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2782 Eine pfmgstreise. dm Wald; hin verließen wir dm Wagm und gelangten auf der- naten selben bald an da- erste Werk, da- sogen. Gühnessche, an das Da- Pfingstfest ist für unS Bewohner de- Flachlande- die er-1 sich nur wenige Schritte weiter ein zweite-, der sogen. Höselschacht sehnte Zeit, in welcher sich die stillen Reisewünsche verwirklichen I anschlteßt. Beide (dem Fürsten von Schöndurg gchörig) stehen sollen; die langgehegte Sehnsucht nach Bergen und Thälern wird I schon seit längerer Aeit in vollem Betriebe. Sie fördern eine mächtig rege; eS gilt ein „Fort" um jeden Preis, wohin? ist! schöne Kohle. Wir sahen hier überhaupt die ersten Kohlen des öfter in der letzten Stunde noch nicht beschlossen; indeß in Kurzem I Würschnitzer Beckens; schon dies war für uns ein wohlthuendes kann man ja viel erreichen, denn der Dampfwagen ist der Ver-1 Gefühl. Die Rentabilität dieser Werke ist da- Geheimniß des mittler von Wunsch zum Ziel, und Leipzig, das seine Bahnen I dermaligen Pächters und der fürstlichen Rentenkammer, doch soll wie Spinnenbeine ausstreckt, öffnet die Pforten nach allen Wind-1 dieselbe bedeutend genug sein und sich stetig erhöhen, waS auch strichen. An dem verflossenen Psingstfeste ist es wohl die sächs.-1 dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, daß, wie man hört, der bayerische Eisenbahn gewesen, auf welcher sich der größte Strom I Eigenthümer nach Verlauf der Pachtzeit die Werke für eigene der Pfingstpilger bewegt hat, namentlich um sich von Zwickau aus ! Rechnung betreiben lassen will. Nicht weit entfernt hiervon und auf der vollendeten odererzgebirgischen Bahn in die freundlichen I zwar in gerader Linie nach der Würschnitz-Lungwitzer Straße zu Lhäler der Mulde und des Schwarzwaffers zu ergießen. Diel erreicht man wieder zwei Privatwerke, die „ Gewaldschächte", der mächtige Triebfeder für Viele war gewiß der Reiz der Neuheit, l alte und der neue, deren Ergiebigkeit dem Besitzer schon ein schöne- und in der That, diese Gegend ist desuchenSwerth; eS fehlt ihr I Vermögen verschafft haben soll, obschon am alten Schachte nur nichts von alle dem, was den Naturbewunderer anzieht, hohe! einfache Haspelförberung eingerichtet ist. Von hier au- richteten schönbewaldete Berge, ein silberklarer Strom, wildschäumende I wir unsere Schritte direct auf die nahe an der Würschnitz-Lung- Forellenbäche, selbst die nöthigen Burgen und Schlösser fehlen I nutzer Straße gelegene sogen. TageSstrecke. Bei der Tagesstrecke dem Bilde nicht. I baut man bekanntlich ein bis zu Tage gelegenes Kohlenflötz ab. Auch wir — der Verfasser dieses mit mehreren Freunden — l welche- im Fallen nach Lugau zu ein« Mächtigkeit von 18 Fuß holten uns am Pfingstsonnabend an der Billetluke der sächsisch-1 und darüber gewinnt. Die Dampfmaschine zieht hier in je fünf bayerischen Bahn unter diversen Rippenstößen unsere Fahrscheine, I Minuten einen Karren Kohlen auf einer schiefen Ebene zu Tage, jedoch nur auf Awickau lautend. Nicht die uns bereits bekannte I ES war unS leider nicht gestattet anzufahren (was hier ganz be- Gegend zwischen Awickau und Schwarzenberg beabsichtigten wir I quem auf eingehauenen Stufen geschieht), da der Steiger ab- zu besuchen, uns lag eine andere Gegend am Herzen oder vielmehr! wesend war; wir wandelten daher nach kurzem Verweilen die im Magen, die wir noch nicht gesehen und doch — zum Theil! Straße entlang bis zu dem eine kurze Strecke davon gelegenen Vereini- wenigstenS — schon so lange gefühlt hatten, die Gegend nämlich I gungsschacht, wo wir das KörderhauS besuchten. Hier baut man eine zwischen Lichtenstein und Stollberg, das sogenannte Würschnitzer I Kohle, wie ich sie noch nie schöner gesehen habe; die Fördermaschine Kohlenbecken. Bei dem großen, resp. schweren Mitgefühl, welches I war ebenfalls Ln vollster Thätigkeit; sie hebt in je 2 Minuten noch so viele Leipziger für jene Gegend hegen, ohne dieselbe ge-1 einen großen Karren Kohlen ----- 5 Scheffel; dieser Schacht, so wie sehen zu haben, läßt sich annehmen, daß Manchem eine kurze! der hiervon nur einige Hundert Schritte entfernte Karlschacht mit Notiz unserer Reiseerlebnisse nicht ganz ohne Interesse sein wird, I starker Förderung und die Tagesstrecke gehören dem Lugau-Nieder- und ich will daher versuchen, sie in möglichst wenig Worten zu l würschnitzer Verein. Derselbe hat pr. 1857 seinen Aktionären eine schildern. I Dividende von 14"/o gegeben und wird die Hoffnung auf eine be- Von Awickau bog unser W.g links ab, ein flottes Geschirr I deutende Erhöhung derselben sicher rechtfertigen. Man muß be- brachte unS über Müssen in weniger als 2 Stunden nach Lichten-! kennen, eS läßt sich doch nicht so ganz gleichgiltig vor einem stein, wo wir übernachteten. Da jede Pfingstreise, selbst wenn sie! 14procentigen Werke stehen, und mancher mag sich jetzt reuemüthig noch einen Sonderzweck hat, doch immer eine Art Bierreise ist, I an den Busen schlagen, der noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit so möge mir verziehen sein, wenn ich auch einige dahin bezüglichelseine Actien um einen schlechten Preis losschlug. Hier beim Ver- Bemerkungen nicht unterdrücken kann. Lichtenstein mit seinem! einigungsschacht oder noch einige Schritte zurück nach der Tages schönen Schlöffe ist eine recht nette Stadt, voll freundlicher Leute. I strecke zu, auf dem Höhepunkt der Straße, übersieht man mit Es hegt in seinen Mauern ein gutes bayerisches Bier, aber es I einem Blick fast sämmtliche Würschnitzer Kohlenabbau-Unterneh- tritt dem harmlosen Wanderer hier auch gleichzeitig in sündfluth-1 mungen, und in der That, auf diesem Punkte gewannen wir un ähnlicher Fülle das sogenannte Weißbier, ein für den GebirgS-1 seren verlorenen Muth und die gesunkene Hoffnung wieder. Selbst sommer berechnetes namenloses Gebräu entgegen. Das schöne! ein uns begleitender Freund, ein Antikohlen-Wüthrich, für den Geschlecht genießt eS mit Zucker und Citrone, der spartanische I nur Eisenbahnactien Glückseligkeitspapiere sind, und der sich das Magen des Manne- aber empfängt es in natürlichem Zustande. I Paradies nicht ohne Thüringer Stammaktien denken kann, war Der Fremde muß der Erfahrung halber dem Fremden huldigen, I m ernste Betrachtungen versunken, die mit seinen früheren sar- wir genoffen daher auch unser bescheidenes Theil davon. Wir I kastischen Auslassungen wunderlich contrastirten. Von diesem Punkte beschlossen den ersten Feiertag früh nach dem Ziele unserer Reise I aus hat man zur linken Seite der Straße die bereit- erwähnten aufzubrechen. Das war ein recht trüber trister Morgen ge-! Werke, weiter nach Lugau und Lungwitz hin in der Fällrichtung worden; zu dem niederschlagenden Gedanken, daß wir von dem I die Werke „GotteS Segen", „Neue Fundgrube", „Erlbach Ziel unserer Reise recht wenig zu erwarten haben würden, gesellte I Leipzig", recht-, nahe der Straße, die 4 Schächte de- Nieder sich ein wolkenschwerer Himmel und jenes schrecklich weichliche I würschnitzer Vereins, wovon zwei bereit- Kohle fördern, hieran- Gefühl de- inneren physischen Menschen, da-mein Aimmergenoffe! schließend die „Rhenania", sodann die „Westphalia", hinter noch immer auf den Abends vorher genossenen fetten Schweine-1 diesen, etwas weiter rechts hin, den Niederwürschnitz-Kirchberger braten schieben wollte, als wir anderen längst darüber einig waren, I Verein mit dem bereit- förderndm Ottoschacht, den „Steegen daß namentlich kein beklemmter Actionair vor seiner Orientirungs-1 schacht" rc. rc. Wenn man die Lage der verschiedenen Werke reise Weißbier trinken soll. Zn einem nicht ganz wasserdichten I genau in« Auge faßt und diejenigen hiervon kennt, welche die Wagen verließen wir Lichtenstem. Unser Weg führte über Röblitz, I Kohle bereits aufgeschlossen haben, so wird man unwillkürlich zu Hohendorf (da- zwar auch seine Kohlenhoffnungen haben soll, je-! der Ueberzeugung gedrängt, daß sie alle eine gedeihliche Zukunft doch nicht mit Hohendorf bei Awickau zu verwechseln ist) nach! haben müssen. Wir hatten uns schon von Leipzig au- für einige Oelsnitz. Schon auf der Straße nach letzterem Orte sieht man! Gruben mit der Erlaubniß versehen anfahren zu dürfen, allein in der Ferne eine Reihe Dampftffen, zu verschiedenen Kohlen-1 der heftige Regen vereitelte dies, wie überhaupt den speciellen Be merken gehörig. Den Berg hinab nach OelSnitz gelangt, trifft! such derselben, auch waren wir vollkommen von dem befriedigt, man link- an der Straße auf da-erste Versuchswerk, der Hedwig-1 wa- wir hier gesehen hatten. Nur die Chemnitz-Würschnitzer schacht genannt, der Oelsnitzer Bergbau-Gesellschaft gehörig. Die I Eisenbahn wünschten wir noch zu sehen, da wir hörten, daß die- Maschine arbeitete, und wie wir im Orte vernahmen, nicht für! selbe ganz nahe, gleich unterhalb de- Bereinigungsschachte- am die Langeweile ; da- Direktorium soll den Bau mit einer Energie! Chausseehause die Straße durchschneide. Rach wenig Schritten betteiben, die für den Verein da- Beste hoffen läßt. Eine gründ-1 waren wir bei derselben angelangt; wir fanden sie schon beschwellt liche, dem Laien verständliche Uebersicht über da- Kohlenbecken I und mit Schienen belegt. Soweit man von hier au- beobachten selbst hat man von hieraus nicht; wir verließen daher diesen Ort I kann läuft sie link-zwischen „Gotte- Gegen" und „Karlsschacht" nachdem wir un- in dem empfehlenswerthen Gasthau- de- Herm I hindurch, recht- dagegm, ganz nahe der Chaussee, berührt sie un- Huhmann oder Hoppmann restaurirt hatten. Zwischen OelSnitz I mittelbar den Schacht der „Rhenania"; man könnte die Schacht- und Würschnitz führt von der Chaussee links ab eine Straße in ' gebäude diese-ftemdnamigen Kohlenwerkes für den Bahnhof halten, G