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1238 Inspektion zugestandene Privateonfirmation, also ausnahmsweise und zum letzten Male zu gestatte«, weil sonst mancherlei UnzutrSg- lichkeiten nicht zu vermeiden wärm. Dieser Bitte hat die hohe Krei-direction nachgegeben, und so hat auch in diesem Jahre neben den zwei öffentlichen Confirmationen noch eine Privateonfinnation stattgefunden, und zwar zum letzten Male, wenn nicht bis Ostern 1856 von der oberen kirchlichen Behörde andere Anordnung getroffen werden sollte. Dies ist der wahre Hergang der Sache, und aus ihm erhellt klar und deutlich, daß die Herren Geistlichen die Veranlassung dazu, daß Privatconfirmationen jetzt und ftüher stattgefunden haben, nicht gegeben haben, und daß man ihnen deshalb irgend einen Vorwurf nicht machen kann. Zur Ergänzung deS geschichtlichen Herganges muß noch bemerkt werden, daß die Privatconfirmationen nicht erst in neuerer Zeit eingeführt worden sind, sondern schon seit vielen Jahren bestanden haben, und zwar in allen Kirchen, wie dies auch in diesem Jahre der Fall gewesen ist. — Die Veranlassung dazu haben stet- die Aeltern der Kinder, nicht die Herren Geistlichen gegeben. — UrbrigenS sind diese besonderen Confirmationen darum keine eigentlich private gewesen, weil dieselben stets bei offenen Klrchthüren voll zogen worden sind. Rur da- Läuten der Glocken hat an diesen Tagen nicht stattgefunden, waS aber künftig am Montage nach Palmarum, als am zweiten Tage der öffentlichen Confirmation, der Fall sein wird. Endlich bemerken wir noch, daß wir auch den Beschluß der Kirchen - Inspektion, Gesuche um Privatconsirmation zu gestatten, vollständig gerechtfertigt finden, weil bisher ein Verbot nicht existirt hat. Jetzt steht die Sache anders, eS hat die obere Kirchenbehörde Bestimmung getroffen, und der müssen sich die Kirchen-Jnspection und die Herren Geistlichen fügen, ja es wollen dies die letzteren auS den oben angegebenen Gründen und in der Ueberzeugung, daß e- so besser sei, sehr gern thun. Wir unsererseits bringen de« Stand der fraglichen Angelegenheit hier ganz parteilos nur auS dem Grunde zur öffentlichen Kenntniß, damit Jedermann denselben erfahre und so sich vor ungerechtem oder lieblosem Urtheile bewahren kann. Die Redact. Stadttheater. Mit freudiger Erwartung durfte man wohl der endlichen Wieder aufführung von Richard WagnerS „Tannhäuser" ent gegensetzen, um so mehr, als mehrere Gäste, unter ihnen Herr Mitterwurzer, bei der Vorstellung betheiligt waren. Referent hatte bis jetzt immer bedauert, daß das Meisterwerk in der letzten Zeit bei unS hatte ruhen müssen — nach dieser Vorstellung jedoch möchte man wünschen, die Oper wäre auch jetzt noch nicht an das Licht gezogen worden. Ein ganz besonderer Unstern herrschte über dieser Aufführung; daS Unglück begann mit der unreinen Stim mung deS Orchester- schon in der Ouvertüre und zog sich durch die ganze Vorstellung hindurch bis zur letzten Scene. Es würde weit über die der Kritik in d. Bl. gesteckten räumlichen Grenzen hinauSsühren, wollte man alle die Versehen und Unglücksfälle der Aufführung der Reihe nach herzählen; die Bemerkung darf aber nicht unterdrückt werden, daß die Schuld diese- Mißgeschick- vor zugsweise daran liegt, daß zu viele Opern hintereinander gegeben werdm, daß eS also unmöglich ist, diese mit Sorgfalt einzustudiren. Werke wie „Tannhäuser", wie „HanS Helling" und „Prophet" lassen sich nicht mit wenigen Proben zwingen, wenn sie in so langer Zeit nicht gewesen und in den Hauptpartien ganz neu be setzt sind. Nicht wenia trug außerdem zu dem Mißlingen dieser Aufführung auch die höchst ungenügende Wiedergabe einiger Haupt partien bei, denn hierdurch wurden die übrigen Mitwirkenden, die Solosänger wie der Chor, in ihren Leistungen gestört, ja selbst auf Herrn Mitterwurzer — dessen Wolfram von Eschendach bekanntlich zu den schönsten und edelsten Gestaltungen deS Sänger- gehört — blieb das viele Mangelhafte der Vorstellung nicht ohne nachtheiligen Einfluß, und gewiß wird ihm Niemand eine sicht bare Mißstimmung unter solchen Verhältnissen verargen können. Außer dm durch unsere einheimischen Sänget drehten hervor- tretenderen Partien deS Walther (Herr Schneider), des Biterolf (Herr Behr) und de- Hirtenknaben (Frau Bachmann) war eS nur die des Tannhäuser, deren Ausführung theilweise den hier zu machenden Ansprüchen genügte. Herrn Eppichs Tannhäuser steht ohne Zweifel bedeutend höher als sein Prophet, namentlich gilt daS von den Scenen de- ersten Actes und von denen im Sängerkrieg; im dritten Acte zeigte sich bei ihm eine auffallende Heiserkeit, daß aber daS Duett mit Elisabeth so gut wie ganz wirkungslos vorüberging, lag weniger an ihm, als an Fräulein Uhrlaub, die diesmal keineswegs den gehegten Erwartungen ent sprach. Abgesehen von einer verfehlten Auffassung des Charakters, von Mem unschönen Spiel, blieb auch im Gesänge Fräulein Uhr - laubs selbst viel zu wünschen übrig. Eine durchgehend- unreine Intonation, ein übertriebene- Forciren de- Organ- und jene- leidige Tremoliren, da- viele Sänger für schöne Nüancirunq zu halten scheinen, traten diesmal als die hauptsächlichsten Mängel der Sängerin hervor, und in Folge dessen ging namentlich durch Fräulein Uhrlaub der zweite Act fast ganz verloren. WaS un reine Intonation betrifft, so übertraf Herr Burger als Landgraf Hermann hierin noch die Gastin; es war wirklich für ein musika lische- Ohr keine Kleinigkeit, diese beiden Sänger nebeneinander zu hören, und Referent erinnert sich nicht, in einer Opernvor stellung auf einem größeren Theater so viel Mißtöne und ein so konsequent durchgeführte- Falfchsingen gehört zu haben, wie dies mal in den Scenen de- zweiten Acte- zwischen Elisabeth und Hermann. — Auch die Partie der Venu- war neu besetzt. Frau Bock sang dieselbe im Ganzen befriedigend und übertraf da-, was Referent in dieser schwierigen Rolle von ihr erwartet hatte. Nicht gut gewählt war jedoch daS Costüm der Frau Bock, das eher für eine Ballettänzerin, als für die Liede-göttin sich geeignet hätte. — Von den vielen schlimmen Dingen in dieser Vorstellung erwähne ich nur das entsetzliche TonchaoS in der Scene deS zweiten Actes, in der die Frauen aus dem Saale zu fliehen haben, und daS Umwerfen deS Pilgerchores im dritten Acte, und schließe meinen diesmaligen, wenig erfreulichen Bericht mit dem Wunsche, den gewiß daS ganze Publicum mit mir theiken wird, eS möge eine solche Opernaufführung nie wieder über unsere Bühne gehen. Ferdinand Gleich. Vom 7. bis 13. April sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 7. April. Johanne Christiane Friederike Günther, 36 Jahre alt, Stadtgerichts-Sportelcassirers Ehefrau, in der Frankfurter Straße. Johanne Sophie Müller, 26 Jahre alt, Dienstmädchen aus Prödel, im JacobshoSprtale. Oscar Emil Naumann, 36 Wochen alt, Markthelfers Sohn, in der Gerberstraße. Ein unehel. Knabe, 17 Wochen alt, in der Frankfurter Straße. Sonntag den 8 April. Jgfr. Friederike Antoinette Wapler, 46 Jahre 7 Monate alt, Kaufmanns in Bärenwalde Tochter, in der Jnselstraße. Christiane Auguste Trötsch, 33 Jahre alt, Bürgers und Schneidermeisters Ehefrau, am Thomaskirchhofe. Johann Christoph Kinder, 45^ Jahre alt, Handarbeiter, im JacobshoSpitale. Johannes Oscar Thomas, 7 Monate alt, Handarbeiters Sohn, in der Ulrichsgaffe. Ein unehel. Mädchen, 24 Stunden alt»in der Magazingasse. Montag den V. April. Johann Friedrich Christian Dietrich, 47 Jahre alt, Lehrer deS modernen GesammtgymnasiumS, im JacobshoSprtale. Helene Albertine Emma Limburger, 3 Jahre alt, Bürgers und Schneidermeisters Tochter, in der kleinen Fleischergüssr. Ein Mädchen, 1*/, Stunde alt, Alexander AlbothS, Bürgers und KupferdruckereibesitzerS Tochter, in der Mühlgasse. Friedrich Wilhelm Gteinbach, 39 Jahre alt, Luchbindergeselle, im Jacob-Hospitale. Clemenrine EmilL- Grunert, 2 Jahre 2 Monate alt, Handarbeiters Tochter, in der UlrichSgass-.