Volltext Seite (XML)
966 wickelte Rechnungen vorgettagen, daß man wohl sagen- darf, sie würdey mit größerer Leichtigkeit die Zeit des Eintreffens von Son nen- und Mtpidfinsternlssen in ihren allgemeinsten Angaben er lernen, wegn auch die speciellc Aufgabe hierbei, nan-erttlich die Sichtbarkeit der Sonnenfinsternisse, deren Große für einen be stimmten Ort der Erde und deren Dauer ihre besonder« Schwierig keiten haben. Zur Bewunderung wollen wir daher unsere Leser nicht hin reißen, daß die Astronomen solche Rechnungen ausführen. Es führen diese Männer der strengen Wissenschaft jahraus jahrein ganz andere vom Volk unbeachtete Rechnungen aus, die weit schwieriger find; allein da einmal die Sonnen- und Mondfinster nisse ganz besonder- volksbeliebt sind, so wird man der „Volks- Zeitung" nicht verdenken, wenn sie dieser Vorliebe Rechnung trägt und durch wenig Worte es versucht, die bevorstehende Him- melserscheinung am nächsten Montag etwas deutlicher zu machen. Wenn wir sehr trübes Wetter haben sollten, so wird man nur an der eintretenden größer» Dunkelheit wahrnehmen, daß am Himmel etwas vorgeht; so eigentlich finster wird eS aber nicht sein, denn hier wird noch ein Fünftel der Sonnenscheibe unver- sinstert bleiben und eS ist eine Eigenthümlichkeit der Sonne, daß auch ein viel kleineres Stück von ihr noch TageShelle auf der Erde erzeugt. Sollten wir nur leicht bedeckten Himmel haben, so wird man die Erscheinung ohne Blendung mit bloßem Auge sehen können; bei klarem Himmel jedoch wird man sich einer Lorgnette aus geschwärztem oder schwarzem Glase bedienen müssen, um den Ver lauf mit anzusehen. Wem eS Vergnügen macht, im Voraus sich's oder den Kin dern zu zeigen, waS denn eigeutli'ch zu sehen sein wird, der mag Folgendes thun. Man lege die Taschenuhr vor sich hin, mache einen Strich mit Tinte über's Glas, der von der Zahl vier nach der Zahl zehn geht. Sodann schneide man sich eine Kreisscheibe aus schwarzem Papier, die etwas kleiner ist als das Zifferblatt und schiebe diese langsam von der Vier anfangend nach der Zehn hin, jedoch so, daß vom obern Theil des Zifferblattes immer noch ein Stück sicht bar bleibt. In dieser kleinen lehrreichen Spielerei stellt daS Zifferblatt die Helle Sonnenscheibe, daS schwarze Blatt die dunkle Mondscheibe vor, und das Stück des Zifferblattes, das noch immer sichtbar bleibt, wenn man die Scheibe vorüberführt, zeigt die Sonne wäh rend der Verfinsterung in allen ihren verschiedenen Erscheinungen. Der Beginn der Finsterniß ist um 12 Uhr 53 Minuten Mittags, das heißt, es schiebt sich der Mondrand um diese Zeit entsprechend der Stelle, wo auf dem Zifferblatt die Zahl vier steht, vor die Sonnenscheibe. Der Marsch geht nun langsary vorwärts, so daß um halb drei Uhr die größte Verfinsterung stattfindet; um 3 Uhr 20 Minuten verläßt der Mondrand wieder die Sonnenscheibe dort wo die Zahl zehn steht, und somit ist das Schauspiel aus. Zwanzigstes und letztes Abonnement-Concert im Saale des Gewandhauses. Der CycluS unserer großen Concerte fand diesmal mit einer Aufführung seltener gehörter, die bedeutendsten künstlerischen Mittel und nalyLntUch auch die größt« geijAe und technische Befähigung beim Dirigenten voraussetzender Musikverke der neueren und neuesten Zeit einen höchst glänzenden Abschluß. Den ersten Hheil des Concert» bildete die J»ftrumental-EiuleLytng n»d di« Schluß- scene de-ersten Actes aus der Oper „Lohengrin" von Richard Wagner, im zweiten Theile erschien des größten Tonmeisters gewaltigste- Werk, die neunte Symphonie von Beethoven. Vor Allem und ehr wir von dem Wie der Aufführung sprechen, ist es mit größtem Dank zu erkennen, daß die Concert-Direction überhaupt ein solche- Programm aufstellte. Es ist uns diese Auf führung ein. Beweis dafür, wie die Vorsteher des größten und berühmtesten Kunftinstitutes Deutschland- eS erkannt haben, daß der Ruhm unserer Concerte nicht allein durch möglichst gelungene Wiedergabe älterer, bereit- in unangreifbarer Anerkennung da stehender Werke zu wahren und zu fördern sei, sondern auch durch die Einführung der neuen hochberechtigten Kunsterscheinungen oer Gegenwart. Leipzig- Gewandhaus-Concerte haben sich bereit- diese- Verdienst um Beethoven- erhabene Kunstgestaltungen zu einer Zeit erworben, wo dieser Meister noch die heftigste Opposition fand, weil er eben etwas Neues schuf, sich nach und nach immer mehr von den Einflüssen seiner Vorgänger befreite und sein giganti sche- Genie die Kunst bald auf eine bisher ungeahnte, von einem großen Theile seiner Zeitgenossen noch nicht verstandene Höhe führte — mögen in unseren der tönenden Kunst geweihten be rühmten Räumen neben den großen Kunstwerken der Vergangen heit auch ferner die bedeutenden und berechtigten Kunsterscheinungen der Neuzeit stets Schutz und Pflege finden! Eine prachtvolle Leistung unseres Orchesters war die Wieder gabe der Instrumental-Einleitung zu „ Lohengrin." Eben so tadel los und mit Liebe und Begeisterung für den schönen Gegenstand wurden die anderen Stücke des Abend-, die der reinen Instru mentalmusik angehören — die drei ersten Sätze der neunten Symphonie — ausgeführt.— Das Finale aus „Lohengrin" setzt bei den Sängern ungewöhnlich viel voraus, eben so wie der letzte Satz der Symphonie, der überdem noch die unendlichsten tech nischen Schwierigkeiten hat, die vielen Sängern sogar Unmög lichkeiten sind. War daher die Ausführung der Gesangsoli auch keine vollendete, so blieb sie doch immer eine anständige und den schönen Totaleindruck nicht trübende. Es gilt da- namentlich von den Leistungen des Fräulein Mandl, welche die Partie der Elsa im Lohengrin-Finale und die erste Stimme in der Symphonie sang. Vortrefflich löste Herr Sabbath au- Berlin seine beiden großen Aufgaben. Der Tenorist Herr Otto au- Berlin schien diesmal nicht ganz günstig disponirt zu sein, dennoch war seine Leistung in den Hauptsachen eine tüchtige. Frau Dreyschock und Herr Gitt führten ihre minder hervortretenden GesangS- partien anerkennenswerth durch und trugen das Ihrige zum Ge lingen der Aufführung bei. Die Chöre wurden gut ausgeführt, und was etwa zu wünschen übrig blieb, darf man bei so schwie riger Musik nicht allzu hoch in Rechnung bringen. — Mit be sonderer Anerkennung ist der Wirksamkeit de- Herrn CapellmeisterS Rietz bei diesem Concert zu gedenken: er leistete mit den vor handenen Mitteln wa- überhaupt erreichbar war und ermöglichte eine Aufführung, die unserm großen Concertinstitute gewiß zur Ehre gereicht. F. Gleich. > -- >.>>- - --- - - - ->> >— Vom 6. bis 12. März find in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 6. März. Anna Concordie CzeSla, 4 Jahre 5 Monate alt, ErpedientenS der Gasanstalt hinter!, zweite Tochter, in der Katharinenstraße. Johann Traugott Heinrich Neuhäuser, 5V Jahre alt, Handarbeiter, in der Jnselstraße. Johanne Sophie Freygang, 71 Jahre alt, Einwohnerin, im Brühl. Ein unehel. Mädchen, 1 Jahr 9 Monate alt, im Kupfergäßchen. Ein unehel. Mädchen, 2 Tage 12 Stunden alt, in der EntbindungSschule. Sonntag den 7. März. Johanne Wilhelmine Dünkel, 71 Jahre 5 Monate alt, Bürgers und Schneidermeisters Witwe, im Naundörfchen. Friedrich Eduard Psuih, 58 Jahre 6 Monate alt, Bürger und Einwohner, am Gerichtswege. Richard Alfred Hermann Simon, 2 Jahre 4 Monate 15 Tage alt, Bürgers und Mechanici Sohn, in der PeterSstraße. Johann Georg Vogel, II Monate 12 Tage alt, Privatmanns Sohn, in der Windmühlenstraße. Montag den 8. März. Johanne Rosine Beyer, 81 Jahre v Monate alt, Oekonomie-Inspektors Witwe, am Roßplatze. Anna Amalie Zschocke, 3 Monate alt, Bürgers und Schneiders Tochter, in der Dresdner Straße. Earl Bernhard Hesse, I Jahr tt Monate alt, königl. sächs. Bezirksgerichts-Dieners Sohn, in der Ulrichsgaffe.