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I 1. !> 3434 in Lahr gemachten Vorschlag, welche den Verfassern von Lehr büchern den halben Reingewinn anbietet und ihnen davon 87»/, schreibe 87»/, Thaler Honorar für einen Druckbogen in Aussicht stellt. Solche goldne Berge verheißt der hiesige Entwurf durchaus nicht! Interessant ist es nur, von der im Börsenblatte gegebenen Gmehmigung Kenntniß zu nehmen, da ihr Berechner nicht die Absicht haben konnte, mit seinen Ansätzen zu hoch zu greifen. Er sagt: von 12 solchen Büchern decken 2 die Unkosten nicht, 2 decken sie bloS, 2 tragen 40"/« Gewinn, 2 andere 00".'«, zwei tragen bundert "/«, zwei endlich dreihundert "/« Gewinn. Die Richtigkeit seiner Rechnungstheorie im weiteren Verfolge bleibe dahingestellt, weil behufs ihrer Prüfung genaue und weit läufige Ansätze zu machen waren und weil die von einem Gegner vorgebrachte Mittheilung für unsere Leser genügen kann, daß von Büchern einer gewissen Gattung jedes dritte 100 bis 300 Procent Gewinn abwirft. Wie wmig mit dem neuen Plane ein Angriff gegen den Buchhandel geführt werden sollte, das hatte recht wohl aus allen bisherigen Veröffentlichungen entnommen werden können. Die Gereiztheit einiger Herren Verleger ist aus ihnen nicht zu erklären und sie wird sich hoffentlich bei ruhiger Bettachtung bald legen. Städtisches. So sehr auch unsere Pappelalleen, welche von der Stadt nach den nächsten Dörfern führen, eine Zierde der Landschaft sind, so sind sie doch insofern höchst unzweckmäßig, als sie fast gar keinen Schutz gegen die Sonne gewähren, denn zu keiner Tageszeit geben sie für den Fußgänger Schatten. Linden oder Kastanien sind in dieser Beziehung viel zweckmäßiger, namentlich erstere, die noch daS Angenehme der wohlriechenden Blüthe für sich haben. Es wäre daher sehr zu wünschen, daß man unsere Pappeln mit Linden vertauschte, was dadurch am zweckmäßigsten zu bewerkstelligen wäre, wenn man damit anfinge, zwischen jeder Pappel eine Linde zu pflanzen, und erstere wegschlüge, wenn letztere schon eine gewisse schattengebende Größe erreicht haben. Die Kosten der Anpflanzung würden reichlich durch den Verkauf der Pappeln gedeckt. Die verkrüppelten Pflaumen- und Kirschbäüme, welche am äußersten Rand der Chausseen stehen, müßten natürlich auch be seitigt werden, denn sie verunzieren die Straßen. Ueberhaupt sollten alle Straßen und Plätze, wo es ohne Nach theil geschehen kann, mit Bäumen bepflanzt werden, denn sie gewähren nicht nur Schatten, sondern beleben auch die betreffenden Stadttheile und machen die Luft gesünder. Wir haben in Leipzig noch viele Plätze und Straßen, wo Bäume Ahm könnten ; dahin gehört vor Allem der schon oft er wähnte Weg von der Grimma'schen Straße bis zur Dresdner, sodann die Strecke vom alten Aeitzer Thor bis zum neuen und der Weg nach der Schwimmanstalt. Wer diese Stadttheile in der Sonnmgluth passirt hat, wird mit der Nothwendigkeit, sie mit schattigen Bäumen m bepflanzen, einverstanden sein. Auch die rechte Seite (vom Petersthor aus) der Fahrstraße um die neuen Anlagen sollte mit Linden bepflanzt werden, denn wie sie jetzt ist, gewährt sie einen unangenehmen kahlen Anblick und ist vom Morgen bis zum Abend den brennenden Sonnenstrahlen ausaesetzt. Wollte man noch mehr in's Einzelne eingehen, so würden sich gewiß noch mehr Stellen finden, wo Bäume gepflanzt werden könnten und sollten; wir wollen indessen schon froh sein, wenn es auf den näher bezeichneten Wegen und Straßen geschieht. Vas Rrmenschui - Kinderfest und Auszeichnung treuer weiblicher Dienstboten. Bor nunmehr 25 Jahren beschlossen mehrere Gartenbesitzer im Iohannisthale, als z. B. Dr. Seeburg, von Langen«, Du MLnil, Schellbach, Caspari, Mittler, Schreck, vr. Dietrich u A. alljährlich Zuschüsse zu veranstalten, um den Katechumenen der Armenschule alljährlich (im Laufe des Monats Juli) ei« Fest im Iohannisthale -u geben, und dabei durch eine Art Lotterie Geschenke an diese Kinder zu vertheilen. Acht Jahre später stifteten dieselben Männer einen Verein, dessen Aufgabe darin besteht, alljährlich (vorzugsweise von den Frauen Leipzigs) ebenfalls Beiträge zu sammeln, um treue weib liche Dienstboten ehrend auszeichnen und mit einer Sparcaffen- einlcwe von je 5 Thalern beschenken zu können. Die fragt. Dienstboten haben seitdem an dem eben erwähnten Kinderfeste Theil gmommm und ist die Ordnung desselben folgende: Die Kinder und die Dienstmädchen versammeln sich zu dem bestimmten Tage Nachmittags 3 Uhr im großen Saale der Armen schule. Dort werden kurze geistliche Lieder gesungen und erfolgt eine religiöse Ansprache von einem der Herren Lehrer (diesmal von Herrn Schuldir. Krauße); nach diesem spricht ein Mitglied des Comitö'S (diesmal Herr Kaufmann Rus) zu den Dienstmädchen, und wird der kurze Actus mit Gesang und Gebet geschlossen. Nun ordnet sich der Zug und zieht nach dem Johannistyale. Hier theilen sich die Kinder nach den Geschlechtern und verfügen sich aus den ihnen angewiesenen Spielplatz. Dann wechseln Gesang und Spiele zur Erheiterung der Kinder ab und wird denselben Essen und Trinken gereicht. Von Prämienspielen und durch eine Art Lotterie erhalten sie Geschenke. Den Schluß des Festes bilden in der Regel Gesang der Kinder, deren ausgesprochener Dank an die Lehrer und Comitö-Mitglieder, so wie der letzteren an die Herren Lehrer, welchen die ehrende Anerkennung nicht zu versagen ist, daß sie mit großer Aufopferung sich der ihnen zu fallenden Geschäfte unterziehen. In diesem Jahre feierte man den 25 jährigen Jubeltag des Kinderfestes. Von den ersten Begründern desselben lebt im Comitö nur noch Einer, der auch sonst um das Johannisthal so verdiente Herr Schellbach. Diesem wurde von 45 Theilnehmern und Theilnehmerinnen am ersten Feste im Saale der Armenschule unter herzlicher An sprache eine schöne Votivtafel überreicht. Der würdige Greis dankte gerührt, und ergriff nach ihm noch Herr I)r. Dietrich das Wort, und hob dabei namentlich die geschichtlichen Momente der Gesell schaft hervor. Erst im verflossenen Jahre sind zwei der ersten Begründer der- selben aestorben, Herr Du M 6 nil und Herr Caspari. An deren Stelle ist Herr Buchhändler Gustav Mayer eingetreten. Am letzten Feste, den 18. d. M., erhielten 25 Dienstmädchen jede 5 Thaler Sparkasseneinlage. Au Prämien für Dienstboten hat Frau Tischlermeister Neef bedingungsweise 400 Thaler legirt, welche von dem Comite ver waltet werden sollen. So hat die Gesellschaft seit nunmehr 25 Jahren Samen des Guten ausgestreut, und vielfachen Segm bereitet. —I — Leipzig, am 23. Juli. Gestern Abend 2/46 Uhr trafen Se. königl. Hoheit der Kronprinz Albert von Dresden, und r/«10Uhr höchstdeffen Gemahlin, die Kronprinzessin CMoline, königl. Hoheit, von Franzensbad hier ein und fuhren heute Vormittag 2/48 Uhr, nachdem Höchstdieselben im Hotel de Baviere übernachtet, nach Dresden zurück. Heute früh 2/48 Uhr trafen Se. Hoheit der Erbprinz von An halt-Dessau nebst Gemahlin von Altenburg hier ein und setzten nach kurzem Aufenthalte im Hotel de Baviere ^9 Uhr die Reise nach Dessau fort. Vermischtes. Als kürzlich ein Bewohner der Trankaasse in Cöln in Hemds ärmeln vor die Thüre trat, um den Arbeiten zur Herstellung der Verbindungsbahn zuzuschauen, traf er daselbst einen ältlichen Herrn an, der ihn im österreichischen Dialekte um diese Arbeit befragte. Der Fremde schien ihm bekannt, und es entspann sich folgendes Gespräch: „Um Vergebung, gehören Sie nicht dem Hause Habs burg an?" — „Und wie kennen Sie mich?" — „Ich habe Sie vor zehn Jahren dort auf dem Balcon beim Herrn von Witt genstein gesehen. Sie sind der Erzherzog Johann?" — „Der bin ich. Doch gehen Sie etwas die Straße mit hinab. Ich muß gleich wieder aufs Dampfboot, zur Fahrt nach Ruhrort. Ich lasse eben im Vorübergehen, nachdem ich mir den Dom an- qeschaut, bei Herrn von Wittgenstein anftagen, ob er zu Hause sei." — Darauf ging der Erzherzog lanasamen Schrittes mit dem Manne in Hemdsärmeln die Trankgasse hinab und sprach über die erfreulichen Schritte beim Dombau und den sichtlichen Auf schwung Cölns, bis ihnen ein Adjutant nachgeeilt kam und wahr scheinlich die Mittheilung machte, Herrn von Wittgenstein nicht zu Hause getroffen zu haben. Hierauf verabschiedete sich der Erzher zog von dem Bürger mit einem Händedruck und einem „Behüt- Gon."