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4 !«i 1 dem ungebildettn starken Mantte d?S Volk- bas Ideal irdischer Glückseligkeit. Für ihn ist ein ganz besonderer Grad von Selbst überwindung erforderlich, diesem unheilvollen Instinkte zu wider stehen, und ohne Selbstüberwindung keine Sparsamkeit. Je mehr er verdient, je flotter ec leben kann, desto flotter lebt er. In dem Kampfe zwischen der Schenke und der Sparkasse trägt fast immer die Schenke den Sieg davon. Man hat die gesammte Einnahme der arbeitenden Classen in England auf die kolossale Summe von 2000 Millionen Thaler (3 l 2,000,000 L.) berechnet. Von diesem Betrage ist im Jahre 1859, dem besten, welches der englische Arbeiter je gekannt hat, kaum i/» pCt. in die Sparkassen gewandirt. Ja, es ist sogar nachgewiesen, daß in 17 anderen Jahren die Schuld der Spar kassen nur durch die auflaufenden Zinsen, nicht durch den Ueber- schuß der Einlagen zugenommen hat. In einem ausnahmsweise blühenden Jahre beträgt dieser Ueberschuß 1*/, Mill. Pfd. Sterl. Dagegen verausgaben die englischen Arbeiter für Spirituosen, Bier und Tabak nicht weniger als jährlich 35 Mill. Pfd. oder mehr als zehn Pcocent ihrer Einnahme! Diese letztere Ziffer er schien so unglaublich, daß viele Beobachter veranlaßt worden sind, ihre Richtigkeit in kleineren Kreisen zu prüfen. Die erstaunlich sten Details sind dabei zu Tage gekommen. In einer Fabrik, welche 120 erwachsene Männer beschäftigte, fand man, daß jeder Einzelne im Durchschnitt 11 Pfund 7 Shilling 9 Pence für geistige Getränke jährlich ausgab, einen Betrag, welcher hinreichen würde, um sein Leben für 500 L. zu versichern. Einige von die sen Leuten vergeudeten auf solche Weise 25 bis 40 Procent, ja ein besonders durstiger Gesell beinahe dreiviertel seines Verdienstes Die Statistik der Sparkassen lehrt, daß die ärmsten blassen der Fabrikarbeiter am meisten, die wohlhabenderen am wenigsten, alle mit einander aber nur in sehr geringem Grade sparen. Da gegen ist die Sparsamkeit allgemein und erheblich, wo die arbei tende blasse, sei es durch das Beispiel, sei eS durch aktive Für sorge höhcr stehender Personen, eine bessere Anleitung hat. — Ueberall, wo die unteren Volksschichten in täglicher unmittelbarer Berührung mit den gebildeten Ständen sich befinden, zeigt sich dieselbe Erscheinung, vornehmlich aber da, wo ihre Beköstigung und häusliche Existenz ihnen fertig geliefert wird, also namentlich unter Dienstboten, Lehndienern, Matrvsin der königlichen Marine und Soldaten, sodann unter ländlichen Arbeitern und denjenigen, welche der Kaufmanns stand beschäftigt als Packer, Küfer u. s. w In den ärmsten Ackerbaudistncten, wo der Wochmlohn 3 bis 4 Thaler beträgt, kommen auf 100 Seelen 8 Sparcassengläubiger mit emem durchschnittlichen Guthaben von 2 L. 8 s. In den Fabrikdez rken, mit einem Lohntarrf von 7 bis 12 Thalern, fin den wir nur 5 Sparer per 100 Seelen, und ihr durchschnittliches Guthaben beträgt nur 1 L. 9«. Eine Sparkasse in Dundee hatte 237 Dienstmägde unter ihren Kunden und nur ein Fabrik mädchen. Der Fingerzeig, welchen solche Thatsachen an die Hand geben, der Beweis, daß Anleitung, Beispiel und Anregung der Höhergebil deten von hoher Brdeutung für diese Seite der Volkserziehung sind, findet eine Bestätigung mehr in dem überraschenden Er folge, welchen die seit einigen Jahren von einsichtigen und wohl wollenden Offneren eingcrichttten militairischen Sparkassen gehabt haben. In England steht der Soldat, als Arbeiter betrachtet, so ziemlich auf der niedrigsten Stufe der socialen Pyram de. Sein Sold ist so geiing, wie er nur sein kann, um in den ärmsten Distrikten die roheste Gattung von Arbeitern anwerben zu können Der Herzog von Wellington, als man ihm von der Begründung von Sparkassen für die Truppen sprach, rief verwundert aus »Haben Soldaten denn etwas zu sparen?" Wenn dem so wäre, meinte er, so müsse man den Sold herabsetzen. Der Gedanke kam ihm völlig utopisch vor. Die Urheber des Planes ließen sich inzwischen nicht abschrecken, und der Erfolg ist ihre beste Rechtfertigung gewesen. Von der Artillerie hat jetzt durchschnitt lich j.der Mann 10 L. von dem Genie j.der 2V L. in der Spar casse seines Eorps. In der Infanterie giebt es wenigstens ein zelne Regimenter, in denen der durchschnittliche Antbeil an der Sparkasse 16 L. 15 s. beträgt. Außerdem ist es bekannt, daß die Truppen fortwährend erhebliche Summen an ihre Aeltern und Verwandten remiltiren, und daß viele Soldaten ihre Ersparnisse lieber nach der nächsten öffentlichen Sparbank bringen, weil sie nicht wünschen, »daß der Sergeant etwas davon merkt." Die Sorglosigkeit des freien Arbeiter- ist um so ärger und tadelnswerther, als er weit mehr Grund zum Sparen hat als der Soldat. Der letztere hat wenigstens eine feste Versorgung, die vor Unterbrechung, n ziemlich sicher ist. Der freie Arbeiter dagegen weiß, daß immer von Zeit zu Zeit Perioden eintreten, wo er auf seine eigenen Hülfsmittel angewiesen ist, wenn er nicht von Almosen leben will. Trotzdem lebt er in den Tag hinein, und vergeud t sein reichliches Einkommen mit Trinken, lärmenden Veignügungen, überflüssigem Fcauenpuh u. s. w. Sobald eine Handelsconjunctur, ein politisches Ereigniß, eine Arbeitseinstellung den Verdienst unterbricht, sieht er sich plötzlich in äußerster Nolh; seine bewegliche Habe wandert in- LeihhauS; er fällt Wucherern in die Hände, und die Zeitungen Hallen wilder von herzzerreißen* den Berichten über die Noth des därbenden Volks. Hie Anfänge dieser Erscheinungen zeigen sich eben jetzt wieder, wo die Folgen des amerikanischen Bürgerkrieges sich gellend machen. Arbeiter familien, welche ln den vorangegangenen Jahren 700 bis 1000 Einnahme hatten, sehen sich außer Stande eine Verkehrsstockung zu ertragen, welche erst seit einigen Wochen fühlbar geworden ist. Daß der reichliche Arbeitslohn in guten Zeiten nicht etwa für die Verschönerung des häuslichen Lebens, für bessere Wohnung und sauberes Hausgeräth, für gute Betten und gefällige Möbeln verausgabt wird, darüber sind alle Berichte von kompetenten Be obachtern einig. Die Arbeiter wohnen nach wie vor zusammen- qedrängt in schmutzigen, schlechtgelüsteten, dunklen Straßen, ganze Familien oft in einem einzigen elenden Zimmer, welches zum Kochen und zum Schlafen zugleich dient. Solchen Spelunken gegenüber haben dann die Branntweinpaläste mit ihrer gaSbe- leuchteten Pracht einen doppelten Reiz. Das weibliche Geschlecht dieser Classe weiß wenig oder nicht- von den Tugenden der Haus frau. Die Woche über in den Fabriken beschäftigt, betrachtet es dir häusliche Wohnung als ein nothwendigeS Uebel, dem man so bald wie möglich den Rücken wenden muß. Anstatt da- Er worbene klug zu Rache zu halten, verzetteln die Frauen das ver diente daare Geld in den Läden und oft genug in den Schenken. Es mag wohl gefragt werden ob eS nicht für den Arbeiter selbst pecuniär vortheilhafter wäre, wenn seine Frau, anstatt in der Fabrik G.ld zu verdienen, im Hause Geld ersparte. Inzwischen ist vor der Hand nicht daran zu denken da- System selbst zu ändern. Glücklicher Weise ist auch unter dem jetzigen System eine Verbesserung der häuslichen Existenz der Fadrikbevölkerung nicht unmöglich. Wohlwollende und einsichtige Fabrikherren haben ihre darauf gerichteten Bemühungen vom besten Erfolge gekrönt aesehen. In der Wüste giebt rs einzelne Oasen, welche beweisen, daß die Wüste silbst nicht unfruchtbar, sondern nur uncultivirt ist. Der Acker ist im Gegentheil häufig eher zu üppig als zu mager. Die Rohheit selbst ist ein Symptom überschüssiger Kraft. Namentlich in denjenigen Branchen, in denen körperliche Stärke vorausgesetzt wird, erinnert das Leben und Treiben der englischen Arbeiter an dasjenige ungebildeter Seeleute. Es ist ein steter Wechsel zwischen angestrengtester, oft gefahrvoller Arbeit und viehi scher Ausschweifung, toller Verschwendung, sorglosem Müssiggange. Vom Sonnabend bis Dienstag manchmal ein ununterbrochener Taum.l, an den übrigen Wochentagen ein übertreibender Fleiß. Rücksichtsloser Leichtsinn den Elementen und den lödtlichen Ma schinen gegenüber, verächtliche Behandlung des Geldes am Schenk- ttsche und im Laden. Hat einer von den Kameraden sich durch Tollkühnheit verstümmelt oder durch Saufen getödtet, so schießen die Anderen mit gedankenloser Generosität Geld zusammen, um dem Hülflosen oder der Witwe unter die Arme zu greifen, gleich sam um zu zeigen, daß Keiner für sich selbst zu sparen nölhig hat. Gerade diese übelangewandte Freigebigkeit beweist die hohe finanzielle Kraft der Arbeiterbevölkerung, welche unter richtiger Leitung Außerordentliches zu leisten im Stande wäre. Die« zeigt sich nirgends deutlicher als bei den massenhaften Arbeitseinstellun gen, vermittelst welcher um Erhöhung des Lohne- gekämpft zu werden pflegt. Es ist in solchen Fällen nicht- Seltene-, daß eine gewisse Branche von Arbeitern nicht allein sich selber, sondern auch noch eine ganze Armee von feiernden Kameraden ernährt. Im vorigen Jahre gab die Fadrikbevölkerung einer Stadt vo r 100,000 Einwohnern binnen eines Vierteljahr« 30,000 L. für einen solchen Fall aus, welcher in einem anderen Theile Englands siattfand. Es fehlt auch nicht an Beispielen von günstigerer Vorbedeutung, an Geldverwendungen, welche den Zweck und den Erfolg haben, den Arbeiter zum Capitalisten zu erheben. Tausende von Arbeitern erwerben unter der Führung politischer Gesellschaften G und- eigenthum, welches ihnen das Wahlrecht verschafft; andere bauen oder kaufen sine Häuschen, welche die Baugenossenschaften massenhaft produciren und welche ihnen nebenbei auch die Würde eines Wählers verleihen. Noch andere gehören den Associationen an, welche gemeinsam kaufen und gemeinsam produciren und unter denen die »Pioniere von Rochdale" weltberühmt gcworden sind. Wenngleich da- Beispiel der letzteren immer noch ein zweifelhaftes ist, da die Weisheit, mit welcher ihr Unternehmen geleitet wird, schwerlich eine durchschnittliche heißen kann, so steht doch so viel fest, daß überall, wo eine höhere sittliche und geistige Cultur die Massen berührt, ihre wirthschaftliche Lage unter d/m Systeme völliger Freiheit eine Wohlfahrt zu entwickeln im Stande ist, wie sie bisher nirgends der zahlreichsten Classe de« Menschen geschlechts zu Theil geworden ist. Coupe angenel ziemlich vor Ko ist auä wilden nehme, man v< die M Wäger nicht s undur c! deshall Art C dign! von D ibre D Wage, nun d unsere Rollw an- Z ganz war. melte Licht ' Gesch, We herem auf d auf d factisc von c sehr 8 unS Pant b gv Aus den Sriefen einer Leipzigern in Aegzpten. n. Montags früh fuhren wir von Alexandrien ab. In Aegypten kann man auf der Eisenbahn nur 1. Classe fahren, denn eS ist ein solcher Troubel auf der Bahn und die Waggons sind so über füllt von schmuzigen Arabern u. s. w., daß man unbedingt ein