106 einfachen Naturanschauung der Ausdehnung zu entspringen scheint, ist der feierlichen Stimmung des Gemüths ver wandt, die dem Ausdruck des Unendlichen und Freien in den Sphären ideeller Subjectivität in dem Bereich des Geistigen angehört. Auf dieser Verwandtschaft, dieser Beziiglichkeit der sinnlichen Eindrücke beruht der Zauber des Unbegrenzten, sei es auf dem Ocean und im Luftmeere, wo dieses eine isolirte Bergspitze umgiebt, sei es im Welträume, iu den die Nebel- auflösende Kraft großer Fernröhre unsere Einbildungskraft ahnungsvoll versenkt. Einseitige Behandlung der physikalischen Wissen schaften, endloses Anhäufen roher Materialien konnte freilich zu dem nun fast verjährten Vorurtheile beitragen, als müßte nothwendig wissenschaftliche Erkenntniß das Gefühl erkälten, die schaffende Bildkraft der Phantasie ertödten und so den Naturgenuß stören. Wer in der bewegten Zeit, in der wir leben, noch dieses Vorurtheil nährt, der verkennt bei dem allgemeinen Fortschreiten menschlicher Bildung, die Freuden einer höhern Intelligenz, einer Geistesrichtung, welche Mannigfaltigkeit in Einheit auflöst und vorzugsweise bei dem Allgemeinen und Hö heren verweilt." Humboldt war von Gestalt mittelgroß, seine Hände waren klein und von edler Form, aus seinen blauen Augen wie aus seinem ganzen Antlitz leuchtete das herz lichste Wohlwollen, wenngleich sein Mund bisweilen auch von einem sarkastischen, seine Ucberlegenheit verrathenden