48 sondern sich einer andern Reihe von Vorstellungen und Gefühlen anschließt. Wir mögen uns nicht leicht denken, wie das Menschengeschlecht ohne mehlige Substanzen, ohne den Nahrungssaft bestehen könnte, den die Mutterbrust enthält, und welcher der lange dauernden Schwäche des Kindes angepaßt ist. Der Stärkemehlstoff der Cerealien, ein Gegenstand religiöser Verehrung bei sehr vielen alten und neueren Völkern, ist in den Pflanzensamen verbreitet und wird nicht minder in Wurzeln angetroffen; die zur Speise dienende Milch zeigt sich uns ausschließlich als ein Er zeugnis; thicrischer Bildung. So sind die Eindrücke be schaffen, welche wir von frühester Jugend an empfangen haben, und dies ist auch die Quelle des Erstaunens, das uns der Anblick des so eben beschriebenen Baumes erregte. Es sind hier keine prachtvollen Schatten der Wälder, kein majestätischer Lauf der Ströme und keine in ewige Winter gehüllten Berge, die uns mächtig ergreifen. Einige Tropfen eines Pflanzensaftes erinnern uns an die Allmacht und Fruchtbarkeit der Natur. Am dürren Abhang eines Felsens wächst ein Baum, dessen Blüthen dürr und zäh sind. Seine dicken holzigen Wurzeln haben Mühe in das Gestein einzudringen. Mehrere Monate des Jahres be fruchtet kein erquickender Regen sein Laub. Die Aeste scheinen abgestorben und vertrocknet; bohrt man aber den Stamm an, so entfließt ihm eine milde und nährende Milch. Bei Sonnenaufgang ist diese vegetabilische Quelle am reichsten. Es kommen dann von allen Seiten her