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Humboldt's THLtigkeit im Allgemeinen. 77 Abgesehen davon, daß der zweite Abschnitt unserer Eintheitung eine größere Anzahl von Jahren umfaßt, als der erste, ist noch ein Hauptum stand wohl zu berücksichtigen, die Aufgabe des Naturforschers, sich mit den Arbeiten der Vorgänger vertraut zu machen. Da nämlich jeder Mensch, der ein beliebiges Fach ergreift, mit dessen Anfangsgründen beginnen muß, so nimmt das Studium der bereits vorhandenen Resultate eine nicht geringe Zeit in Anspruch , eine Zeit, die um so bedeutender sein muß, je größere Aus dehnung das gewählte Fach besitzt, oder wenn man, wie wir bei Humboldt sehen, sich nicht auf ein einziges beschränkt, sondern deren eine ganze Reihe betreibt. Die Arbeiten, die wir aus der ersten Epoche des großen Mannes besitzen, sind daher in gewissem Grade nur als die Erübrignngen zu betrach ten, die er während seiner Studienzeit machte. Hat man sich einmal mit dem, was vorhanden ist, bis zu eine», ge wissen Grade vertraut gemacht, so darf man natürlich nicht unterlassen, die Arbeiten der Mitwelt kennen zu lernen, sich auf dem Laufenden zu erhalten; aber die Zeit, welche hievon in Anspruch genommen wird, ist jetzt geringer als diejenige, welche von dem Erlernen des noch fremden Gegenstandes in Anspruch genommen wurde. Aus diesem Grunde zeigt auch der gegenwärtige Abschnitt aus Hnm - boldt's Leben in Beziehung sowohl ans die Menge der von ihm herrühren den Beobachtungen, als auch ans die Art, wie er diese selbstständig unter einander verband und anregend auf die Thätigkeit Anderer einwirkte, eine erhöhte Bedeutung. Den Anfang unseres zweiten Abschnittes macht die Reise Humboldts nach Amerika. Schon seit geraumer Zeit hatte ihn die Sehnsucht beherrscht, fremde Länder zu durchforschen, allein die Ausführung dieses Lieblingsplanes ließ lange ans sich warten, weil die Kriege, niit denen das jetzige Jahrhundert begann, ihm fort und fort Hindernisse in den Weg legten. Nachdem seine Absicht, eine Expedition französischer Gelehrter nach Aegypten zu begleiten, durch die Schlacht von Abukir vereitelt worden, bot sich ihm durch Ver mittelung des schwedischen Consuls Sciöldebrand eine neue Gelegenheit, Afrika und Aegypten zu besuchen, und er beschloß daher zugleich mit Bon- pland, einem jungen französischen Botaniker (geb. 27. Aug. t773 zn La Röchelte) davon Gebrauch zu machen, um später mit der Pilgerkarawane nach Mekka und von da über Persien nach Ostindien zu gehen. Die beiden Gefährten reisten demzufolge nach Marseille ab; da aber das Fahrzeug, auf dem sie die Reise machen wollten, nicht dahin kam, beschlossen sie, einstweilen