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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 318. Donnerstag den 14. November. 18SI. Bekanntmachung. Zu Abgabe det Stimmzettel behufs der Wabl von 248 Wahlmännern für die Ergänzung des Stadtverordneten- CollegiumS sind die Tage des LS., L« und S« Novembers LS«L festgesetzt worden. Die Stimmberechtigten haben sich bei Verlust ihres Stimmrechts für diese Wahl an einem der gedachten Tage Vor mittags von 9 bis 12 oder Nachmittags von 3 bis 8 Uhr vor der Wahldeputation in der zweiten Etage der alten Waage in Person einzttfinden und ihre Stimmzettel vorschriftmäßig abzugeben. Leipzig am 9. November 1881. Der Ruth der Stabt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung. Die drei in der Alten Waage neu hergestellten Familienwohnungen, nämlich eine Wohnung im 8. Stocke des Gckgebaudes mit sieben theilS nach dem Markte, theilS nach der Katharinenstraße gelegenen Zimmern nebst Zubehör, zwei Wohnungen im S. und 4. Stocke des neben dem Eckgebäude an der KatharinenstraHe befindlichen Hauses, jede mit fünf Zimmern nebst Zubehör, sollen von Weihnachten d. I. oder, wenn eS gewünscht wird, schon von einem früheren Zeitpunkte ab auf drei Jahre meistbietend vermiethet werden. Miethlustige werden veranlaßt, Montags den LS. November d. I. Vormittags LR Uhr an Rathsstelle zu erscheinen und ihre Gebote zu eröffnen, worauf sie sich der weiteren Beschlußfassung zu ge wärtigen haben. Die LicitationS- und Miethbedingungen nebst der Beschreibung der Wohnungen sind an Rathsstelle einzusehen; die letzteren selbst können vom N. diese- MonatS an in Augenschein genommen werden- ' R- ' " "E- Leipzig den 8. November 1881. Des RathS der Stadt Leipzig KiNE) - Deputation. 'n Bekanntmachung. Zum Besten der Theaterpensionsanstalt wird als diesjährige zweite Benefizvorstellung Montag deu LS. November dieses Jahres Romeo und Julia, Trauerspiel in 5 Acten von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel, ausgeführt werden. ES bedarf wohl nur der Erwähnung, daß Frau von Bulyovszky vom königlichen Hoftheater zu Dresden ihr Gastspiel, und zwar nur für diese Vorstellung, zugesagt hat, um dem zahlreich versammelten Publi cum einen hohen Genuß versprechen zu können. Leipzig, den 13. November 1881. Der Ausfchufi zur Verwaltung des TheaterpenfionSfondS. - - - - DaS Ansehen der MarcuSbrüder, deren Privilegien sogar meh rere deutsche Kaiser bestätigten, wurde jedoch im Anfänge d.S sechszehnten Jahrhunderts nicht wenig durch elne neue Fechter zunft beeinträchtigt, welche sich Feder fechter nannten und deren Waffe nicht in dem gewaltigen Schwerte der Frankfurter Gilde, sondern einem zweischneidigen Korbdrgen bestand. Die Federfechter durchzogen ganz Deutschland und forderten die Marxbrüder überall auf, mit ihnen zu fechten auf Hieb und Stoß, wodurch diese nun gezwungen wurden, sich ebenfalls mit brr Feder bekannt zu machen. Die neue Zunft nannte sich auch „Freifechter von der Feder von GceifenfelS", hatte als Patron den heiligen Veit und führte im Wappen, das, nach ihrer Versicherung, ihr von bem Herzog von Mecklenburg verliehen worden, einen Greif. Der Happtmann deS Bunde- so wie dle JnnungSlade befand?» sich bleibend zu Prag, ! der Obermeister aber zog stet- mit dem kaiserlichen Hoflager. Beide Fechiergilden hatten gleiche Jnnuvg-artikel und Waffen- 1 qebräucher Ehre, Zucht, Sitte, Treu und Glauben — die Grundlage jeder mittelalterlichen Genossenfeftaft — warm ihnen heikig und wer dagegen handelte, wurde als ehr los auS der Brüderschaft gestoßen. Eine dritte Fechterzunft, die Lucasbrüder, nannten sich nach dem heiligen LucaS, bestanden jedoch nur auS sogenannten Klopffechtern, welche auf Messe» und Jahrmärkten öffentliche Vorstellungen gaben und deshalb in keinem besonder« Ansehen standm, von dm Marxbrüdern und Federfechtern aber etwa mit denselben Augen betrachtet wurden. welche zu unserer Zeit der Komiker eine« Hoftheater- auf dm HanSwnrst eine- Seiltänzer- Eine sächsische FechtersamiUe. EulturhistorischeS Bild von Otto Msr. Mit dem Aufblühen der Städte hatten auch die Bürger, dem Adel gegenüber, ein eigentliche- Waffenrecht erlangt, welche- ihnen nicht nur die Turnierfähigkeit verlieh, sondern auch Veranlassung wurde, daß sich schon frühzeitig Fechtergilden bildeten. Die älteste und berühmteste derselben trat in Frankfurt a/M. unter dem Namen einer Brüderschaft deS heiligen MarcuS vom Löwen berg« zusammm und bestand au- einem Hauptmanu und vier Meistern, die ursprünglich Jeden, der als Fechter auftreten wollte, hrrauSforderien ünd ihm so lange zu Leibe gingen, bi- er entweder die Kunst aüfgab oder in die Schule der Marca-brüder eintrat. Durch ihve Fettigkeit im Waffenhandwerk kamen die Frankfutter Meister vom Schwert endlich in so hohen Ruf, daß jeder Fechter, der in Deutschland eine Schule gründen wollte, vorher nach Frankfurt zog, um dort die Probe zu bestehen. Alls offenem Platze, vor den Augen deS Volke-, fochten dort mit ihm der Hauptmeister und vier Meister und wurden seine Leistungen ge nügend befunden, so schlrtz der Hanptmeister dm Eandidatm mit reichverziertem Ehrmschwrrte über die Lenden, für welchen Ritter schlag der neue Meister zwei G-ldgülderi, zum Bestell der Brüder schaft, auf da- Schwert legte War die- geschehen, so empfing er die »Heimlichkeit", welche in allerlei Kunstgriffen bei Hand habung der Waffen bestand, und jetzt durfte er da- Wappen der Marxbrüder, eine« Löwen, gebrauchen und wo e- ihm beliebte feine Schule austhun.