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2. Wärme. 153 kein klares Licht werfen. Nimmt man aber statt des Längen- und Breiten verzeichnisses verschiedener Orte eine graphische Darstellung als Land karte, so gewinnt man alsbald einen Ueberblick, und was die Land karte in Beziehung auf die Lage, das leisten die Isothermen in Beziehung auf die Wärme eines Ortes. Wie die auf der Landkarte verzeichnte Gränze zwischen Land und Wasser stets eine in sich selbst zurücklanfende (geschlossene) Curve sein muß, so muß dieses auch bei den Isothermen der Fall sein. Dem großen Vortheile der Isothermen ist es vorzugsweise zu danken, daß es Humboldt gelungen ist, ein klares Bild von der Vertheilung der Wärme über die ganze Erde zu entwerfen, und seine Darstellung, deren Hauptsätze im Nachfolgenden wieder gegeben werden sollen, ist daher die erste, die wir über diesen Gegenstand besitzen. Seitdem Humboldt die ersten Isothermen entwarf, sind die Beobachtungen vieler Stationen bekannt geworden, und die Richtungen der Isothermen haben in der Folge manche Aenderungen und Erweiterungen erfahren, da oem Begründer viele Anhaltspunkte fehlten; nichts destoweniger bestehen sie in ihren Umrissen noch heute, und Humboldt hat der Entwickelung unserer Erfahrungen über diesen Gegenstand die Bahn gebrochen, hat aber auch, wie ich im nächsten Abschnitte zeigen werde, später noch zu der Ausbildung des Gegenstandes beigetragen. Geht man von der Gegend des Aequators, welch letzteren Mitkelwärme Humbo ldt zu 27", 56 angibt (Kirw an hatte die Zahl einen Grad höher gesetzt, Atkinson zu 29",2, Brewster zu 28",2'), gegen den Nordpol zu, so sind sich die Isothermen ziemlich parallel, d. h. die Temperatur nimmt mit wachsender Breite in allen Meridianen nahezu gleichmäßig ab, dann aber zeigt sich bei der Vergleichung von Europa und Ostamcrika, daß diese Curvcn in Amepika dichter liegen, daß man also dort weniger weit nach 'Nor den gehen muß, um eine bestimmte Temperatnrabnahme zu beobachte», als auf der europäischen Seite des Oceans. Die Isothermen liegen nun dem Aequator nicht mehr parallel, sic wenden sich von Amerika aus gegen Nor den, und ein nördlicher Punkt in Europa hat dieselbe mittlere Jahrcswärme als ein in Amerika südlicher gelegener. Diese Differenz wird um so größer, je weiter man nach Norden gehr, denn während die Wärme bis zum 20. Grade der Breite auf beiden Seiten um 2 Grade abnimmt, ist sie im 30. Grade im Osten um 6, im Westen um 8 Celsiusgrade, unter dem 60. Breitcgrade dagegen im alten Continente um 22,5, im neuen um 31,4 niedriger als l> Humboldt in Xnn. c!>. pb. XXXIU.