Volltext Seite (XML)
Humboldt's Thätigkeit im Allgemeinen. 103 den, daß sie weder auf der Seite von Carthago, noch ans der von Ibague herabkommen können. Der höchste Punkt des Weges, die Garita del Pa- ramo, liegt 3505 Meter über der Fläche des Oceans. Da der Fuß des Gebirgs gegen die Ufer des Canca hin nicht über 963 Meter erhoben ist, so genießt man daselbst im Durchschnitt ein sehr mildes und gemäßigtes Klima. Der Pfad über die Cordillera ist so eng, daß seine gewöhnliche Breite nicht über 3 bis 4 Decimeter beträgt, und er größtentheils einer- offenen, durch die Felsen gehauenen Gallerie ähnlich ist. In diesem Theile der Anden ist der Fels, wie beinahe sonst überall, mit einer dicken Thonlage bedeckt. Die Wasserbäche, welche von dem Gebirge herabfließen, haben Schluchten von sechs bis sieben Meter Tiefe ausgespült." „Diese Schluchten, in denen sich der Weg fortzieht, sind mit Morast ge füllt, und ihre Dunkelheit wird noch durch die dichte Vegetation, welche ihren Rand einfaßt, vermehrt. Die Ochsen, deren man sich in diesen Gegenden gemeiniglich als Saumthiere bedient, kommen nur mit größter Mühe in die sen Gallerien fort, welche bis auf 2000 Meter Länge haben. Hat man das Unglück, solchen Saumthieren zu begegnen, so ist kein anderes Mittel, ihnen aus dem Wege zu gehen, als den Pfad wieder zurückzuwandeln, oder auf die Erdmauer zu steigen, welche die Schlucht cinfaßt, und sich da an den Wurzeln fcstzuhalten, die von dem Baumwerke der Höhen hervorragen." „Als wir im Monat October 1801 zu Fuß und mit 12 Ochsen, welche unsere Instrumente und Sammlungen trugen, das Quindiugebirge bereisten, litten wir sehr viel durch die beständigen Platzregen, denen wir die drei oder vier letzten Tage, bei unserm Herabsteigen von dem westlichen Abhang der Cordillere ausgesetzt waren. Der Weg führte durch ein sumpfiges, mit Bambusschilf bedecktes Land, die Stacheln, womit die Wurzeln dieser gigan- teskcu Grasart bewaffnet sind, hatten unsere Fußbekleidung so zerrisse», daß wir genöthigt waren, wie alle Reisenden, die sich nicht von Menschen auf dem Rücken tragen lassen wollen, baarfnß zu gehe». Dieser Umstand, die beständige Feuchtigkeit, die Länge des Wegs, die Muskelkraft, welche man, um auf dichtem, schlammigem Thon zu gehen, anwendcn muß, und die Roth- Wendigkeit, durch sehr tiefe Gießbäche von äußerst kaltem Wasser zu waten, machen diese Reise gewiß beschwerlich; aber in so hohem Grade sie das auch ist, so hat sie doch keine der Gefahren, womit die Leichtgläubigkeit des Volks die Reisenden schreckt. Der Pfad ist freilich schmal, aber die Stellen sind sehr selten, da er an Abgründen wcgführt. Da die Ochsen ihre Beine immer in dieselben Fußstapfen stellen, so bilvet sich dadurch eine Reihe von klei nen Gräben, die den Weg durchschneiden, und zwischen denen eine sehr