpel zurückbleibt. Dieser wird nun mir Wasser sorgfältig ausgewaschen, um die Salzsäure vollständig zu entfernen, und entweder sogleich mit Dampf erhitzt und so in Leim verwandelt, oder zum Behuf« der Versendung getrocknet; soll dann au- diesem getrockneten Knorpel später Leim bereitet werden, so muß er jedoch zuvor wieder in Wasser aufgeweicht werden. Was die Prüfung de- Leim- anlangt, so hat man sich schon vielfach bemüht, eine Methode ausfindig zu machen, mittelst deren man schnell die Güte, d. h. die Kleb- oder Bindekraft desselben ermitteln könne; es waren aber die Bemühungen erfolg los geblieben, bis vor kurzer Zeit Weidenbusch eine neue zu verlässigere Methode ausfindig gemacht hat. Schattenmann hatte empfohlen, ein abgewogenes Stück de- zu prüfenden Leims 24 Stunden lang ln Wasser von 15* C. zu legen, und dann wieder zu wägen, nachdem es äußerlich mit weißem Filtrirpapier gut abgetrocknet worden ist. Eine gute Leimsorte muß hierbei nun da- 12fache an Gewicht zunehmen. Allein Weidenbusch hat in neuester Zeit bewiesen, daß diese PrüftrngSmethode ganz ungenügend ist, indem nur der Knochenleim und die Knochen - qelatine im Wasser fest genug bleiben, um nachher abgetrocknet und gewogen werden zu können, während alle Haut leime in Zeit von 24 Stunden in Wasser so erweichen, daß ein genaues Ab trocknen und Wägen nicht mehr möglich ist, so daß man diese- Verhalten sogar zur Unterscheidung der Knochen- und Haut leime benutzen kann. Ueberdies hält die AufsauqungSfähigkeit einer Leimsorte für Wasser keineswegs mit der Bindekraft der selben Schritt, und schlechtere Sorten nehmen zuweilen mehr Wasser auf als bessere. — Um nun die Leimprüfung nach Weidenbusch's Verfahren ausführen zu können, bedient man sich dazu eine- nach dessen Angabe vom Mechanikus Desaga in Heidelberg verfertigten Apparate-, der auS einem an einem Stative befestigten messingenen Ringe besteht. Derselbe hat an seinem oberen Rande an zwei gegenüberstehenden Stellen tiefe Einschnitte, in welche ein kleines, mit der Lösung des zu prüfen den Leime- getränktes Gypsstäbchen horizontal gelegt wird. — Diese GypSstäbchen bereitet man sich, indem man sehr fein gepulverten und gebrannten Gyps mit Wasser anrührr und die breiige Masse in Formen von Speckstein gießt, welche dem Ap parat beigegeben werden. Die Stäbchen müssen natürlich alle gleiche Größe und gleiche- Gewicht haben; man nimmt für ein jede- 1 Gramm gebrannten GypS und 1 Gramm Wasser; die Form der Stäbchen ist etwas conisch, damit sie sich leicht an der Specksteinform herausbringen lassen, der Durchmesser ist 6—8, ihre Länge 44 Millimeter. Da die Specksteinformen sehr zerbrechlich sind, so hat sich Herr HugerShoff in Leipzig er boten, eine solche Form von Metall zu verfertigen; derselbe liefert auch die erwähnten Leimprüfapparate. Nach 3—s Stunden lassen sich die Gypsstäbchen auS der Form nehmen, sie müssen voll ständig glatt und regelmäßig sein und bei 100* getrocknet werden. Die Wertbbestimmung de- Leims beruht nun darauf, daß, wenn die Gypsstäbchen mit Lösungen verschiedener Leimsorten getränkt worden sind, verschiedene Belastungen nöthig sind, um sie zu zerbrechen, und wenn der Werth, den der Gyps für sich allein in Anspruch nimmt, immer derselbe ist. so muß die Differenz nur den Leim treffen. Die zu prüfende Leimsorte muß nun erst bei 100° vollständig getrocknet werden, dann wiegt man eine be stimmte Quantität ab und läßt ihn eine Nacht hindurch in Wasser weichen, erwärmt die aufgequollene Masse dann in einem 6 Centimeter hohen und 2 Centimeter weiten Gläschen im Wasserbade und gießt soviel heißes Wasser hinzu, daß im Ganzen da- Zehnfache deS trocknen Leim- an Wasser vorhanden ist. Hat der Inhalt deS Gläschens die Temperatur des Wasserbades erreicht, so werden einige vorher gezeichnete Gypsstäbchen hinein gebracht und 1—2 Minuten darin gelassen. Sie werden dann mit der Pincette herausgenommm, vertical auf eine Glasplatte gestellt, bis sie etwa- abgetrocknet sind, und dann im Wasserbade getrocknet, bi- sie nicht mehr an Gewicht abnehmen. Hierauf wird ein solches Stäbchen auf den Ring de- Apparat- gelegt, und genau in der Mitte (dieselbe wird durch eine kleine Zunge, die am Ringe befestigt ist, angedeutet) mittelst eines Haken- und einer Schnur ein kleiner Becher angehängt. In diesen Becher läßt man nun aus einer graduirten Bürette vorsichtig so lange Quecksilber stießen, bis die Last des Bechers so groß wird, daß da- Stäbchen mitten entzwei bricht. Damit da- Quecksilber beim Zerbrechen des Stäbchen- durch Umfallen de- Becher- nicht ver loren gehen kann, so wird dieser durch drei längere am Ringe befestigte Fäden vor dem Herabfallen geschützt; außerdem kann man auch noch eine Schale oder ein anderes Gefäß untersehen. — Je mehr man nun Quecksilber braucht, um das Stäbchen zu zerbrechen, desto besser war der Leim, mit dem man eS getränkt hatte. Da- Gewicht des Quecksilber- erfährt man aber durch bloße- Ablesen des verbrauchten QuecksilbervolumS an der Bürette, denn 1 Kubikcentimeter Quecksilber wiegt 13,5 Gramme. Ein bei 100* getrocknetes reines Gypsstäbchen zerbricht bei einer Be- I lastung voll 219 Grammen (Gesammtgewicht de- angehängte»