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und Anzeiger. r u . ^ < - .>.'1 nl ' ts u ' ^ -'s . - ^ . '« - ^«.7 7 99. Montag den 9. Aprils 1855. Aufruf. Wie die Unterzeichnete Königliche Kreis-Direction aus zahlreichen in neuerer Zeit aus allen Theilen des oberen Erz gebirges und Voigtlandes an sie gelangten Klagen und Bitten ersehen hat, ist in diesen durch die allgemeine Gewerbe stockung, die anhaltende Theuerung und den überaus langen und strengen Winter noch hart betroffenen Gegenden gerade jetzt, mit dem Eintritt einer milderen Jahreszeit, das Bedürfniß. nach Kleidungsstücken für die Nothleidenden minnr dringender geworden. Schon zeither ist dort der Mangel an ausreichender Kleidung in hohem Grade fühlbar und nach theilig gewesen, obgleich die Bewohner des oberen Gebirges bei ihrer schon durch die klimatischen Verhältnisse gebotenen Lebensweise im Winter ihre Wohnungen in der Regel nur wenig verlassen; er wird dies aber mit dem Eintritt deS Frühjahrs und dem Beginn der Arbeiten im Freien doch noch in weit höherem Grade, da es in sehr vielen Fällen den arbeitslosen Nothleidenden lediglich aus Mangel auch nur der nötigsten Kleidungsstücke unmöglich wird, die sich ihnen darbietende, oder durch Unterstützungen aus Staatsmitteln gebotene lohnende Arbeit im Freien zu benutzen. Die Unterstützung der Nothleidenden mit Kleidungsstücken erscheint mithin dringend nöthig, und die Unterzeichnete Königliche KreiS-Direction wendet sich daher im Vertrauen auf deren allerdings schon vielfach in Anspruch genommenen, aber gewiß noch nicht ermüdeten Mildthätigkeitssinn an die wohlhabenderen Bewohner der von dem damaligen Noth- stande weniger hart betroffenen Gegenden deS Landes, mit der Bitte, getragene Kleidungsstücke zur Unterstützung der Nothleidenden im oberen Erzgebirge und Voigtlande beizusteuern. Wie im vergangenen Jahre durch die in Folge deS Aufrufs des Königlichen Ministeriums des Innern vom 24. Juni so reichlich eingegangenen milden Gaben den Nothleidenden im hiesigen Bezirk eine große, von ihnen dankbar erkannte Erleichterung ihrer höchst traurigen Lage geschafft werden konnte, so würde auch durch die jetzt gebetenen, dringend nüthige« Unterstützungen die herrschende Noth noch in vielen Fällen gelindert werden können. Um aber die zu erwartenden milden Gaben auf möglichst gleichmäßige und zweckentsprechende Weise unter die zahl reichen, dieser Unterstützung dringend bedürftigen Orte vertheilen zu können, ergeht hiermit die Bitte, diese Gaben, mit der Bezeichnung „Nothstandssache" versehen, an die Unterzeichnete Königliche Kreis-Direction einzu- fenden, welche sich der Verkeilung derselben unter die einzelnen Gemeinden mit sorgfältiger Berücksichtigung des höheren oder geringeren Grades ihrer Hülfsbedürftigkeit gewissenhaft unterziehen wird. Sehr dankbar würde eS anerkannt werden, wenn an den einzelnen Orten Sammlungen der beigesteuerten Sachen veranstaltet und letztere sodann in größeren Quantitäten an die Königliche Kreis-Direction eingesendet würden. Zwickau, den 28. März 1855. Königliche Kreis - Direktion. von Friesen. Vogel, S. Uicolaischule. In den diesjährigen Osterprüfungen erschien bei dem Gym nasium zu St. Nicolai in Leipzig eine Einladungsschrist von dem Rector Prof. Nobbe, au- welcher wir hier einen kurzen Auszug geben. Die Schrift giebt einen sich über die beiden letzten Stu dienjahre der Nicolaischule erstreckenden Bericht und enthält im An hänge den Plan der Unterrichtsstunden im künftigen Studienjahre. Die Frequenz der Schule belief sich bis auf 166 und stellt so nach in der Reihe der elf Gymnasien de- Lande- dieselbe an die dritte Stelle. Die Lehrgegenstände waren Reliaion, Physik, Natur beschreibung, Geographie, Geschichte, Philosophie, Mathematik, Sprachen: die Deutsche, die Lateinische (welche in obern Claffen in 14 Stunden wöchentlich gesprochen wird), von Unterquinta an die Griechische, von Oderquinta an in 2 wöchentlichen (für Nicht- studirende ohne die Griechische in 6) Lehrstunden die Französische, in dm beiden obern Elasten fakultativ die Hebräische und mit fran zösische« Borttag die EngliAe. Demnächst berührt der Bericht die Feier de- Geburtstage- Sr. Mas. des verewigten Königs Friedrich August- des Vertrauens vollen, so wie Sr. Maj. des jetzt regierenden Königs, der dazwi schen liegenden Lodtenfrier des Erstem und der Thronbesteigung de- Letztem, so wie im vorhergehenden Jahre der Vermählungsfeier Sr. königl. Hoh. de- Kronprinzen und Sr. h. Gemahlin. In chronologischer Ordnung folgen dann andere Erscheinungen au- dem zweijährigen Leben de- Gymnasium-, zuerst daher da- 25jährige RectoratSjubiläum de- Prof. Nobbe, welcher seit der Reformation überhaupt der 25ste Rector der Nicolaischule ist, welche mit der Lhomana und den Kirchen der Stadt durch die säculari- sirten Klostergüter vom Kurfürsten Moritz 1543 so reich dottrt worden ist, und der dritte ist, welcher länger al- 25 Jahre da- Regiment der Schule führte. Daran knüpft sich da- gleichzeitige Jubiläum de- vr. Hempel, welcher 1828 in da- Collegium eintrat, und enthält eine ehrenvolle Erwähnung seiner besonder» Verdienste in der ganzen Zeit. Ferner folgt da- Jubiläum deS ehemaligen Vor steher-, des g. Bürgermeister- G. I. R. vr. Groß, der zu Dres den in seiner Zurückgezogenheit al- Jubilardoctor unter Lheilnahme der Nicolaitaner jene- beging. Am 1. Januar 1854 betheiligte sich da- Collegium an dem 25jährigen Ephoraljubiläum des E.-R. und Domherm vr. Großmann und am 21. November 1854 an dem 50jährigen des Geh. Kirchen- und Schulraths vr. Meißner zu Dre-den, de-gleichen an dem 300jährigen der Klofterschul« zu Roß leben im vorigen Jahre, die mit Leipzig in einem fideicommiffari^ schen Derhältniß steht.