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4454 Httr vr. Heyner fand in der etatmäßige» Verwilligung und demgemäß in dem Abgehen vom auch in vorliegendem Falle an genommenen Prinzipe, in dem Aufgeden de- bet persönlich« Zu lagen gewahrten VerwilligungSrechtS ein nicht geringes Zugeßänd- niß an den Rath. Nichtsdestoweniger erklärte er mit der Majo rität stimmen zu wollen, um dem Stadtrath zu beweisen, daß man — soweit überhaupt möglich — Alle- thue, um Entschei dungen höherer Instanz im Interesse der Selbstbestimmung der Gemeinde zu vermeiden. Er hoffe aber auch, daß der Stadtrath mit größerer Bereitwilligkeit als bisher dem Collegium entgegen kommen werde. Herr vr. Müller — der Mehrheit angehörig — bezeichnet- es als das Nothwendiqste, Alles zu thun, was die Lage der städti schen Lehrer zu verbessern geeignet seij, ohne sich über die Form zu sehr in prinzipielle Streitigkeiten einzgilass« In gleichem Sinne sprach sich Herr Adv. An schütz mit Rücksicht auf die Stellung der Lehrer selbst aus. Nachdem der Herr Referent im Schlußworte, zugleich im Anschlüsse an die Aeußerung des Herrn vr. Heyner, den Mehr- heitSantrag im wahren Interesse der Lehrer empfohlen hatte, wurde dieser Antrag mit 27 gegen 19 Stimmen angenommen, die Ablehnung des Rath-beschlusse- aber einstimmig beschlossen. (Fortsetzung folgt.) Zoologischer Garten. Aus einem zu unserer Kenntniß gelangten Prospekte, welcher in nächster Zeit den Bewohnern Leipzig- vorgelegt «erden soll, dürfen wir schon heute Folgendes entnehmen, hoffend, daß wir damit vielen in dieser Beziehung laut gewordenen Wünschen ent- gegenkommen. „Wen» Leipzig von jeher mit Recht zu den Städten gerechnet wurde, denen die Förderung der allgemeinen Bildung wie der Volkswohlfahrt nicht blos am Herzen liegt, sondern der« Be wohner auch freudig dem städtischen und allgemeinen Interesse Opfer zu bringen bereit sind, so ist doch unsere Stadt mit einem Unternehmen bis jetzt in Rückstand geblieben, welche- wie wenig andere dazu bestimmt ist, wahre Bildung zu fördern, über die bevorzugten Schichten der Gesellschaft hinaus Segen zu verbreit« und auch den weniger Bemittelten Gelegenheit zu bieten, in Stunden der Muße Herz und Seele zu erfrischen und zu veredeln. „Wir meinen die Gründung eine- zoologischen Garten-. „Es ist nicht da- Zeitgemäße einer solchen Anstalt, welche- uns darauf geführt hat, den Plan zu ihrer Gründung zu fassen, es ist nicht Stolz, welcher un- dazu treibt, hinter andern Städten nicht Zurückbleiben zu wollen, es ist die sichere Voraussetzung, daß in unserer Zeit, wo die Entfernungen verschwinden, wo Länder und Meere durch Schienen und Dampf einander näher rücken, wo Erdtheile zu Culturprovinzen, Oceane zu Canälen werden, die Bewohner Leipzigs einen Sammelplatz auch für die lebendigen Produkte entfernter Länder und Welttheile nicht länger entbehren wollen, daß sie hierdurch gewiß gern zur Beschaffung eine- Mittel- die Hand bieten, in belehrender und erhebender Weise auf die Förderung wahrer Volksbildung einzuwirken, und sich mit Freu den eine Quelle reinen und wahren Vergnügen- erschließen werden. Da- der belebten Natur an und für sich innewohnmde Interesse, die Anschaulichkeit der lebenden, nicht starr und au-gestopft da stehenden, in Verhältnissen sich bewegenden Thiere, welche deren Naturzustand möglichst angepaßt sind, da- hier auffallender zu Tage tretende Verhältniß der gegenseitigen Abhängigkeit aller Theile der belebten Natur, — alle- die- macht den zoologischen Garten zu einem wahren Ausgangspunkt ernsterer Naturbetrach- tung. Daß bei der großen Vollständigkeit der Bildungsanstalten, deren sich unsere Stadt rühmen darf, ein zoologischer Gatten auch als Unterrichtsmittel mit Freuden begrüßt werden wird, dürfen wir wohl voraussetzen. „Eine Anstalt mit großen Mitteln in- Leben zu rufen, welche nur auf Förderung der Bildung ausgeht, dürfte aber trotz ihres edlen Zieles in unserer praktischen Zeit vielleicht doch nicht auf allgemeine Billigung zählen können. Ein zoologischer Garten hat nun aber auch eine große praktische Bedeutung. Es jist in neuerer Zeit vielfach der Versuch gemacht worden, durch Akklimatisation neu ein geführter Racen oder Arten von Thierrn wie Pflanzen entweder in Folge einer Uedercultur verschlechterte oder durch kli matische und sonstige Einflüsse den an sie gestellten Ansprüchen nicht entsprechende zu ersetzen und dadurch sowohl den Producenten wie Consumenten vor Verlusten und getäuscht« Hoffnungen sicher zu stellen. ES ist aber schon von mehreren Selten mit vollem Rechte darauf aufmerksam gemacht Word«, daß derartige Versuche, soweit sie die Thierwelt betreffen, ohne zoologische Gärten in der Luft stehen, daß nur zoologische Gärten in größerer Anlage im Stande sind, den im Gefühle steigender Bedürfnisse und au- dem Wunsche nach einer sicherstellenden Bewitthfchaftung hervorgehen den Akklimatisation-Vereinen ein« sichern Boden und praktisch« Erfolg zu gewähren. Selbstverständlich kann ein zoologischer Gatten nicht sofort nach seiner Gründung praktisch ein greif« de Resultat» ß-k"n. Doch wird de» Hinweis auf diese Bedeutung eine- solch« die Ueberzeugung gewahr«, daß auch in Leipzig darauf gewissenhaft Bedacht aenomum, «erden wird, W«al da wir glauben, von dieser Sette her die »entqdiliräL des Unter nehmen- erhöhen zu können.* Die SiumenausfleUung. ii. I» Hintergründe erblicken wir eine von üppiger Vegetation umgebene Felsenpartie, unter ihr eine Grotte mit Wasserfall, der sich rauschend in ein« Bach ergießt, welcher in einem Bassin mündet, wa- durch muntere Gold- und andere Fischch« belebt ist. Auch ein Biber, Sumpf- und Wassbrvögel beleben da- grün- derasete Ufer, da- zugleich geschmückt ist mit mehr oder weniger seltenen Gewächsen. Ueber dem Wasser in der Höhe endlich ver bindet eine Brücke mit Baumgelänoer die zwei bveiten Wege, welche zur Höhe hinaufführen. Bon d« Pflanz« am Ufer nennen wir zwei schöne große Papyrusstauden, ein sehr große- Exemplar der sich durch ihren schönen Wuchs au-zelchnend« ^rsuaari» «eevl>a, ferner eine viesiendselüs »eguins xieis, einen ksnäsuu« oäorstisoimu», ein kbiloäsnäron perlusum mit sein« schönen durchbrochenen Blät tern, eine Ovloessis oäorst», Vrsvsvns märe» und inäivws, Odsmssropo lomsntoss und das schöne schilfartige O^reuium srg«Llvuw, eine reich blühende Lswpauula p^rsmLäsli« und von d« beliebten Blattpflanzen ausgezeichnet schön« Exemplare von Lissus äisvolor, L^öraugs» jspouivs kol. var. u. s. «. Unter den zahlreich« Dekorationspflanze», welche dicht die Wände be kleiden, ist ebenfalls so manche- Seltene; dem Lai« aber werden gewiß vor Allem die schön blühenden Granat-, Mytthen- und Oleanderdäume in- Auge fallen. Gelangen wir endlich zur An höhe, so werden wir hier, wie vom Eingänge au-, durch ein« schönen Gesammtanblick erfreut, aber auch manche seltene und schöne Gewächse begegnen hier d.m Auge. Ich nenne nur eine schöne Collection der beliebtest« Begonien. Fuchsien und Zwerg- orangerie, eine reich blühende Oss,is, ein üsä^otüum (AsrLisris- uum mit seiner schönen groß« Blüthentraube, so wie die reizen den Ampeln mit Fuchsien, deren reich blühende Aeste von allen Seiten malerisch schön herabhängen. Hier ob« befindet sich auch eine Voliere mit Canarienvögeln. Begeben wir unS endlich zu rück in den Vorderraum, so finden wir link- bei der groß« Vo liere den Eingang in eine Seitenhalle, wo eine Meng« von Ge genständen, die sich auf Gartenbau beziehen, so wi« Blummsor- riments ausgestellt sind. Herr M. Bachmann (Bachmannsche Samenhandlung in der PeterSstraße) stellt zunächst eine reiche Auswahl seiner Blumenzwiebeln aus. Unter den Hyacinthen- zwiebeln sind Exemplare von einer Größe, Schwere und Schön heit, wie man sie nur selten find« dürfte. Zugleich liegt auch hier eine sehr faßliche, auf Erfahrung gegründete „Anleitung zur Cultur der Blumenzwiebeln von M. Bachmann* au- und ist für wenige Groschen zu haben. Ferner finden wir hier schöne gesunde Knollen von 6/oIsmen (Alpenveilchen), bereit- mit der Blüthe, mannigfaltig geformte große, hier gezogene Flaschenkür bisse, die so beliebt« schön gefärbten Immortellen, so wie Herba rien der vorzüglichsten Culturpflanz«. Die Pflanzen sind schön getrocknet, gut bestimmt und geschmackvoll arrangirt, so daß diese Herbarien in den Händen eine- jeden tüchtigen Oekonomm zu sein verdienten. Eine besondere Zierde gewähr« der Bachmaun- schen Ausstellung noch die schönen Blumentöpfe, Blumenständer und Statuetten au- der Thonwaarenhandlung de- Herrn F. B. Selle in der PeterSstraße. Wir haben lange nicht- so Zierliches und Geschmackvolles gesehen, al- diese schön bunt broncirten Thon- waaren, die zum Theil mit Figuren verziert sind, die wirklichen Kunstwerth haben. Auch die Blumentöpfe von Porzellan mit Blumenmalerei sind reizend, und dabei ist Alle- für einen wah ren Spottpreis zu Hab«. Herr Werl (Grimma'sche Straße, Mauricianum) stellt eine reiche Auswahl von Terxalithwaaren aus, die ebenfalls die beste Empfehlung verdienen. Auch unter ihnen finden wir zierliche Blumengestelle, Blumentöpfe und Sta tuetten, die jede- Blumenzimmer, jede- Gartenhau- ziere» dürf ten. Auch die beklebten GlaSbehälter mit Goldfischchen uub ver goldetem Metallgestelle stellt Herr Werl in dm geschmackvollste» Dessin- au-, elegante Blumentische au- Rohr und mit Kiefer« zapfen verziert, so wie eine Menge anderer Dinge, welche sich zur Verzierung von Gärten und Gattensalon- eignen. Ferner finden wir hier eine schöne Auswahl der so prei-würdig gefundenen Fon« tainenaufsLtze von Richard Wlach, demselbm, der auch die Be leuchtung der Ausstellung auf- beste besorgt. Was die Blumen sortiment- betrifft, so sind« wir eine Anzahl ganz vorzüglich schö ner Georginen von Lauche in Potsdam, eine ebenfalls recht schöne Auswahl von Georginen und Aste« von der Frau Pastorin Garten in Kieritzsch, sehr schöne Astern von Franz Brückner in Leutzsch, eine groß« Collection von Fuchsie» in eine« Bouquet von Rohland, von demselbm auch andere hübsche Blumeudou- quets, so wie bunte Immortellen mosaikartig und geschmackvoll *zu«