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r- 3630 - . aufmerksam und empfahl seinerseits, auf dem früheren Beschlüsse wegen Ablehnung diese- Platze- zu beharren, dagegen sich für Annahme de-Platze- auszusprechen, welcher rechts der Lindenauer Chaussee, dem Kuhthurm schrägüber am sog. verschlossenen Holze gelegen ist. Diese- Areal, meinte der Ausschuß, werde auf lange Zeit noch unbebaut bleiben, c- führe eine zugängliche Straße be reit- dorthin, die Trockenstellung der Gebäude lasse sich selbst mit Vortheil erreichen, auch da- Material zum Bau der Pulverhäuser in jener Gegend zu billigeren Preisen beschaffen, und die Ent fernung vom Markte au- sei geringer, als nach dem vom Rache vorgeschlagenen Platze. Durch des Letzteren Wahl würden die Privatinteressen der Adjazenten ohne Noch schwer verletzt und neue Anbaue, die doch im wohlverstandenen Interesse der fort schreitenden Blüthe und Entwickelung Leipzig- befördert, aber nicht in einer der zweckmäßigsten Gegenden erschwert und unmög lich gemacht werden sollten, abgeschnitten. St.-B. vr. Bursian bemerkte: durch den Vorschlag des Ausschusses werde die Erbauung der neuen Sternwarte hinausge schoben. Es sei aber im Interesse der Universität dringend zu wünschen, daß schon jetzt die künftige Veräußerung des für die Sternwarte in Aussicht genommenen Platze- unter den vom Rath vorgeschlagenen Bedingungen genehmigt werde. Er richtete einen Antrag darauf. St.-V. Bering entgegnen, daß man diese Abtretung aller dings genehmigen, aber trotzdem so lange mit Erfolg nicht in Ausführung bringen könne, als nicht für die Pulverhäuser ein anderer Platz gefunden sei. Der Berichterstatter bezeichnet den Bursianschen Antrag als fruchtlos und in der vorliegenden Fassung unzweckmäßig, weil eben die Pulverhäuser nicht eher abgetragen werden könnten, als bis die neuen hergestellt worden. Er theilte übrigens mit, daß in Folge der inzwischen eingetretenen Erledigung der einen astro nomischen Professur die Ausführung de- Baues der neuen Stern warte augenblicklich nicht mehr so dringend sei. Darauf erwiederte St.-V. vr. Bursian, es sei ihm auch nur darum zu thun gewesen, eine Zusicherung für die künftige Abtretung des fraglichen Platze- nach Erbauung der neuen Pulver- thürme herbeizuführen. Im klebrigen bleibe er dabei, daß die Rücksichten auf das Studium der Astronomie an der Universität die neue Sternwarte als dringend nöthig erscheinen ließm. Der Antrag des St.-V. vr. Bursian wurde darauf unterstützt. St.-V. Vr. Heine hielt denselben für bedenklich, weil man dadurch dem Beschluß des Collegiums präjudizire. Der vom Rath gewählte Platz scheine in der volkswirthschaftlich ganz falschen Ab sicht gewählt zu sein, die Erweiterung und Vergrößerung Leipzigs zu hemmen. Gegen solche Anschauungen anzukämpfen, sei Pflicht eines Jeden, der unserer Stadt noch eine Zukunft zutraue und deshalb solle man sich auch auf den Bursianschen Antrag nicht einlaffen, weil nach Genehmigung des Verkaufs an die Univer sität den Stadtverordneten eine weitere Concurrenz in der Sache dadurch abgeschnitten werden könnte, daß man die Wahl des Platzes für die Pulverhäuser als eine reine Angelegenheit der Wohlfahrts- polirei bezeichne. Letzteres stellte Vr. Bursian entschieden in Abrede; denn der Rath könne ohne Verwilligung der Stadtverordneten keine neuen Pul- verthürme bauen.— Er gab darauf seinem Anträge folgende Fassung: Das Collegium möge gegen den Stadtrath schon jetzt seine Bereitwilligkeit aussprechen, den Platz der jetzigen Pulver häuser unter den vorgeschlagenen Bedingungen an die Uni versität abzutreten, sobald der Rath einen dem Collegium passend scheinenden Platz für die neuen Pulverhäuser ange geben haben wird. Der Antrag wurde unterstützt. St.-V. Adv. Schrey erklärte sich für den Beschluß des Stadt- raths, dm die Kreisdirection in Voraus schon genehmigt habe. Der Entwickelung der Stadt werde der Pulverthurm in der vom Rath gewählten Gegmd nicht schaden, er werde auch sicher so ge baut werden, daß er später leicht verlegt werden könne. Auch der vom Ausschuß vorgeschlagene Platz sei nicht gefahrlos. St.»V. vr. Heine hielt dem ein, daß eS an sich unpraktisch sei, die Pulverhäuser an einen Ort zu setzen, wo sie, wie man mit Wahrscheinlichkeit voraussehen könne, nicht lange stehen wür den. Man müsse vielmehr einen Platz suchen, der mit Gewißheit in der nächsten Zukunft und länger hinaus unbebaut bleiben würde. Dm Ansichten des vr. Heine schloß sich St.-V. Müller entschieden an. Auch er erblickte in der Anlage der Pulverhäuser auf dem vom Rath vorgeschlagenen Platze ein Hemmniß der Ent- wickelungLeipugs nach jener für Anbaue so sehr günstigen Gegend hin. St.-V. Bering bestätigte hierauf, daß nach den von ihm im Fache der Pulverfabrikation gemachten langjährigen Erfahrungen der vom Stadtrath vorgeschlagene Platz sehr gefährlich sei. Anderer seits blieb St.-V. Schrey bei seiner Ansicht stehen, während der Berichterstatter darauf hinwies, daß das Collegium die früher vom Ausschuß gegen den Platz des Raths erhobenen Bedenken — welche er nochmals darlegte — allenthalben getheilt habe. Nach dm in der Angelegenheit zwischen Rath und Kreisdirection gepflogenen Verhandlungen sei übrigens nicht zu befürchten, daß Letztere sich unbedingt zu Gunsten des Raths aussprechen werde. Denn wenn sich auch erwarten lasse, daß der vom Rath gewählte Platz, wie es das Gesetz vorschreibt— vor Entscheidung der Regierungsbehörde von Sachverständigen geprüft worden sei, so habe doch der Rath, obgleich er ursprünglich auf mehrere Plätze sein Augenmerk ge richtet, gegen die königliche Kreisdirection nur dieses einen Platzes Erwähnung gethan. Der Antrag des Ausschusses wurde darauf gegen 2 Stimmen angenommen. In Betreff des Bursianschen Antrags bemerkte noch der Berichterstatter, daß sich durch dessen Annahme das Collegium leicht präjudiciren könne. Außerdem hebe der Schlußsatz desselben den gewünschten Erfolg wieder auf; denn damit werde die Ange legenheit nicht so schnell zu Ende geführt, als durch den Vorschlag des Ausschusses. Der Bursiansche Antrag wurde darauf mit überwiegender Stimmenmehrheit abgelehnt. In der nun folgenden nichtöffentlichen Sitzung trug St.-V. Bering ein Gutachten des Finanzausschusses vor über die vom Stadt rath beschlossene Gewährung eines Beitrags von 3V00 Thlr. zu der diesjährigen, in Leipzig abzuhaltenden Jahresfeier der Gustav-Adolph-Stistung. Nach ofsicieller Mittheilung soll diese Ausgabe au- den zu ver- hoffenden Ueberschüffen der diesjährigen Rechnung gedeckt werden. Der Ausschuß empfahl a) die auf die angegebene Weise zu beschaffende Summe zu ver- willigen. Im Uedrigen fand sich der Ausschuß veranlaßt, die vorzeitige und im höchsten Grade ungeschickte Veröffentlichung, welche das Dresdner Journal und nach ihm andere Zeitschriften über die vorstehende Angelegenheit gebracht haben, nicht mit Stillschweigen zu übergehen, zumal dieselbe zu einer Zeit erfolgt ist, wo die Be- rathung über den Beschluß des Stadtraths Seiten der Stadtver ordneten noch nicht erfolgt war, eine zu Recht bestehende Verwilli- gung also noch gar nicht vorlag. Der Ausschuß erachtete jene Veröffentlichung nicht allein dem, auf freier Entschließung begrün deten Bewilligungsrechte der Gemeindevertretung gegenüber als ganz ungeeignet, sondern geradezu als undelicat und verletzend für das Gefühl der von unserer Stadt zu empfangenden Ehrengäste. Er empfahl deshalb d) im Rückschreiben an den Rath die Ueberzeugung auszusprechen, daß derselbe, gleich dem Collegium, die taktlose Jndi-cretion eines Unberufenen, womit jene Veröffentlichung erfolgt ist, lebhaft bedauern werde. Beide Anträge wurden einstimmig angenommen. Vom 31. Juli bis 6. August sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 31. Juli. Eduard Otto Schulze, 6 Jahre 9 Monate alt, Bürgers und SchirmfabrikantenS Sohn, in der kleinen Fleischergaffe. Igfr. Auguste Henriette Geißler, 31 Jahre alt, Blumenarbeiterin, in der Rosenthalgaffe. Wilhelm Gustav Becker, 7 Monate alt, Werkführers einer Eisengießerei Sohn, in der hohen Straße. Sonntag den 1. August. Earl Eduard Fischer, 46 Jahre 2 Monate Tage alt, Bürger, Privatmann und Hausbesitzer, in der Moritzstraße Johann Friedrich Giebenrath, 43 Jahre 6 Monate alt, Bürger und Glasermeister, im Brühl. Igfr Christiane Pauline Dühnert, 24 Jahre 6 Monate alt, Dienstmädchen auS Schönefeld, im JacobShoSpitale. UI