Die Mängel des Werkes übersah das große Publikum. Alle Vorfälle sind geschickt gruppiert, so daß es scheint, als ließe er das Hauptverdienst der Gunst der Umstände, welche ja Stanley thatsüchlich oft zur Seite standen, während doch seine anscheinend in den Schatten gerückte Person immer in dem Vordergrund steht und die Richtigkeit seiner Kombi nationen immer wieder betont wird. Er spielt die Nolle des wissenschaftlichen Forschers und macht sich andererseits über die Wissenschaft lustig. Mit unglaublicher Überhebung urteilt er abfällig über theoretische Leistungen wissenschaftlich Gebildeter und stellt selbst die unhaltbarsten Theorieen mit autoritativer Anmaßung auf. So kam es denn auch, daß ihm in wissenschaftlichen Kreisen, besonders Deutschlands, viele scharfe Kritiker und selbst Gegner erwuchsen. Andere Leute haben Stanley wegen seiner Leistung in den Himmel gehoben, ohne zu bedenken, daß ihm geradezu königliche Mittel zur Verfügung standen, indem Gordon Bennett eine Summe von neuntausend Pfund Sterling (gleich einhundert und achtzigtausend Mark) opferte. Stanley war, wie Living- stone beim Anblick der Stanleyschen Karawane ausruft, wirklich ein luxuriöser Reisender. Mit dem dritten Teil der Summe hätte man die Expedition ebenso leicht aussühre» können. Wenn Stanley in seinem Reisewerk von Entbehrungen spricht, so ist dies durchaus Übertreibung. Er hatte große Mengen von Konserven und Spirituosen mitgenommen, so daß er, wie auch auf allen seinen späteren Reisen, niemals auch nur einen Tag persönlich Not gelitten hat. Daß die Auffindung Livingstones so glatt von statten ging, lag, wie wir schon dargelegt haben, in der Gunst der Umstände, doch hat dies Stanley wohlweislich nicht betont. Alle Nachrichten deuteten mit großer Bestimmtheit darauf hin, daß Livingstone noch am Leben und unter allen Um ständen gezwungen war, in kurzer Zeit Ujiji wieder aufzusuchen. Reichard, Stanley. 6