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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 78. Freitag den 19. März. 1858. Bekanntmachung. Daö dem Rathe dieser Stadt ertheilte Recht zur Herausgabe eines LoealblatteS, welches unter dem Titel „Leipziger Anzeiger" seither mit dem hiesigen im Eigenthume Herrn Polz befindlichen Tageblatte vereinigt gewesen ist, soll mit dem diesfallsigen BerlagSrechte von und mit dem 1. Januar 1859 an anderweit auf sechs Jahre dem Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, pachtweise überlaffen werden und eS ist hierzu der SO. März d. I. terminlich anberaumt worden. Pachtluftige haben sich daher gedachten Tages Vormittags um 11 Uhr bei der RathSftube, wo auch inzwischen die Bedingungen eingesehen werden können, zu melden, ihre Gebote zu thun und sich weiterer Benachrichtigung zu gewärtigen. Leipzig, den U. März 1858. Der Nkath der Stadt Leipzig. Berger. Nochmals, die Chemnitzer Steinkohlenbau- Gesellschaft betreffend. Leipzig, den 14. März. Wir haben die Genugthuung ton- starken zu können, daß die gesummte deutsche Presse sich über das Unternehmen der Chemnitzer Strinkohlenbau-Gesellschaft, welches wir neulich in diesem Blatte hauptsächlich vom Leipziger Standpuncte aus beleuchteten, durchweg günstig ausgesprochen hat. Es läßt sich daraus «kennen, das ungeachtet der bedeutenden Ca- pitalten, dle schon in Kshlenunternehmungen angelegt sind, man neue dergleichen doch nicht für überflüssig hält, weil nur die größere Concurrenz allein die Preise des z. B. hier immer noch verhältnis mäßig theuern Brennmaterials zu reduckren vermag. Od dle ver mehrte Kohlenförderung nun hker oder dort stattfiude, das ist gleich, die allgemeine Wirkung wird dadurch nicht geschmälert und der volkswirthschastliche Nutzen für die Consumenten wird sicher erreicht. Für die Producenten resultirt der Nutzen unzweifelhaft dann, wenn dle Bedingungen, unter welchen die Produttion und der Absatz stattfinden, unter vielen die aünsttgsten sind. Das dieser Fall ge rade bei obm genannter Gesellschaft und zwar in hohem Grade stattfindet, haben wir früher schon erwähnt. Es drängt uns jedoch, die oft gehörte Befürchtung zurückzuweisen, das in Folg« der neu entstandenen und noch entstehenden Kohlenwerke die Kohlenför derung in der nächsten Zeit so groß werden könne, das die Kohlen preise dadurch bi- auf die Gestehungskosten herabgedrückt würden. Dem widerspricht alle und jede Erfahrung. Obgleich im Awickauer Becken die Förderung von 330,000 Centner im Jahr 1830 auf 14,566,900 Centner im Jahre 1856, d. h. um das 42fache in Zeit von Lk Fahre«, gestiegen ist, so find die Preise in der näm lichen Zeit doch um mehr als das Doppelt-», für gewisse Sorten Kohlen, wie z. B. für die Rußkohlen um das 3- und 4fache in die Höhe gegangen. So kolossal war die Zunahme der Produc tion und ConstMttlon zwar nicht überall, indes tn keinem Lande haben sie einen Rückschritt erfahren; im Gegentheil, allenthalben war der Verbrauch stärker als die Production, was durch die immer mehr gestiegenen Kohlenpreise deutlich genug bewiesen wird. Vor Allem sind die Segnungen des Zollvereins auch in der Kohlen produttton z« erkennen. Außerdem sagt jede auf diesen Gegenstand bezügliche Zahl, das neben dem Getrttde und der Baumwolle die Steinkohlen die stärksten Grundpfeiler der materiellen Wohlfahrt der Bewohner eines Landes sind. Ohne billige Steinkohlen kein wohlfeiles Elsen, ohne billiges Eisen keine große Industrie und keine intensive Landwkthschast, ohne Industrie und Landwirthschast kein blühender Handel, kein lebhafter Verkehr. In der Förderun der Steinkohlenbau-Unternehmungen durch Eapitalkräfte findet daher nicht blos da- Selbstinteresse der Actionaire seine volle Be friedigung, sondern die Harmonie in alle» Glnrichtuftgen unsers Schöpfer- bedient sich dieses thätigen Gelbstintereffss als eines ^ mächtigsten Hebel zur Förderung des öffentlich?» Wohls, man kann sagen, je mehr jenes Interesse sein Ziel verfolgt, desto mehr erreicht es zugleich den letzteren Zweck. Der Chemnitzer Steinkohlenbau - Gesellschaft z. B. wird einst das -an« von ihr selbst in Abbau zu nehmende unterirdische Areal absolut Nichts kosten, fie wird tn Folge dessen im Stande sek», die billigsten Preise zu stellen und dennoch kann sie die Capitaleinlagen ihrer Actionaire im Verlauf der Jahre mit 16»/, verzinsen und zwar unter so ungünstigen Voraussetzungen, wie sie eigentlich erfahnrngs- mäsig nicht gemacht werden sollten. Die Kohlenpreise find in den letzten 10 Jahren um mindestens 50"/v, ja in einzelnen Distrikten um 100 und mehr Procent gestiegen. Nach dem Leit- und Be triebsplan jener Gesellschaft soll aber eine Rentabllltät von 15 und beziehentlich 16"/- resultiren, selbst wenn die Preise pr. Scheffel Kohlen auf 6 Ngr. bestehen bleiben. Freilich stehen sie nun jetzt schon auf S und 10 Ngr. Mithkn ist der Aufmachung jenes Planes auf keinen Kall der Vorwurf zu machen, das er auf san guinischen Erwartungen beruhe. Was er verheißt, kann unbedingt und sogar leicht in Erfüllung gehen. Das wird den Attionake- der Chemnitzer Gesellschaft angenehm sein, uns aber auch, dte wir uns schon im Voraus der durch die vermehrte Concurrrüz erzielten billiger« Steinkohlen erfreuen möchten. Die Sächsische Steinkohlen-Compagnie hat auf dem nordöstlichen Theile der Oberlungwitzer Flur de« ersten Schacht, zwar als Suchschacht zu senken begonnen, jedoch zugleich so einaerichtet, daß er später auch als Förderschacht dienen könne. Die Zfrbeiten haben am 25. November begonnen und wurde bis zum 28. Februar 1858 eine Teuft von 57 Ellen 6 Zoll er reicht. Der Schacht ist 9 Ellen 8 Zoll lang und 3 Ellen 8 Zoll breit. Uebsr des» Schachte ist eine Kaue errichtet, urib werden bis Berge durch Haspeln gefördert, das sich schon bet der 30. Elle zeigende Wasser aber durch eingesetzte Pumpen gchoben. Die Waffermenge nöthigte gleich von Anfang, an ein »pftrdekräftige Dampfmaschine zu denken, um dir Wasserhedung dis zur Auf stellung der großen Wasserhaltung-Maschine von SO Pferdekräftea zu «leichte». Diese Hrlfsmaschlne ist bereits ausgestellt und wirb in kurzer Zelt in Gang gesetzt werden können.