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174 3. Druck der Lust. - Wie bereits erwähnt, ist der Gedanke sehr nahe, es liege den Vorgängen in der Luft, die in der angegebenen Weise durch das Ba rometer angezeigt werden, eine ähnliche Ursache zu Grunde, wie der Ebbe und Fluth des Meeres, und man hat sie darum auch die atmo sphärischen Gezeiten genannt; allein La place hat gezeigt, daß unter dieser Voraussetzung die gesammte Schwankung des Barometers unter den günstigsten Umständen höchstens ein Millimeter, also nicht ganz eine halbe Linie umfassen könne. Außerdem spricht die Zeit, in welcher die Maxima und Minima des Barometerstandes eintreten, gegen die Verwechs lung beider Erscheinungen, die nur das mit einander gemein haben, daß sie täglich 2 Perioden wahrnehmen lassen. Die Gezeiten des Meeres beruhen auf dem Unterschiede der Wirkungen, welche die Anziehungskraft des Mon des und der Sonne auf die wegen der nicht zu vernachlässigenden Große der Eide in verschiedener Entfernung von den beiden Gestirnen befindlichen ein zelnen Theile derselben ausübt, denn ein dem Monde zugewendeter Thcil der Oberfläche liegt diesem näher, erfährt eine stärkere Anziehung als der Mittelpunkt, während der abgewendete Oberflächentheil den Gegensatz zeigt. Bei der Meeresfluth ist der Einfluß des Mondes nicht nur unverkennbar, sondern sogar 2 '/>2 mal größer als der der Sonne und der Eintritt derselben ist darum abhängig von der Zeit, in welcher der Mond durch den Meridian geht. Im Gegensätze davon richtet sich die atmosphärische Fluth gänzlich nach dem Stande der Sonne und es muß ihr daher eine Ursache zu Grunde liegen, welche wohl die Sonne, nicht aber der Mond ausübt. Humboldt hat sich über die Ursache der atmospärischen Fluth nicht näher ausgesprochen, doch ist nach R a m vnd' wahrscheinlich, daß sie auf der Wärmcwirkung der Sonne beruht, welche eine Ausdehnung der Luft der jenigen Stellen verursacht, bei denen die Tageswärme eben am größten, bei denen es etwa Nachmittags ist. Oestlich von diesen Punkten liegen Orte, die bereits wieder erkalten, westlich sind Stellen, die noch nicht so warm sind als die betreffenden. Wenn sich nun die Luft der warmen Längengrade ans dehnt, so geht sie nach oben, und weil diese Wirkung hier stärker ist, als östlich und westlich, fließt der in der Mitte hinansragende Theil der Luft säule nach beiden Seiten ab. In der Mitte hat man daher den Druck der Atmosphäre, weniger dem was abgeflossen ist: Warme Stunden, Minimum; zu beiden Seiten den Druck der Atmosphäre mehr das, was zugekommen ist: Morgen-oder Abend-Maxima des Luftdruckes, und auf der dem Minimum l) »ein. de I'lnbtüul 1808. p. 108.