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6060 immtk von ihm eröffnet werden, sobald er »itr bei der Behörde die Kosten der Aufnahme al- Bürger so lange hinterlegt, bis dieser strenge Punkt endgiltig mtschieden ist. Hinsichtlich der Ausländer bewendet e- bei den bis jetzt gU- tigen Bestimmungen. Innerhalb der sächsischen Landrsgrenzm herrscht Freizügigkeit, bet dem Zuzuge von Angehörigen anderer deutscher Bundesstaaten gelten die zwischen den Reg elungen ge schloffenen Verträge. So wenig eigentlich die Wissenschaft und selbst auch (nach dem Beispiele Englands, Frankreichs, der Schweiz u. s. w.) die Praxis gegen eine unbedingte Freizügigkeit einzuwenden haben, so haben doch die Kammern hierin einen Riegel vorgeschoben, und ist die hier und da verbreitete Ansicht falsch, als ob mit de« Neujahr 1862 gleichsam die Thore ganz Sachsen- sich öffneten, um die Zugvögel aller Himmelsstriche auf zunehmen, die sich hier niederlassen dürften, um den Segen un srer mühsam errungenen Gewerbefreiheit mitzugrnießen, ja den Rahm davon abzuschöpfen. Freizügigkeit werben wir, wie e- scheint, nicht eher erhalten, als bis ganz Deutschland eine solche innerhalb deS ganzen deut sche» Bundesgebiets aufstellt. In diesem Sinne haben auch die sächsischen Kammern den Wunsch nach einer auf Gegenseitigkeit beruhenden Freizügigkeit für ganz Deutschland ausgesprochen. Ist also zur Zeit die Furcht vor einer Ueberschwemmung durch Aus länder eine unbegründete, so ist auch die gefürchtete Form der Scheingeschäfte inländischer Gewerbtreibendea für Rechnung von Ausländer» übertrieben, wobei wir nicht einmal darauf hinzu- weisen brauchen, daß dies trotz der Wachsamkeit der alten In nungen bisher auch möglich war. Außerdem ist bei der Anmeldung die Absicht, mit den Pro dukten seines Handwerks Handel zu treiben, nicht besonder- zu Protokoll zu geben, die- Recht ist mit jede« Gewerbebetrieb ver bunden. Ebenso kann die Ausübung eine- Gewerbe- an beliebig vielen Orten de- Landes erfolgen, jedoch darf in jedem einzelnen Orte außer der Werkstelle nur eine Einzelverkaufsstatte errichtet werden. Jeder Gewerbtre bende darf gleichzeitig mehrere Gewerbe betreiben, mögen diese nun unter sich ganz ähnlich oder überaus verschieden sein; in gleicher Weise können sich auch mehrere selbst ständige Gewerbtreibende zu gemeinschaftlichem Geschäftsbetriebe vereinigen. Von seinem Wohnorte aus darf dann der Gewerb treibende sein« Erzeugnisse an jeden andern Ort des Landes ab liefern und daselbst aufstellen, oder seine GewerbSarbeiten bei den Kunden selbst oder durch seine Arbeiter ausführen, auch Bestel lungen selbst oder durch Beauftragte sammeln. Zoologischer Garten oder neues Theater.*) Lange Zeit wohl hat kein Aufsatz im Tageblatte einen großen Theil de- hiesigen Publicum- mehr angesprochen, al- der unter obiger Aufschrift gestern darin enthaltene. Auch der Verfasser dieser Zeilen stimmt in der Hauptsache mit dem geehrten Verfasser überein, nur erlaubt er sich folgende wei tere Bemerkungen. Gewiß ist eS ein neuer Beweis der in Leipzig herrschenden Intelligenz, de- Bestreben-, unser Leipzig dm größer» Städten Deutschlands beizuzählen, wenn die Absicht Seiten mehrer gebil deter Mitbürger ausgesprochen worden ist, hier am Platz« einen zoologischen Garten zu begründen. Vielleicht würde sich, obwohl nicht ohne große Schwierigkeiten, ein geeigneter Platz hierzu finden, gewiß würde dieser Garten sich nach und nach mit Exemplaren ausländischer Thiere füllen, allein die gestern nur kurz hinqewor fene Frage: ist es nöthiger einen zoologischen Garten zu eröffnen oder ein neue- Theatergebäude zu schaffen, erheischt eine nähere Beleuchtung. Und eS glaubt Einsender, daß eine weit größere Nothwendigkeit die Erbauung eine- den jetzigen Verhältnissen ent sprechenden neuen Theatergebäudes ist. Leipzig, stolz auf seinen Ruf als Weltstadt, sich mehr und mehr bestrebend, zu den grö ßer» Städte» gerechnet zu werden, besitzt ein Theater, welche- eher für ein« herumziehende Truppe, als für ein ständige- Bühnen personal paßt. Die Leipziger sind zwar gewöhnt, in engen Räumen sich ei« pferchen zu lassen, wie die- auch im Gewandhausr der Fall und jetzige Mode ist, müssen jedoch oft, gleichsam mit Scham, die Augen Niederschlagen, wenn in oder außer den Messen ein Frew der mit Staunen die Frage aufwirft: wie ist eS möglich, daß di- in der Bildung so vorwärts geschrittene Leipzig sich mit einem solchen Theater, einer solchen alten Bude, wo eher Affen - und andere Vorstellungen vorzuführen sein dürften, so lange hat begnügen können? Kommt man mit der Antwort, der Leipziger habe für seine Armen, für Schulen u. s. w. zu sorgen, so erkennt der Fremde da- Löbliche diese- Bestreben- an, erklärt aber, daß da- Nützliche und Nothwendige in einer Stadt wie Leipzig, die in den Messen von Fremden au- allen Theilen Europa'- besucht wird, wohl mit dem Angenehmen zu vereinigen sein dürfte, ferner daß wie in anderm viel unbedeutenderen Städten auch in Leipzig schon längst ein zweckmäßigere- Theater hätte erbaut werden können. Hatten übrigen- schon vor einigen Jahren einige Beförderer der Kunst die Absicht, ein neue- Theater zu erbamn, so zerschlug sich diese Idee wieder, weil damals theil- die Furcht vor dem Ausbruch eine- Krieges entstand, theil- Schwierigkeiten wegen Auffindung eine- paffenden Platzes gemacht wurden. Nun hat aber der vor Kurzem verstorbene Herr Schumann außer meh reren anderen Legaten der Stadt Leipzig auch die Summe von 60,000 Thlrn. hinterlaffen, dabei aber ausdrücklich zur Bedingung gemacht, daß die Verwendung dieser Summe dem Testaments vollstrecker überlassen bleiben solle^ Die Gemeindevertreter haben au- diesem Grunde zur Zeit die Annahme de- Legat- verweigert und erklärt, bestimmtere Vorschläge erwarten zu müssen. Solche sind bis jetzt zwar noch nicht erfolgt, von competenter Stelle aber wird berichtet, daß obige Summe zum Bau eine- neuen Theater- verwendet und eine namhafte Summe auf Privatwege gesammelt werden soll, auch daß, wenn eine solche gezeichnet worden sein würde, dem Stadtrathe diese unter der Bedingung, von diesem Fond ein neue- Theater zu erbauen, übergeben werden solle. Hoffentlich findet sich unter den vermögenden Mitbürgern un serer Stadt die uöthige Anzahl, welche dies schöne Project unter stützen, hoffentlich wird der Stadtrath in Gemeinschaft mit den Gemeindevertretern die- Unternehmen fördern und auf geeignetem Wege die fehlende Summe hinzufügen; auch würde gewiß eine große Anzahl hiesiger Bürger sich bei diesem Unternehmen, wenn auch mit geringen Summen betheiligen, da es gilt, gleichsam das Ansehen einer so weltberühmten Stadt wie Leipzig zu wahren! Zu erwähnen ist noch, daß binnen Kurzem Verhandlungen zwischen Stadtrath und Stadtverordneten wegen Prolongation des mit Herrn Direktor Wirsing abgeschlossenen ContractS stattfinden werden; es ist daher gerade jetzt dringende Veranlassung vorhanden, diese Angelegenheit bald zu ordnen, da, wenn der obige Vertrag erneuert werden sollte, von Neuem Schwierigkeiten wegen Ueber- tragung der Direktion des neuen Theaters entstehen würden. Lassen die Bewohner Leipzigs jetzt wiederum diese günstige Gelegenheit sich entgehen, unterlassen sie eine namhafte Summe zum Zweck der Erbauung eines neuen Theaters zu zeichnen, sollten mithin die Bemühungen eines unserer geachtttften Sachwalter, den nöthigen Fond herbeizuzieben, nutzlos sein, nun so möge Leipzig dann, wie kürzlich ein Mitglied unserer Bühne erwähnte, dm Triumph feiern, im Besitze einer Antike zu bleiben, möge dann wenigsten- diese- alte, unscheinbare Gebäude nicht durch Flickereien und Erweiterungen noch kostspieliger werden, sondern gänzlich als Ruine verfallen. Ein Theater, welche- im Jahre 1818 bei einer Einwohnerzahl von 25 bis 30,000 Einwohnern erbaut wurde, in welchem die Räumlichkeiten auf und neben der Bühne geradezu unzureichend, ja unerträglich sind, genügt nicht mehr jetzt, wo die Einwohner zahl sich fast verdreifacht hat, und die nun einmal eingebürgerte Mode unserer Damen größere Bequemlichkeiten erfordert. Leipzig, den 28. November 1861. Auch ein alter, mit den Theaterverhältnissen vertrauter Bürger. Leipziger Lunstverein. Die wiederum durch mehrere hinzugekommene Blätter vervoll ständigte Schiller-AuSstellung wird auf mehrseitigen Wunsch noch eine Woche andauern und heute ausnahmsweise auch dem größeren Publicum geöffnet sein. *) Warum nicht Beides? D. Red. Leipzig, den 30. November. Wie wir vernehmen, ist in dem heutigen Rathsplenum die Wiederbesetzung des Rektorate- an der Thomasschule erfolgt. Die Wahl ist auf den Rector Kraner in Zwickau gefallen. Auf Antrag der hiesigen Staatsanwaltschaft ist die heutige Nummer der mitteldeutschen VolkSzeitung mit Beschlag belegt worden. Veranlassung zu dieser Maßregel hat der! in der Nummer zu lesende, nach Ansicht der Staatsanwaltschaft mehrfache Schmähungen der Regierung enthaltende Leitartikel über die sog. geheime Polizei gegeben. Gerichtssitzung. Da- Erkenntniß, welches beim Schluffe der am 29. November unter Vorsitz de- Herrn Appellationsrathes vr. Wilhelm! und unter Ausschluß der Oeffentlichkeit abgehaltenen Hauptverhandlung, worin die königl. Staatsanwaltschaft durch Herrn Staatsanwalt Barth und die Vertheidigung durch Herrn Adv. Gustav Simon vertreten war, öffentlich publicirt wurde, sprach wider die Ange klagte, Marie Dorothee verw. Hartmann, wegen des Art. 162 de- Strafgesetzbuches verpönten Verbrechen- der Verheimlichung der Gekurt eine zweimonatliche Gefängnißflrafe auS.