— 42 — Erdbebens, jener Naturerscheinung, deren Ursache zu er gründen seit langer Zeit sein eifriges Bestreben gewesen war. Ueber den Eindruck, den er empfing, schreibt er: „Von Kindheit an haben wir die Vorstellung, daß das Wasser ein bewegliches Element, die Erde aber eine un bewegliche träge Masse sei. Diese Vorstellung ist, so zu sagen, das Product alltäglicher Erfahrungen, sie schließt sich allen unfern sinnlichen Begriffen an. Die Erschei nung eines Erdstoßes, eine Erschütterung der Erde, von der wir glaubten, daß sie auf ihren alten Fundamenten fest ruhe, zerstört in einem Augenblick die lange dauernde Täuschung." Ueber den Eintritt des Erdbebens berichtet er: „Am 4. November gegen zwei Uhr Nachmittags, ver hüllten dichte, ungewöhnlich schwarze Wolken die Gebirge. Nach und nach dehnten sie sich bis zum Scheitelpunkte aus. Gegen vier Uhr ließ sich der Donner zuerst über uns hören, aber noch in großer Höhe, ohne Rollen, mit dumpfem, oft unterbrochenem Geräusch. Im Augenblicke der stärksten Entladung geschahen zwei Erdstöße, die in 15 Secunden Zwischenraum auf einander folgten. Das Volk ans den Straßen erhob lautes Geschrei. Bonpland, der sich über einen Tisch bückte, um Pflanzen zu unter suchen, fiel beinahe um. Ich fühlte den Stoß sehr heftig, obgleich ich in einer Hängematte lag." Und was that nun Humboldt? Der Wissenschaft mit priesterlicher Innig keit ergeben, erfüllte nicht Zagen wegen irgend welcher persönlichen Gefahr seine Seele, sondern allein und