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1110 Namen als rühmens- -der tadelnswert- gar nicht genannt haben. Wir haben weder Herrn Lopitzsch -urück-esetzt, noch das Stadtmusikchor emporgehoben, was in dem bezeichnten Anfsatze wenigstens indirect im Gegentheil der Fall ist. Das aber kann auf keinen Fall zugegeben werden, daß ein Stadtchor gar nicht nöthig sei, was der Verfasser jenes Aussatzes damit anzudeuten scheint, daß auch andre eben so tüchtige Chöre die geringen Verpflichtungen desselben auf sich nehmen würden. Die städtischen Behörden müssen in dieser Sache, als Sache der Stadt disponiren können, sobald öffentliche Musik gebraucht wird; ein Direktor darf sich dann nie entschuldigen, da er im Solde der Stadt steht, er muß für Musik, für gute Musik sorgen. An wen aber soll sich die Behörde halten, wenn sie nicht ihre bestimmten Leute hat? Ich will diesen Gegenstand, der blos im Interesse des Publikums von mir besprochen war, nicht zum Verdruffe der Leser ausdehnen; der Vf. jenes Aussatzes hat von meiner Seite die Genugthuung, daß seine Ansichten theilweise Be« rücksichtigung und gerade in den Punkten Berücksichtigung gefunden haben, die er wahrscheinlich berücksichtigt haben wollte. Jedenfalls aber würde es für ihn gut sein, wenn wir einander an einem andern Orte begegnen sollten — in diesen Blättern geschieht es nicht — den Satz festzuhalten, daß bei derartigen Fragen stets die Person von der Sache zu scheiden ist. Wenn der Einsender (auch Verfasser?)*) des Aufsatzes in Nr. 102 sagt, daß sein Aufsatz gerade das entgegengesetzte Resultat als der meinige erstrebe, so muß ich ihm vollkommen beipflichten. Mir war es um die Sache zu thun, jenem um die vereinigten Chöre, die sich bestreben, die Moralität unter den Muffkern zu heben und bei denen man ein ernstes Streben und glücklichen Aufschwung bemerkt hat. Vorzüglich aber finden wir auch in jenem Aufsatze das unermüdete edle Streben Herrn Lopitzsch's hervoraehoben, womit er das Ver- ständniß der Tonkunst im größer» Publicum fördert, und höhere Bedürfnisse in demselben erregt, als sonst gewöhnlich zu geschehen pflegt, was diesem Aufsatze sowohl als dem oben berührten die richtige Farbe giebt, und.die Leser leicht über die Tendenz beider urihellen läßt. Wenn auch ich, da wir einmal beim Loben find, die hohe künstlerische Stellung und die moralische Würde des genannten Herrn rühmend anerkenne, so können die Leser versichert sein, daß mich Herr Lopitzsch gewiß nicht zu diesem Lobe angeregt hat, sondern daß ich einem Drange von Gefühlen folgend es hier thue. Das Resultat, was ich erstrebte, war, den Künstler zu schützen, eine Ordnung in das Wesen der Musik in Leipzig zu bringen; wie dabei das Stadtchor oder ein andres zu berücksichtigen sei, habe ich einzig und allein den städtischen Behörden über lassen, ich habe kein Chor hervorgehoben, keins zurückgesetzt; das aber habe ich auch nicht über mich gewinnen können, in einen so offenbaren Widerspruch zu gerathen, wie die Ver fasser beider Aufsätze sich zu Schulden kommen lassen, wenn sie auf der einen Seite von Freiheit der Kunst und freier Concurrenz sprechen, auf der andern aber den bestehenden Chören ein feftgeschlossenes Privilegium sichern wollen. Jeden falls war es gut, die Sache angeregt zu haben; das Pub licum hat dadurch einen Blick in die Lage der Musiker thun können, und hat dabei auch gewisse edle Bestrebungen kennen gelernt. vr. E. I. *) Der Herr Einsender hat sich der Aedaotion als Verfasser jenes Aufsätze- kund gegeben und wir haben keinen Grund, daran zu zweifAn. — D. Red. Herrn Karl GchuBerth'- Eoooeert betreffend fügen vir der Notiz Ln der gestrigen Nummer diese- Blatte- noch folgendes bei: Wenngleich Schubert- dm Mustkern do» Fach als ein LioloaoeÜist erste« Ranges bekannt ist, so dürfte doch für da- große Pschlißusv, Welches EchUdeith »och nicht kennt, «achstohende Beutthakmg da- bekannte« Kritiker- Drrchn i» Berlin den Standpunkt bttelchßen^ tzeelchen der Künstler einnimmt und welcher Genuß dDß PMlkum bevorsteht. „In Carl Schuberts» lernten w-r Anen Meister ersten Ranges kennen; er ist der Bernhard Romberg unserer Zeit und vereinigt alle Eigenschaften, wodurch moderne Celli sten, wie Gervais, Piatti u. A. m. glänzen, in sich, mit einer edlen Gediegenheit der Schule und des Styls, die dem Musiker von Fach Bewunderung abnöthigen, während der Kunstliebhaber zum Enthusiasmus hingerissen wird. Er spielte mit einer Bravour und Vollendung, die unver gleichlich genannt werden muß." Der Equilibrist Amodio Neupert. Die oft gemachte Erfahrung, daß es auf dem Gebiete der Kunst und besonders der Kunststücke keine Grenzen und keine Schranken giebt, scheint sich in diesen Tagen wieder bestätigen zu sollen. Auf unserm Stadt-Theater wird sich ein Künstler -eigen, welcher laut vielfachen Berichten Aves übertrifft, was bis jetzt geleistet worden ist und das Gebiet des Unglaublichen um ein ansehnliches Stückchev vermehrt. Wir entlehnen drei Zeitungen aus drei Länder» einen kurzen Bericht über denselben und überlassen dem Publikum das Ur- thell, welches wir hiermit nur aus die Sache aufmerksam machen. Das französische Theaterblatt „l-'Lclro" sagt: Der deutsche Equilibrist, Amodio Neupert, führte in de» Zwischenacten verschiedene Spiele und gymnastische Hebungen <auS, die eben so merkwürdig als schwierig ßnd; in dem Genre von Kursvl mit seinen Flaschen, macht Herr Neupert die schwierigsten Spiele auf Krystaüflaschen mit der überraschendsten Ge- wandheit. Die englische Zeitung „He Muatrateö Xe«8" giebt ein Bild der unglaubliche» Leistungen Neupert's und sagt: Dieses großen deutschen Equilibristen Leistungen sind wirklich einzig iy ihrer Art. Herr Neupert stellt 4 Krystall- flaschen auf einen Lisch, auf diese Flaschen eine Art Schemel, auf diesen abermals eine KrystaÜflasche. Diese letztere Flasche besteigt er selbst und hält auf der Spitze und an den spiegel glatten Seiten derselben nicht allein mit wunderbarer Ge- wanbheit, sondern führt auch in dieser Stellung Jongleur künste aus, die ihm an und für sich den lautesten Beifall sichern müßten. Wie Herr Neupert das Gleichgewicht erhal ten, wie er die Grazie beobachten kann, die ein gebildetes Publikum erheischt, wie er schwierige Spiele aus seinem Kri stallthrone aussührt — das ist ein Wunder! Endlich sagt die Kölnische Zeitung: Seit Risley's An wesenheit war das Theater nicht so gefüllt, als an diesem Abende, denn eine Menge Schaulustiger mußten das Haus verlasse», da keine Plätze mehr zu finden waren. Den Schluß der Vorstellung (Maurer und Schlosser) bildeten die bewun- dernswerthen Productionen des Herrn Amodio Neupert, die heute wie früher den lebhaftesten Beifall fanden, und denen der so außergewöhnlich zahlreiche Besuch -u-uschreiben war. Die SehenSwürdigkeitem der Leipziger Messe. Ich erlaube mir, auf einige GehLN-würdigkeitey -er bevor stehenden Messe schon jetzt aufmerksam zu machen, da mir über dieselben bereits glaubhafte Berichte -ugekommen sind. Al- etwas hier wirklich noch nie Gesehene- erwähne ich zuerst das Riesenskelett de- Hydra rchoS und die optischen LorflÄlrngen der Herren Ellemberg und March and. Außer dem hier schon früher mit großem Beifalle gezeigte» ?ke«teum «nncki et. s. w., außer in Londön gemalten Nebel- bildern, werden Letztere uns närysrch auch die 'bewunderungs würdigen Wirkungen de- durch Hydro^Orygen-AaS erleuch- MenChrvmatropS vikd Physioskops zur Hyschanuy» brmge». Durch da- Srstrre werden die prachtvollsten Farben ua„. - *^**>^, - ---