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408 Geologie. auf den im Vorstehenden schon öfter erwähnten Umstand, daß die Vulcane meistens in der Nähe des Meeres sind, ein Umstand, der einen Wink über die Ursache geben kann, die dem zeitweiligen Ansbrechen der Eruptionen zu Grunde liegen mag. Er sagt an dem letzteren Orte: „Die große Frequenz der Vulcane auf den Inseln und in dem Littcral der Continente hat früh die Geognosten auf die Untersuchung der Ursachen dieser Erscheinung leiten müssen." Nachdem er hierauf die Theorie von dem Eindringen des Meerwassers besprochen, fährt er fort: „Mechanische oder vielmehr dynamische Ursachen, seien sie gesucht in der Faltung der obe ren Erdrinde und der Erhebung der Continente, oder in der local min deren Dicke des starren Theils der Erdkruste möchten meiner Ansicht nach mehr Wahrscheinlichkeit gewähren. Man kann sich vorstellen, daß an den Rändern der aufsteigenden Continente, welche jetzt die über der Meeresfläche sichtbaren Litt orale mit mehr oder minder schroffen Abhängen bilden, durch die gleichzeitig veranlaßten Senkungen des nahen Meeresgrundes Spalten verursacht worden sind, durch welche die Communication mit dem geschmolzenen Innern befördert wird. Auf dem Rücken der Erhebungen, fern von jenen Senkungsarealen des oceanischen Beckens ist nicht die selbe Veranlassung zum Entstehen solcher Zertrümmerung gewesen. Vul cane folgen dem jetzigen Meeresufer in einfachen, bisweilen doppelten, wohl auch dreifachen parallelen Reihen. Kurze Querjoche verbinden sie, ans Querspalten gehoben und Bergknoten bildend. Häufig (keineswegs im- mev) ist die dem Ufer nähere Reihe die thätigste, während die fernere, mehr innere, erloschen oder dem Erlöschen nahe erscheint. Bisweilen wähnt man nach bestimmter Richtung in einer und derselben Reihe von Vulcanen eine Zu- oder Abnahme der Eruptionshäufigkeit zu erkennen; aber die Phäno mene der nach langen Perioden wieder erwachenden Thätigkcit machen dieses Erkennen sehr unsicher." Humboldt hat, wie sich aus Vorstehendem ergibt, sich wohl gehütet, die Ursache anzugeben, welche die vulcanischen Erscheinungen zunächst ver anlassen; er hat sich damit begnügt, die Umstände zu bezeichnen, unter denen sie zumeist eintreten, und es bleibt daher den späteren Untersuchungen anheim gegeben, das prinnim movons zu finden. Der Vulcanismus oder Plutonismus, als dessen entschiedener Anhänger Humboldt zu betrachten ist, hat, wie bereits erwähnt, während der ersten vier Decennien dieses Jahrhunderts den Neptunismns fast vollständig ver drängt. Lassen wir die Laven und die Sedimentgesteine, über deren Ur sprung wohl nie ein Zweifel war, da wir sie noch täglich vor unfern Angen