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Leipziger Tageblatt und A n z e i g e r. ^ 140. Sonntag den 20. Mai. 1855 »ti d« am 18. Mai zum Besten des Tbkater-Pensionsfonds stattgefundenen Vorstellung ist die Summe von Drei Hundert und Neumundvrerzig Thalern und Sieb,ehm Reuarofchen « Df riil-eriommtn worden. - . r «ei dieser Anzeige fühlen wie uns verpflichtet, für die so zahlreiche Lheilnahme, welcher sich diese Borstelluna »u «freuen hatte, unseren lebhaftesten Dank hiermit öffentlich auszusprechen. ' ^ " ^ ^ Leipzig, den LS. Mai 1855. Der Ausschuß ,»r Verwaltung des Theater - Pensionsfonds. Stadttheater. Aum Besten de- Theater-Pension-fond- ward am 18. Mai die romantische Oper in vier Acten „Der Erbe von Hohrn- egk" von Eduard Devrient, Musik von Moritz Heinrich Hauser, unter persönlicher Leitung de- Componisten zum ersten Male gegeben. E- ist Ln neuester Aeit sowohl von selbstschaffenden Künstlern ersten Range-, wie auch von namhaften Kunstschrift- stellem oft die Meinung ausgesprochen worden, daß in der bisherigen Form der Oper etwa- wirklich Nachhaltige- und die Kunst im Allgemeinen Fördernde- nicht mehr zu schaffen sei, weil eben in dieser Form bereit- da- Höchste geleistet worden, wa- überhaupt »-glich, der Boden also vollständig au-gebeutet und daher erschöpft sei» müsse. Die in Rebe stehende Oper Hauser- bestätigt — »ie Alle-, wa- ich von Werken der Art in neuester Zeit kennen lernte — diese Ansicht. Der Standpunct, den Dichter und Com- ponist in der Oper „Der Erbe von Hohenegk" festhalten, liegt nicht Al» weit hinter dem der modernen großen Oper zurück, die in Rossini'- „Teil", AuderS „Stumme von Portici", in Meyerbeers französischen Opern, in Halevy'S „Jüdin" und R. Wagner- „Rienzi" die glänzendste Repräsentation fand — er fällt sogar in die Aeit der ersten Anfänge der durch C. M. v. Weber und seine unmittelbaren Nachfolger zur herrlichsten Blüthe geführten deutsch romantischen Oper. Ein solche- Regiren alle- Fortschritte-, da- tung mcht einverstanden sein kann. E- zeigt sich allenthalben da- Streben, Tüchtige- und Gediegene- zu geben: der Leichtfertigkeit ist «ie, dem Ungeschmack wenigsten- nicht eine absichtliche Conces- sion gemacht. Dabei ist Hauser ein gründlich gebildeter Musiker und in harmonischer Beziehung ist die Oper, abgerechnet einige Absonderlichkeiten, namentlich im ersten Acte, ein ganz respeckables Werk. Weniger bedeutend erschien mir der melodische Lheil. Es fehlt dieser Musik das eigentlich Packende, jene- Etwa-, da- man nicht lernen kann — sie interessier den Musiker wohl, aber sie macht nicht warm. Es ist möglich, baß die nicht immer so recht klingende Orchestration, die schwierige Behandlung der Singstimmen, di« bisweilen sehr compliclrten Harmonien, vielleicht auch die vielen in den Orchesterstimmen stehen gebliebenen Schreibfehler de- Co- pisten der Musik hierin Eintrag thaten. Der hauptsächlichste Mangel des Ganzen liegt aber darin, daß der Componist zu sehr specifischer Musiker ist, d. h. seine Kunst zum Nachtheile de- Dramatischen chehr als zu viel in den Vordergrund stellt, daß ihm ferner eine genaue Kenntniß d«S Theater- und dessen, wa- hier von Wirkung sein kann, nicht in allen Stücken zu Gebote zu stehen scheint. Hieraus resultiren die nicht wenigen Ungeschickt heiten in der sce»isch - musikalischen Fassung, die ungebührlichen Längen und der viele — man verzeihe mir die Worte — blühende Opernunsinn und Zopf. In anderen Branchen der Tonkunst — Adweisen der hochberechtigten Forderungen der Zeit rächt sich stet-z vielleicht in der höheren Pianofortemusik, im Streichquartett, in und vielleicht nirgend- so empfindlich, als in der Kunst. WaS j der Lied-Compofltion — wird Hauser, davon bin ich überzeugt, früher von großen Meistern in jener Form geschaffen, wird fürs sehr Brave-, wenn nicht Hervorragende- leisten; um für da- umner seine Geltung behalten — damals war diese Form berechtigt ! Theater zu schreiben, bedarf eS aber mehr, al- blo- ein guter u»d gern versetzt man sich de- hochbedeutenden Inhalte- wegen in! Musiker zu sein. Von den zahlreichen Ankläng.n an Marschner, ihre gelt zurück, wenn man eine Oper von Mozart, von Cheru-1 Mendelssohn, Gäbe, Meyerbeer und R. Wagner sei ganz abge- bi»i rc. anhört — bei einem neuen Werke verlangt man jedoch ! sehen — bei einem ersten Werke kann ein solches Anlehnen weniaer auch, baß sein Schöpfer sich die Lehren und Erfahrungen der weiter l ein Vorwurf sein. Ich bemerke nur noch, daß die zwei letzten Acte gegangenen Aeit zu Nutz gemacht, daß er die Epoche der Kunst-1 viel wirkung-voller, weil melodischer sind, als die beiden ersten.— geschichte, in der er lebt, begreift, den Blick vorwärts und nicht! Wenn ich eS bei Beurtheilung dieser Oper etwa- genau genommen urück gewendet hat. Da- heißt nicht die Bedeutung der großen l habe und trotz de« großen vom Publicum gespendeten Beifall-, Männer der Vergangenheit verstehen, indem man ihnen blo-nach-1 selbst trotz de- geworfenen Kranzes meine Ueberzeugung rücksichtslos -hmt und sich fest kr ihren Kreis bannt — eS ist die- ein falsche! ausspreche, so glaube ich nicht allein die Pflicht als Kritiker so wett Pietät: sie schufen Neue-, förderten den Fortschritt, und nur ein! als möglich zu erfüllen, sondern auch dem begabten und tüchtig flüchtiger Blick auf ihr Leben, Streben und Wirken zeigt un-, > strebenden Componisten wahrhaft zu nutzen. — D,e Auffahrung »a- die Pflicht und der Beruf auch de- Künstlers der Gegenwart > der Oper war eine recht brave und gab Zeugmß von der j.ust und ist. — Bettachtet man zunächst da- Textbuch der Oper „Der! Liebe, mit der dre Mitwirkenden sich ihrer Aufgabe unterzogen. Erde -on H-Hemgk", so zeiat sich ein einfacher ^ denustter Stoff in zu weiter AuSspinnung. Der H der Jigeuner Polgar, ist eine männliche Preziosa, »vrr v—läse en «olffche Schauspiel kennt, weiß auch die Grundzüge von De-s (Theobald von Wangen) Von ^en b,esen ^ vrients Ooerntert. Lätte der aeiüvolle Tbeae.rbiüo«'-., ,,«d!die-mal nur Gute- sagen. Die zweite weibliche Hauptrolle — »,mich «achyamger,ein r-nnen. «le Muftk Hauser- zu diesem! »ur " " ' , Libretto läßt «ine dvchau- achtung-Werthe Kunstaesinnung nicht ver- V und bei einer neuen Oper wohl erwarten durf e. ke^-sn, dtzRefereqt ge-zz ch-t, »erW er -uch mit H-user- Rich-ß Ferdinand Gleich.