Volltext Seite (XML)
4180 AlS diejenigen Männer, welche um Entstehen und rasches Aufblühen der Stiftung sich verdient gemacht und der Veran staltung von Sammlungen, wie der Verwaltung, beziehentlich der Einkünfte zeither auf das Uneigennützigste (zum Theil mir nicht geringen Zeit- und Geldopfern) sich unterzogen haben, sind zu nennen: Herr Friedrich Wilhelm Kämpffe, GutS- und Wein- bergsbesitzer zu Aitzschewig bei Dresden; Herr General-Staats anwalt vr. Schwarze und Herr OberappellationSrath Ponath in Dresden, Herr Buchdruckereibesitzer Eduard Fischer zu Leip zig — letzterer zum VorstandSmitgliede gewählt 1851 für den damals zum Bedauern aller Freunde der Sache ausgeschiedenen Mitbegründer des Vereins, den seitdem verstorbenen Obergendar merie-Inspektor Seidendörffer. An Stelle der Hrn. Ponath und Fischer.sind gegenwärtig Herr Regierung-rath Jp Hofen in Leipzig und Herr Finanz-Proc. Stimme! in Plauen Mitglieder deS Vorstandes. Am Orte selbst sind die Interessen der Stiftung aufs Beste gewahrt durch Herrn Badecommissar von Paschwitz als fünftes Ausschußmitglied, an Stelle des früheren Pfarrers daselbst, Herrn k. Kuhn, welcher im vorigen Jahre nach Stolpen versetzt ward. Die Statuten der Stiftung vom 1. December 1854 — von der k. Staatsregierung bestätigt durch Dekret vom 21. Mai 1855 — bestimmen als Zweck derselben Unterstützung mittel loser Unterthanen des Königreichs Sachsen zum Gebrauche des Bades Elfter; diese Unterstützung wird ge währt aus den Zinsen des StiftungScapitals (s. o) und dem dritten Theile der im letzten Jahre der Casse zugeflossenen sonsti gen Einnahmen, während die anderen zwei Dritttheile der letzteren dem Capitalfonds zufließen, soweit hierunter allenthalben von dm Gebern nicht- Anderes ausdrücklich bestimmt ist. II. Das Augustus-Stift. Neueren Ursprungs und etwas anderer Bestimmung und Or ganisation ist das Augustus-Stift. Der gegenwärtige AmtShauptmann des k. sächs. Voigtlands, Herr Geh. Regierungsrath vr. Braun, ließ in den ersten fünf ziger Jahren d. Jahlh. aus Mitteln, worüber ihm die freie Verfügung zustand, ein Haus in Elster erbauen, welches er durch Urkunde vom 8. Februar 1856 (bestätigt von der k. Kreis- direction zu Zwickau am 15. März dess. I.) — unter der aus Pietät gegen des Hochseligen Königs Friedrich August Majestät gewählten Benennung „Augustus-Stift" — zur Aufnahme von armen und unbemittelten Curgästen bestimmte, die das Bad Elster zu Herstellung ihrer Gesundheit während der jedesmaligen Trink- und Badezeit allda gebrauchen. In die in diesem Hause dafür eingerichteten 14 Wohnräume werden während der Badezeit — ohne Unterschied der Staats angehörigkeit, des Geschlechts und der Confefsion — sowohl völlig Arme, als auch diesen nicht beizuzählende, aber unbemittelte Per sonen ausgenommen, vorausgesetzt, daß ihnen der Gebrauch des BadeS Elfter ärztlich verordnet ist und sie solche-, wie ihre Ar- muth und Hülfsbedürftigkeit durch ärztliche und bezügliche Zeug nisse ihrer Obrigkeit nachzuweisen vermögen. Sie erhalten darin während ihrer Curzeit freie Wohnung mit Lagerstätte und, wo nöthig, Heizung und Geleuchte, auch die Gebrechlichen nöthige Handreichung, und zwar die völlig Armen ganz unentgeltlich, die blos Unbemittelten nach Bestimmung des Collators oder Local- Jnspectors gegen eine Abentrichtung. Ueder die Behandlung der im Stift aufzunehmenden Personen enthält eine besondere Haus ordnung die näheren Bestimmungen. Vas Änakahuita-Hoh. Vor ungefähr einem Jahre erfreute sich das neuerfundene Heilmittel de-Anakahuitaholz-Thees einer großen Kundschaft und lebhafter Empfehlung. Wenn damals ein Arzt die Nützlich keit deS Mittels in Zweifel zog, so gab es gewiß in jeder Gesell schaft einen oder mehrere Laien, die es nicht für unverschämt erachteten, wenn sie von ihrem Laienstandpuncte dem Jünger des Aeskulap eine kleine Vorlesung und Zurechtweisung in mehr oder minder salbungsvoller Rede vorbrachten. In der Regel wußte man auch einige „Fälle", wo es Dem oder Jenem herrlich geholfen hatte, und schließlich gab eS wohl auch Personen, die es dem Arzte als eine Art „Brodneid" auslegten, daß er nicht in das Lob des doch so überaus herrlichen AnakahuitaholzeS einstimmen wollte. Damals konnten Droguisten und Apothek^ kaum genug von dem neumodischen Mittel herbeischaffen, welches gleichsam über Nacht berühmt geworden war. — Die meisten Aerzte sahen dem Schwindel lächelnd zu, und da sich herausstellte, daß da- Holz auf jeden Fall wenigstens unschädlich sei, so wurde eS auch wohl von einem oder dem andern als Thee verordnet; indessen die erwarteten günstigen Wirkungen blieben auS, und so hörten auch die ärztlichen Ver ordnungen nach und nach auf, das neumodische angebliche Heil mittel zu berücksichtigen. In jüngster Zeit nun hat vr. Aiurek in Berlin ein dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten direct auS Tampico zugekommenes Holzstück, „hinsichtlich dessen Originalität daher kein Zweifel obwalten konnte", chemisch unterjucht und da- Re sultat seiner Untersuchung veröffentlicht (Preuß. Medicinalzeitunq 1861, Nr. 2). Diksir Untersuchung zufolge enthält das Anakahuitaholz in 1000 Th.: Holzfaser 758,34. Wasser 143,10. Gerbsäure 52,34. Bitterer Extractivstoff 21,17. Gummi 16,93. Harz 5,09. Gallussäure .... 3,11. Asche 18,05. Die „Asche" aber bestand au- 88i/r«/o kohlensaurer Kalk erde, — 30/0 Eisenoxyd und Spuren von PhoSphor- säure, — je 2«/o schwefelsaurem Kall, schwefelsaurer Bittererde und Kieselsäure, — und s/,«,(>/, Chlorna trium, d. h. Kochsalz. — Ueberblickt man die Resultate dieser Untersuchung, so erkennt man ohne weiteres, daß von Liner sogenannten heilkräftigen Wir kung, d. h. überhaupt von irgend einer nützlichen oder schädlichen Wirkung de- AnakahuitaholzeS gar keine Rede sein kann. Das selbe besteht zu neun Aehntheilen aus „Holzfaser" und „Wasser", und jede beliebige Sägespähne, wie sie auf dem Markte käuflich umhergetragen wird, liefert diese Bestandtheile in eben so vorzüglicher Weise, als das kostspielige, aus Tampico herbeigeschaffte Anakahuitaholz! Die 5 Procent Gerbsäure wären noch allein im Verein mit dem halben Procente Harz als wir kung-fähig zu betrachten; allein sie sind in so geringer Menge in dem Holze vorhanden, daß der Holzthee durch sie durchaus nicht irgend eine medicinische Wirkung erlangen kann. Von den wirk samen Beftandtheilen anderer Pflanzen, wie Alkaloide, indifferente krystallisirbare Körper, ätherische Oele findet sich keine Spur. Die bräunliche Farbe der Abkochung rührt vermuthlich von den genannten beiden Stoffen und der geringen Menge Gallussäure her. Wer indeß den Anakahuitathee liebgewonnen haben sollte und ihn auch ftrner zu gebrauchen wünscht, der könnte da- erste beste unserer einheimischen Hölzer an dessen Stelle benutzen. Namentlich dürfte dafür das Erlenholz zu empfehlen sein, welches ungleich mehr Harz enthält, und das zugleich wegen seine- weitmaschigen Zellengewebes einen verhältnismäßig reichhaltigeren Auszug ge währen dürfte. Da die Asche de- AnakahuitaholzeS etwas mehr kohlensauren Kalk enthält als die Asche deS Erlenholzes, so braucht man nur ein klein wenig Kreide (da- ist eben kohlensaurer Kalk) zuzusetzen, um von unfern einheimischen Erlen den herrlichsten und wirksamsten Anakahuitathee zu erhalten. — Hoffentlich wird durch Kenntniß dieser Thatsachen der Anakahuita-Sch winde! sein Ende erreicht haben! Ein Arzt. * * * Leipzig, den 29. August. Au dem von uns gestern über die Revue der Communalbarde erstatteten Berichte haben wir nachträglich noch hinzuzufügen, daß nach beendigter Revue der Major von Aeschau dem zeitherigen Vicecommandanten vr. von Zenker im Aufträge Sr. Maj. deS Königs das Ritterkreuz des Albrechtsordens überreichte. Verschiedenes. Der im schlesischen Orte Habelschwerdt erscheinende „Gebirgs- bote" erzählt folgende interessante Geschichte: „Dieser Lage hat eine Gefangene im hiesigen Stockhause Aufnahme gefunden, deren Leben in den letzten Jahren außerordentlich interessant ist. Be kanntlich erzählten vor einigm Jahren die Zeitungen und KreiS- blätter viel von einer Taubstummen, welche plötzlich in der Franken stein-Münsterberger Gegend zum Vorschein gekommen war und sich Saleta v. Seeberg nannte. Besagte Taubstumme verstand sich so ziemlich auf alle weiblichen Arbeiten, schrieb eine leserliche Schrift und verstand auch ihren Gedanken in leidlicher Weise durch die Schrift Ausdruck zu geben. Nach ihrer Angabe war sie einer altadelwen schlesischen Familie entsprossen und ihr Vater, ein Baron Teeberg, habe nebst ihrer jünaern Schwester und der Mutter ein schöne- Schloß im Walde (Waldburg) bewohnt, wo aber da- Schloß sich befinde oder stehe, da- wisse sie nicht näher zu bezeichnen. Vor einigen Jahren lei ihr Vater mit sammt Familie nach Amerika gezogen. Die Mutter starb schon auf der Hinreise, die jüngere Schwester in Amerika, sodaß Herr v. Gee- berg im Uebermaß deS Leide- den Entschluß faßte nach Europa zurückzukehreu, und zwar mit einem Ungeheuern Vermögen, da- er theils nach Amerika mitgebracht, theilS sich dort erworben hatte. Auf der Rückreise wurde der Vater seekrank und folgte bald der vorausgegangenen Gemahlin in- Jenseits. Der freiherrliche Sprosse blieb sonach sammt dem unoeheuern Vermögen an Geld und Pre tiosen in der Gewalt des SchiffScapitainS und hatte von diesem eine entsetzliche Behandlung zu erdulden. In Hamburg wurde Saleta an- -and gesetzt, aber ohne da- Vermögen z'siatt dessen