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Humboldt's Thätigkcit im Allgemeinen. 99 verfolgten ihn also nicht bis zu seiner Mündung, sondern reisten zu Lande über die Llanos von Venezuela, der östlichen Fortsetzung derer von Caracas, denen sie im Allgemeinen ähnlich sind, zurück nach Cumana, und beendigten hiermit ihre erste größere Expedition in Südamerika. Die Erinnerung an die Mühseligkeiten der Reise in's Innere eines Landes war noch so lebendig bei den beiden Gelehrten, daß der Gedanke an eine lange Seereise ihnen reizend vorkam, und sie beschlossen daher, Süd amerika auf Nimmerwiedersehen zu verlassen, auf den Besuch der Andes von Peru zu Gunsten des Archipels der Philippinen zu verzichten, nach einem ein jährigen Aufenthalte in Neuspanien (Mexico) mit der Gallione von Aca- pulco nach Manilla zu reisen und über Bassora und Aleppo nach Europa zurückzukehren. Im Verfolge dieses Plaues verließen sie Cumana, fuhren nach Neu-Barcellona und segelten von da nach der Havanna, wo sie bis zum April 1801 blieben. Als gegen Ende dieses Monats die Untersuchungen, die sie auszuführen beschlossen hatten, beendigt waren, wollten sie eben mit dem Geschwader des Admiral Ariztizabal nach Vera-Cruz abreisen, als sie durch falsche Nachrichten aus Europa veranlaßt wurden, ihren Plan zu ändern. Vor seiner Abreise von Paris hatte Humboldt in Erfahrung ge bracht, daß auf Kosten der französischen Regierung eine Expedition unter dem Capitain Baudin nach Südamerika und in den großen Ocean ge schickt werden solle, und hatte mit Baud in verabredet, daß er in Amerika mit ihm Zusammentreffen wolle, wo es ihm nur immer möglich sei, um dann den übrigen Theil der Reise zusammen zu machen. In der Havanna erfuhr nun Humboldt, daß die französische Expedition abgesegelt sei, um sich um das Cap Horn, über Chili und Peru nach Neuholland zu begeben, und es wurde beschlossen, nach Carthagena zu fahren und die Andes zu übersetzen, um daun Bandin zu erwarten.' Die bisher gemachten Sammlungen wurden in drei nahe gleiche Theile getheilt, um unglücklichen Falles nicht AlleS zu verlieren. Der eine Theil wurde einem nach Cadix reisenden Ob- scrvantcnmönche anvertraut, und ging mit dem Schiffe zu Grunde. Der zweite Theil über England nach Deutschland befördert und die Manuscripte Hum boldt' s enthaltend, kam an Ort und Stelle, der dritte Theil wurde in der Havanna deponirt, um später nach Europa mitgenommen zu werden. 1> Erst in Quito erfuhren die Reisenden, daß Baudin nicht um das Cap Horn, wie verabredet war, sondern um das Cap d. g. Hoffnung gesegelt war, daß also von einem Zusammentreffen nicht die Rede sein könne.