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meinen Hut wieder auf, er seine Mütze, und wir drückten uns die Hände. Dann sprach ich laut: „Ich danke Gott, Doktor, daß es mir vergönnt ist, Sie zu sehen". „Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können", war seine Antwort. Soweit Stanley selbst, der sich dann zur Begrüßung den anderen Anwesenden, den zahlreich versammelten Arabern zuwandte. Die ungemein trockene Art der Begrüßung mag den Leser sehr frappieren. Man behauptete, daß Stanley sich absicht lich geschraubt benommen habe, um den Amerikaner hervor zukehren und um zu zeigen, daß er seine Kaltblütigkeit selbst in solchem Momente nicht verlöre; und von Seite Living- stones glaubte man annehmen zu müssen, daß er, von Stanlcys sonderbarem Benehmen erkältet, denselben Ton angeschlagen habe. Aber konnte Stanley anders auftreten, nachdem ihm ein früherer Genosse Livingstones, an dessen Glaubwürdigkeit nicht im mindesten zu zweifeln war, vr. John Kirk, die Mit teilung gemacht hatte, Livingstone sei unverträglichen Charakters und sehe nur sehr ungern andere Europäer? Konnte ihm der lange als verschollen geltende Reisende nicht vor versammeltem Publikum einen schlagenden Beweis davon geben und ihn kalt abweisend empfangen, wo er Begeisterung und Wärme entgegenbrachtc? — Stanley wollte das vermeiden, umso mehr, als sein Selbstgefühl in dem Moment, da er Living-, stone gegenübertrat, um ein gutes Stück höher hinaufgeschnellt war. Den Verkehr mit Livingstone schildert Stanley mit Wärme, während jener sich weit kühler in seinem Tagebuche über Stanley äußert. Doch kann Livingstone nicht umhin, in eben diesem Tagebuch zu erwähnen: „In dem Augenblick, wo ich in großer Verzweiflung war, nahte der barmherzige Samariter" — und weiter sagt er: „Ich bin nicht leicht er regbar, ich bin selbst so kalt, wie meine Landsleute, stehen wir doch im Rufe es zu sein; aber wenn ich daran denke, wie edelsinnig und freigebig sich Herr Gordon Bennet gezeigt hat,