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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. D 263. Freitag den 20. September 1861. London" von der Bekanntmachung. Alle diejenigen Einwohner unserer Stadt, welche nach Maßgabe de- revidirten Regulative- für die Eommunalgarden zum Eintritt in die Communalgarde verpflichtet sind, dieser Verpflichtung aber bl- jetzt noch nicht Genüge geleistet haben, werden hiermit aufgefordert, binnen 4 Wochen und spätesten- bis znm dl. Oktober d. I. sich im Eommunalgarden- Bureau (RathhauS I. Etage) in den Stunden Vormittag- von 9 bi- 12 oder Nachmittag- von 3 bis 6 Uhr zum Eintritte in die Communalgarde bei Vermeidung der in 8. 6 de- obgedachten Regulativs angedrohten Geld- oder Gefängnißstrafe persönlich anzumelden. Die Außenbleibenden haben sich de- gesetzlichen Zwangsverfahren- zu gewärtigen. Leipzig den 18. September 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. ^ ^ - Bekanntmachung — Nachdem uns Ln Betreff „der allgemeinen Industrie- und Kunstausstellung zu AuSstellungS-Commission zu Dresden eine Anzahl Eremplare der hierüber zusammengestellten Bestimmungen sowohl, als auch eine Anzahl Anmeldungsschemas übersendet worden find, bringen wir solches mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß Diejenigen, welche sich bei der Ausstellung betheiligen wollen, dergleichen Eremplare aus dem Rathhause Hierselbst in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr in Empfang nehmen können. Leipzig am 7. August 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. v. Günther. Bekanntmachung. Da in dem am 12. dieses Monats angestandenen Licitati-nStermine für das hiesiger Stadtcommun zugehörige, vormals Schletter'fche HauS, PeterSsiraße Nr. 14, Nr. 728. Abthlg. des BrandcatasterS, ein annehmbarer Kaufpreis nicht «langt-,Morden ist, so soll dasselbe Montag den BT. dieses Monats Bormittags LR Uhr anderweit an den Meistbietenden versteigert werden. Kauflustige haben sich zur angegebenen Zeit an RathSstelle einzufinden, ihre Gebote zu thun und.darauf weiterer Entschließung des RatheS, welchem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Be schlußfassung Vorbehalten bleibt, zu gewärtigen. Die LicitationS- und VerkausSbedingungen liegen an RatltSstelle zur Einsicht auS. Leipzig den 14. September 1861. Des Raths der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. lieber Leipzigs Turnwesen. Äu seine Freunde und — „an die Gebildeten unter seinen Verächtern." Schon bevor der vortreffliche Aufsatz deS Herrn Oswald Fader! in Nr. 235 d. Bl. erschien, halten wir die Feder zu nachstehender j Betrachtung angeletzt. Nunmehr können wir uns kürzer fassen und was wir jetzt noch auf dem Herzen haben, in Folgendes zu sammendrängen. Der Leipziger Turnverein ist zur Zeit unbestritten einer der angesehensten Deutschlands. Sein Ruhm gründet sich jedoch mehr auf die ausgezeichneten Leistungen Einzelner und insbeson dere seiner Vorturner, als auf eine allgemeinere eitrige TheUnahme der städtischen Bevölkerung. So erfreulich da< Eine, so bedauer lich ist daS Andere, und der Sache wegen sähen wir das Ver- HLltniß weit lieber umgekehrt. Denn wenn auch die jetzige Turn halle unzureichend geworden und nächstens «ine neu« größere wird gebaut werden, so kann doch die Anzahl von ca. 1000 erwachse nen Turnern inmüten einer Stadt von ca. 78 Tausend Einwoh nern nicht viel bedeuten. Und wenn man bedenkt, daß der Nutzen des Turnens für Leid und Geist, für praktisches Leben und Moral hundert Mal beredt und einleuchtend von allgemein anerkannten Autoritäten dargelegt worden und übrigen- dem einfachsten gesunden Verstände von selbst in die Augen springt; wenn «an bedenkt, daß sowohl eigennützige wie gemeinnützige Beweggründe zum Turnen auffordern: so ist die verhältnißmäßig langsame Verbreitung einer so heilsamen Sache doch -u ausfallend und charakteristisch, als daß «S nicht gerechtfertigt erscheinen müßte, den Ursachen dieses kläglichen Umstandes nachzuspüren, um sie entweder als berechtigt »«"»ft»' raMpfen glicht elassen anzuerkennen oder als unberechtigt erfolgreich zu de- Auf principielle Gegner des Turnens sind wir bei gelegent lichen Anregungen zum Eintritt in den Verein noch nie gestoßen; die mancherlei Behinderung-- und Ablehnungsgründe aber, die wir in einzelnen Fällen von besonderen Verhältnissen nicht ohne schmerzliche Anerkennung, oft aber auch nicht ohne ein eben so schmerzliches Lächeln anhören konnten, waren im Wesentlichen etwa folgende. 1) Mangel an Zeit. Selten begründeter Einwand, desto öfter bloßer Vorwand; denn viele und vom Ansehen prächtige junge Männer in der Handelsstadt Leipzig, und namentlich Han del-beflissene, widmen dieselbe Zeit, die ihnen auf dem Turnplätze am besten rentirrn würde, ganz entgegengesetzten, nichtigen Ge schäften. 2) LieblingSneigung zu anderen körperlichen Be wegungen, alS da sind: Kahnfahren, Schlittschuhfahren, Schwimme», Reiten, Spazierengehen (pr. Omnibus), Kegelschie ben, Lanzen u. dgl. Die drei zuerst genannten aber können, so reizend und nützlich sie auch sind, daS eigentliche Turnen dem jugendliche« Körper offenbar nicht ersetzen,, und in den übrigen Bewegungen herrscht zu sehr Erholung und Genuß; daS ist aber eben nicht daS Element, worin der jugendliche Leib und Geist erstarkt. UebrigenS sind aber auch dies, Einwände noch dazu meist dloS schlaue Vorwände. Man will dem Turnen sich nicht im Princip entgegenstellen und sucht durch oft nur vorgebliche Anwendung einer anderen Form genußsüchtige Trägheit zu ver bergen. 3) Scheu vor neuen regelmäßigen Ausgaben. Alte regelmäßige und unregelmäßige Ausgaben für Tabak, Bier rc. erscheine« Manche« alS natürlich und unvermeidlich, weil sie sich in seiner Sinnlichkeit schon festgesetzt haben und nun in ihrem bistorischen Recht« hartnäckig sich behaupten. Da kann denn freilich Kaiserin Vernunft die neue Turnsteuer nicht durchbringen,