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F Nt. 218. . Anhalt-an Novelle von Ko nrad Telmann. ———· machbknck verbot-no (Foktsctzttng.) i Endlich hoben sich die Thiinne einer Stadt vor ihr am corizont aus den grauen Morgennebeln herauf, nur schatten- M erst, aber doch allmählich immer klarer erkennbar. Dann hinter ihr ein Kanwageu mit einem struppigen Gaul davor Iber die holprige ndstraße herangeklappert, und der Fuhr mann hielt neben ihr an und fragte sie, ob sie mitfahren wolle, Platz genug sei da. Das nahm Frau Käthe dankbar an, gestand dem Manne aber gleich, daß sie kein Geld bei sich habe, sich Kcheö in der Stat erst verschaffen wolle. Dazu lächelte der ann efutmiithigwerfchmitzh hieß sie nur immerhin aufsteigen und m nte, als sie neben ihm auf dem Strohsack saß und das Gefährt weiterrollte, die Peitsche schwingend: ·Hab’ ich mir wohb gedacht, Frauchen. Wer Geld hat, läuft nicht zu Fuße iiber die Chaussee, ohne Hut und zu folch früher Stunde-« Frau Käthe mußte unwillkürlich lächeln. Es that ihr aber wohl, ihre ermatteten Glieder nun ausruhen zu können und dabei noch schneller vorwärts zu gelangen, als wenn sie mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte sich zu Fuße immer weiter gefchleppt hätte. Sie knüpfte mit dem Manne tin Gespräch an, aus dem sie den Namen der vor ihnen liegenden Stadt und deren Entfernung von ihrer Heimath, sowie sonst noch Manches erfuhr, was ihr von Nutzen sein konnte. Der Mann versprach auch, sie bei einem Goldarbeiter vorzufahren, wo sie auf ihre Uhr vermuthlich Geld erhalten werde, wenn es nur erst vollends Tag sei. Als Frau Käthe ihm für Alles freundlich gedankt hatte, ließ er eine eraume Weile des Schweigens eintreten und fragte dann plötzlich, ge von der Seite anblickend: ,Nict)t wahr, Frauchen, Sie find . hrem Manne weggetanfenfi Dazu kann man kommen.« » Frau Käthe schüttelte aber ganz munter den Kopf. ·O nein,« sagte sie, »ich will ja gerade zu meinem Manne laufen- I Das verstand der Fuhrmann offenbar nicht, aber es ver rhlug ihm auch weiter nichts. Er knallte ganz gelassen mit seiner Peitsche vor sich hin, wies auf die immer deutlicher hervor tretenden Thürmrund ragenden Dachfirste der Stadt und sagte: Jn einer halben Stunde sind wir da.« Auch der Gaul schien das zu begreifen und setzte sich in einen ganz muthigen Trott, den er bisher trotz aller Aufmunterungen im Guten wie im Bissen mit Entschiedenheit verweigert hatte. Dazu stieg der Tag letzt hell und glänzend herauf, übergoldete die winkenden Mauern der immer näher heranrückenden Stadt und wars«seinen leuchtenden Schimmer über die von bunten Blüthen durchstickten Wiesen, die sich zu beiden Seiten des Weges dehnten. Es war eine ver gnügliche eFahrt, und Frau Käthe wurde trotz aller Zweifel nnd Sbrgen, d e ihr Herz quälten, doch leicht und zukunftssreudig zu Sinne, wie noch nie wieder in ihrem Leben seit dem Tage, wo Rolf Berndt ihre Hand in die seine genommen und ihr gesagt cgute, daß sie nun sein sei und sein bleiben solle bis ans Ende ; kek Tage- So gelangten sie in der Stadt an. !·- Hin und wieder siel wohl das neugierias Auge eines frühen Straßenwanderers auf das seltsame Paar, das da unter dem Leinendach des büuerlichen Gefährts auf den Strohsacke saß; aber Frau Kathe hatte sich das schwarze Spitz-:nfichu, das sie um die Schultern getragen, nun über den Scheitel zusammengesteckt, Rdaß das Feälen ihres Hutes weniger auffiel und ein Theil es schmalen doekrlsts dadnr verdeckt wurde. Der Fuhrmann WW, sie möch? irr seiner herberge mit ihm einen v- s z; L. » - DIE - -. - T«-.-«--s. .’ "«’«.-« l·-««--«’-?s« Wiss-« 'T«A, —’-:.- ( D-« ÆOO-13—:«?-"::—«:-ss-...7Erk-s- :X-Y V· I --- - -c A )«or jg nncj EE -- -« - «- ~- V« F - « , · X «» , HEJR G« s -,-cs(J-·«k- »J. du LI« I. - s « Tiglithe Unterhaltungsbeilagc zu den ~Nenesten Nathricijtcn«. s. Augu st. Jnibiß einnehmen sollte, das Geld könne sie ihm, wenn sie es gar nicht anders wolle, nachher schon wiederbringen, und da Frau Käthe ihn nicht erzüriien wollte, ging sie auch wirklich darauf ein. So saßen sie denn ganz kameradschaftlich zusammen in der fliegendurchsummten Wirthsstube, nnd die dicke Wirthin mußte ihnen auftragen, was sie nur Gutes im Hause hatte. Frau Käthe ließ «es sich schmecken, freute sich aber noch mehr über die wackere Eßlust ihres Beschiitzers, der sich nicht »eher hinter dein Holztische wieder erhob, bis er den letzten Bissen und den letzten Schluck von allem Ausgetragenen verzehrt hatte. Dann wanderten sie Beide durch die Straßen - denn der Gaul hatte seine Mahlzeit noch nicht beendet, und der Fuhrmann wollte seine Schutzhefohlene auch jetzt um keinen Preis allein lassen zunächst in einen Laden, wo Frau Käthe, welcher ihr Begleiter mit rührender Vertrauensseligkeit seinen großen, ledernen Geld beutel aiifgedrängt hatte, sich einen einfachen Strohhut erhandelte, sodann aber zu einein vornehmen Juwelier, dem Frau Käthe ihre Uhr zuni Kaufe anbot. Hier war ihr Beschützer jedoch draußen stehen geblieben. als sie eintrat; denn er mochte be greifen, daß sein Beistand ihr hier eher schaden als nützen könne« Der Mann hinter dem Ladentifche wies Frau Käthes schüchtern vorgebrachtes Angebot mit kühler Vornehmheit ah; der Goldwerih der Uhr sei gering, imd an dem alten Werk würde kaum ein Uhrmacher mehr Geschmack finden, geschweige denn, daß man auf einen Käuser dafür rechnen könne« Nicht anders erging es Frau Käthe in mehreren folgenden Läden, zu denen ihr Begleiter sie führte. Die Goldarbeiter erklärten alle, höchstens eine verschwindeud geringe Summe bieten zu können, und die Uhrmacher wollten auf den Ankauf eines so unniodernen Werkes überhaupt nicht eingehen. Frau Käthe wurde immer verzagter, nnd anch ihr Begleiter wiegte bedenklich seinen struppigen Kopf. Man müsse zu einem Pfandoerleiher gehen, meinte er endlich, nur freilich werde der noch weniger leihen. als die Juweliere geboten hätten; dafür könne man jedoch die Uhr jederzeit wieder einlösen, und was dein Frauchen etwa am Reise geld nach Hause fehle, das wolle er gern auf ihr gutes Gesicht und ihre merkwürdigen Augen hinzulegen, wenn er auch nicht einmal wisse, wie sie heiße, und selber begreiflicherioeise kein reicher Mann sei. Auf diesen Vorschlag wollt Frau Kähte ist-Joch nicht eingehen. Sie machte noch einen lehten Versuch iirs einem bescheidenen Goldarbeiterladen, wo die schlichte Vornehm heit »der liingen, sichtlich aus den besten Kreisen staniuiendeii,- verharmten nnd eingeschüchterten Frau aiif den Inhaber eiiieiiä tiefen Eindruck machte. Er wog die Uhr in der Hand, öffnete sie-· betrachtete sie durch eine Lupe, sah dann wieder die Ver kauJerin an und sagte endlich: »Sie brauchen Geld, nicht wahr, gnadige Frau? «Uiid Sie möchten lieber die Uhr verlieren, als den kostbaren Ring, den Sie da am Finger tragen ein Erb stuck, ein Andenken, gleichviel ich begreife das. Lassen Sie mir» den Ring! Jch zahle Jhnen auf der Stelle hundert Mark dafur und verpflichte mich schriftlich, ihn gegen eben diese Summe Jhnen Jede Stunde wieder unversehrt znriickznliesetw Die lihr konnte ich Jhnen nicht abnehmen, gnädige Frau, so leid es nur thut,»«und doch möchte ich Jhiieu gerne helfen.« » Frau trathe schüttelte stumm den Kon und wollte gehen. Sich»von diesem Ringezn trennen, auch nur für Tage, erschien ihr unmöglich« Sie hatte geglaubt, damit das Band abzustreifeix das sie an Polf fesselte, und von deni er selber ihr gesagt, es olle bis zu ihrem Tode währen. Das war ein thörichter Aber glaube, sie wußte es, und Rolf würde sie um deswillen schelten, wenn er es wüßte« «Sof will-stets Ihnen das Geld ohne dies Pfand, das Si mir nicht einmal auf Tage anvertrauen in wollen scheinen. m-