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Mpziger TaMM Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Montag den 11. November. 1861. Bekanntmachung. Zu dem Verzeichnisse der bei der bevorstehenden ErgänzungSwahl der Herren Stadtverordneten stimmberechtigten und wählbaren Bürger sind nachzutragen: > Nummer. Nr. im Jahr und Tag und Zuname. Stand und Gewerbe. Brandcaiafter v. des Bürgerschcins. der Bemerkungen. Beleihung. Tischlermeister: 746. 27.Juli1846 3. Juli 1861. 592 d Müller, Franz Carl Robert. Zu IIL. Büra«r. ohne Unterschied des Gewerbes, welche stimmberechtigt und in der Eigenschaft als Unanfässige wählbar find. Laufrade ^ Nummer. Vor- und Zuname. Nummer des Hau- Jahr und Tag Stand und Gewerbe. ises, in welchem er de- wohnt. ^ BürgerscheinS. Bemerkungen. 2217 d. 4444 b. Böhr, Friedrich Wilhelm. Steger, Johann Leopold Ignaz. Leipzig den 9. November 1861. Productenhändler. Goldarbeiter. 735^. 2. Juni 1845. 356. 25.Oct. 1841.! Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung. Zu Abgabe der Stimmzettel behufs der Wahl von 246 Wahlmännern für die Ergänzung deS Stadtverordneten- Collegium- find die Tage des LS., LS. und SS. RovemberS LSSL festgesetzt worden. Die Stimmberechtigten haben sich bei Verlust ihres Stimmrechts für diese Wahl an einem der gedachten Tage Vor mittags von 9 bis 12 oder Nachmittags von 3 bis 6 Uhr vor der Wahldeputation in der zweiten Etage der alten Waage in Person einzusinden und ihre Stimmzettel vorschriftmäßig abzugeben. Leipzig am 9. November 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Die englischen Arbeiter. Daß der «irthschaftliche Erfolg der englischen VerkehrSfreiheit ein vollständiger gewesen ist, so weit eS sich um die finanziellen Vorbedingungen de- allgemeinen Wohlstandes handelt, dies stellen d e Thatsachen außer Zweifel. ES ist unbestreitbar, daß der durch schnittliche Erwerb der arbeitenden Classen in England vollkom men und reichlich genügt, um jeder Familie nicht allein eine be hagliche Existenz, sondern auch eine Ansammlung von Capital für Zeiten der Krankheit, der Ver dienst losigkelt und deS Alters möglich zu machen. Es ist nachweisbar, daß eine Einnahme von 30 s. oder 10 Thlr. wöchentlich eher unter dem Durchschnitte bleibt al- denselben übersteigt, und daß die Ausgaben, im Ver gleiche zu der früheren Periode der Schutzzollpolitik, um minde stens 20 pCt. gefallen sind. Berechnet man, waS eine sparsame Arbeiterfamilie an Jucker, Thee und anderen DerzehrungSgegen- ständen verbraucht, so findet man, daß dieselbe, bei einer Ein nahme von 78 L. allein in Folge der söt 1840 eingetretenen Joll- rrmäßigunqen jährlich 13 L. 10 » 10 ä. oder S0 Tblr. erspart Weizen, Fleisch, beinahe alle Gegenstände de< MaffenconsumS find wohlfeiler geworden. Man sollte annehmen, daß unter sol, chm Umständen die Wohnung eines englischen Arbeiters der Sitz ununterbrochener Wohlfahrt und Zufriedenheit sein müßte. Lei der entspricht die Wirklichkeit dieser Vermuthung nur in beding tem Maße. ES ist wahr, von dem Elende früherer Zeiten sieht man Wiederholungen nur selten und nur in abgeschwächter Ge stalt, aber bemerkenSwerth ist, daß »ach wie vor die Mehrzahl der englischen Arbeiter auS vermögen-losen Proletariern besteht, welche, so wie der Verdienst nur einige Wochen stockt, hülfloS dem Nichts gegmüberfiehen, und derm häusliche- Dasein selbst in guten Zeiten in Unordnung, Schmutz und Rohheit versumpft. DaS Allermerkwürdigsie aber ist, b - dies« betrübend« Erscheinung «U dnn zunehmenden Verdienste an Häufigkeit «nd Intensität sich steigert. Die bestbezahlten Arbeiter kommen am Schlechtesten fort. Diese Thatsache, eine neue Bestätigung der alten Wahrheit, daß mit dem Gelbe allein eS nicht gethan ist, erklärt sich nur auS dem Mangel an Bildung, welcher die^SAren Volkf- classen Englands auszeichnet. Unter Bildung verfiMn wir hier nicht eine gewisse Summe von Schulk.nntnissen, sondern vor nehmlich diejenige Erziehung des Geistes und des Herzens, welche den Menschen über den Drang nach Befriedigung seiner augen blicklichen animalischen Gelüste hinaus zum Gefühle seiner sitt lichen und finanziellen Verantwortlichkeit für die Zukunft und für das Wohl seiner Kinder erhebt, — diejenige wirthschaftliche und moralische Bildung, welche die Sparsamkeit zu einer Tugend macht. Auch in dieser Beziehung auf das Volk fördernd und veredelnd einzuwirken, sind in England rühmliche und nach dor tiger Art großartige Anstrengungen gemacht worden; man hat nicht übersehen, daß die wirthschaftliche Reform einer moralischen Ergänzung bedürfe; Privatleute, Vereine, Regierung sind nach allen Richtungen thätig, um das gigantische Uebel sittlicher und intellektueller Verwahrkfimg zu bekämpfen. Aber eS liegt in der Natur der Sache, daß solche Bemühungen nur langsam ihre Frucht tragen. Die erwachsene Generation ist dem auSaeftreuten Samen kaum mehr zugänglich, und drei Viertheile der Btvölke- rung waren schon erwachsen, als die neue Aera ihren Sieg er fochten hatte. Die Mehrzahl ist in dcr alt'n Verwilderung greß geworden und entwöhnt sich um so schwerer von den allen Lastern, je reichlicher die Mittel fließen, denselben zu ftöhnen. Der englische Menschenschlag, kräftig, vollsaftig, von energi schem Temperament, fühlt von HauS auS das Bedürfniß zur Gtimvlirung der Nerven in hohem Grade. Wo die Bildung keinen Gegenhalt gewährt, treibt die Naturanlage zu möglichst reichlicher Befriedigung körperlicher Gelüste. Völlerei und Sau fen sind die nationalen Laster. Der Genuß geistiger Gelränke ist