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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 37. Freitag dm 6. Februar. 1863. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit der Verordnung des Königlichen Hohen Ministem dcS CultuS und öffentlichen Unterrichts vom 26. August 1848 von den Percipienten nachstehender Bencficien: 1) des Amthor schen, 2) des Triller'schen, 3) des Doerer-Helfreich scheu, 4) des Neef'schen, 5) des Hammerschen, stiftung-mäßig zu bestehenden Prüfungen sollen Mittwoch den TS. Februar L8VL abgehalten werden und werden die Stipendiaten, welche sich gegenwärtig im Genüsse eines der aufgeführten fünf Beneficien befinden, hierdurch aufgesordert, sich am gedachten Tage Nachmittags 3 Uhr im Convietorio zu gedachten Prüfungen einzufinden. Leipzig den 31. Januar 1863. Die Cphoren der Königlichen Stipendiaten. Euterpe. DaS achte Euterpe-Concert (am 3. Februar) gewährte viel Anregung und mannichfaltige Genüsse — die Mannichfaltigkeit dürste fast zu groß gewesen sein, denn das Programm war zwar sehr interessant, aber doch auch etwas bunt. Letztere Eigenschaft kau» bei diesem mit so viel künstlerischer Umsicht geleiteten Concert- institut nur durch das Zusammentreffen ganz besonderer Umstände veranlaßt worden sein. Die beiden Theilo der Aufführung wurden mit Werken von Hector Berlioz eröffnet, die wir zu den bedeutendsten des berühmten französischen Componisten rechnen möchten. Die pracht volle, ebenso in der Conception geniale, als im Formellen mit Meisterschaft auSgearbeitete Ouvertüre zur Oper „Benvenuto Cel- lini" machte diesmal einen noch nachhaltigeren Eindruck, als bei ihrer Aufführung im vorigen Jahre. Von hohem Reiz waren ferner die zur Eröffnung des zweiten TheileS gegebenen beiden Sätze auS der „Harald-Symphonie": „Marsch der Pilger" und .Serenade eines Bergbewohners in den Abruzzen". Volle An erkennung gebührt dem Orchester unter Herrn Blaß mannS Leitung für die sehr gelungene Ausführung dieser viele Schwierig keiten darbietenden Musikstücke, ganz besonders aber auch den Künstlern, denen die obligaten Stimmen m de» Symphoniesätzen übertragen waren: dem Herrn Laub old von hier (Bratsche) und dem Herrn Kammermustkus AbbaS auS Weimar (englisches Lorn). Die unseres Wissens bis jetzt hier »och nicht gehörte Hymne für achtstimmigen Männerchor mit Begleitung von BlaS-Instru menten von Franz Schubert ward unter Leitung des Herrn Richard Müller von dem akademischen Gesangverein Arion sehr tüchtig wiedergegeben. Auch in diesem Werke Fr. SchubertS tritt uns die ganze Eigenthümlichkeit eines hochbegabten, mit voll ster Ursprünglichkeit schaffenden Künstler- entgegen. Schönheit der Gedanken, Glanz der Melodie, eine prachtvolle Polyphonie und die mit dieser erreichte ganz besonder- schöne sinnliche Klavg- -- ^ „ Eigenschaften ltück eine weiten Theile rem brannten - der Jugend zeit", zwei neue Gesänge vor: „Ein geistlich Lbendlied" von M. Seifriz und „BereiuSlied" von. Liszt. Da- , Abendlied" (Gedicht von Kinkel) ist eine tüchtige, für die Sänger sehr dankbare und daher wirknngSvolle Composition, die sich dem Besten anreiht, was in neuester Zeit für MLnneraesaug geschrieben worden. Ganz besonder- hat unS aber da- „VereinSued" von Liszt (Gedicht von Hoffman» von Fallersleben) gefallen. Reben schöner Stimmführung und Glanz der äußeren Wirkung Eompofition Kraft, Schwung, Begeisterung ^ ^ ^ ist bei du' m der Vesauaver«» Lrron, außer wuuderlieblichen Liede von M. Hauptmann „Aus zeigte sich in dieser und Ueberzeugung. Sehr wirkungsvoll diesem Liede der feine humoristische Anflug. — Die Ausführung dieser Gesänge war in jeder Beziehung eine tadellose. * Die Sängerin Fräulein Jenny BuSk auS Baltimore trug die Arie „Mein gläubiges Herze" von I. S. Bach, die Lieder der Mond" von Mendelssobn, „An den Sonnenschein" von Schumann und ei» schottisches Nationallied (in englischer Sprache) vor. Wir hatten beret- früher einmal, bei Besprechung einer Kirchenaufführung, Gelegenheit genommen, auf diese talentvolle und gut gebildete Sängerin aufmerksam zu machen. Bei ihrem diesmaligen Auftteteu'rechtfertigte Fräulein BuSk unsere damalige Empfehlung vollkommen. Die Stimmmittel der Sängerin sind zwar nur klein, aber was diesen an Tovvolumen abgeht, wird durch anmuthige Klangfärbung, durch tadellose Correctheit (na mentlich vollkommen reine Intonation) und durch verständigen, äußerst ansprechenden geistigen Vortrag ersetzt. Befriedigte uns Fräulein Busk schon mit Wiedergabe der Barb'schen Arie, so noch weit mehr durch die der Lieder. Ueberhaupt scheint das Lied die ihrem Naturell am meisten entsprechende Sphäre zu sein. Sie errang einen großen Erfolg mit ihren Leistungen und gab nach stüruuschem Hervorruf noch Schumann- Lied „Frühliug-nacht" zu. Zu bemerken ist, daß die obligate Bioloncellopartie der Bach- schen Arie von Herrn Grabau vortrefflich auSgefühtt ward. Großes Interesse hatte für uns ferner der diesmalige Instru mental - Solovortrag. Herr Kammermustkus Emil Lund an» Stockholm zeigte sich mit dem Coveert für Hoboe von E. Stein als ein ganz bedeutender Künstler seines Instruments. Wir können un- nicht erinnern, jemals einen so kräftigen, vollen und weichen Hoboeton gehört zu haben, wie von diesem Virtuosen, der dabei eine außerordentliche Fertigkeit besitzt und mit Geschmack vorzu- trage» weiß. Sehr zu statten kam ihm die Composition, die sich vor der Mehrzahl der Concertstücke für BlaS-Instrumente durch Gehalt «nd gute Arbeit rühmlich au-zeichnet und daher als eine Bereicherung diese- Zweige- der musikalische» Literatur gu betrachten ist. So viä uns bekannt, ist diese- Werk dntch den Druck bereit- der Oessentlichkeit Übergeben. De» Schluß de- Concert- bildete Beethovens dritte Leonoreu- Ouverture, die — so oft sie auch schon hier gehört worden — bei loben-werther Ausführung auch die-mol wieder hinriß «nd be geisterte. F. Gleich. GeffentUche Serichtrfihunßen. Leipzig, den 3. Febr. U« die Witte de- Monats November vorigen Jahre- hatte die Landarbeiten» Pauline Clara Zieger von hier, 23 Jahre alt, welche früher Blumenmacherin und gewesen, später aber als Fabrikarbeiterin ihre» Lebeni suchte il erwerbe» damali unter hätte eine beträchtliche NnzahtWeidungSstÜcke aus Roth «ach und nach versetzen müssen, ihO geklagt -