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218 Die Pflanzen. Products geliefert haben. Persien hat uns den Nußbaum und die Pfirsiche, Armenien (das heutige Haikia) die Aprikose, Kleinasien den süßen Kirsch baum und die Kastanie, Syrien die Feige, die Granate, den Oel- und Maul beerbaum geschenkt. Zn Cato 's Zeiten kannten die Römer weder süße Kir schen noch Pfirsiche, noch Maulbeerbäume. Hesiod und Homer erwäh nen schon des Oelbaums, der in Griechenland und auf den Inseln des ägäi- schen Meeres cultivirt wurde. Unter Tarquin dem Alten existirte kein Stamm desselben, weder in Italien, noch in Spanien, noch in Afrika. Un ter dem Consulate des Appius Claudius war das Oel in Rom noch sehr theuer, aber zu Plinins' Zeiten sehen wir den Oelbaum schon nach Frankreich und Spanien verpflanzt." „Die Weinrebe, welche wir cultiviren, scheint Europa fremd zu sein. Sie wächst wild an den Küsten des caspischen Meeres, in Armenien und Karamanien. Von Asien wanderte sie nach Griechenland, von Griechenland nach Sicilien. Phocäer brachten den Weinstock nach dem südlichen Frank reich, Römer pflanzten ihn an die Ufer des Rheins und der Donau. Auch die Bitisarten, welche man wild in Neumexico und Canada findet, und welche dem zuerst von Normänncrn entdeckten Theile von Amerika den Na men Wineland verschafften, sind von der jetzt über Pensylvanien, Mexico, Peru und Chili verbreiteten Vllis vimlsrs specifisch verschieden." „Ein Kirschbaum, mit reichen Früchen beladen, schmückte den Triumph des Lucullu s. Die Bewohner Italiens sahen damals zuerst dieses asia tische Product, welches der Dictator nach seinem Siege über den Mithri- dates aus dem Pontus mitbrachte. Schon ein Jahrhundert später waren Kirschen gemein in Frankreich, in England und Deutschland." Diese Thatsachen, welche Humboldt veröffentlichte, sind, wie über haupt die Grundzüge des ganzen Gebäudes, in eine große Zahl von Werken über Pflanzengeographie und Pflanzengeschichte übergegangen, und sie sind hier zum Theil darum angeführt, um dem Leser des einen oder andern Buches einen alten Bekannten vorzuführen. Die Zahl der Pflanzen, deren Züge sich Nachweisen lassen, ist seitdem beträchtlich gestiegen, und namentlich verdanken wir Unger' eine große Bereicherung unseres Wissens in dieser Beziehung. Die Reisen, welche gewisse Pflanzen in Begleitung des Menschen mach ten, sind auch insofern interessant, als sie möglicherweise zur Aufhellung dunk ler Parthien aus der Geschichte der Menschheit dienen können, denn ein Gewächs, das da- oder dorthin geführt wurde, bleibt möglicherweise zurück, >1 Versuch einer Geschichte der Pflanzenwelt. Wien, I8L2.