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12 Emins Reise von Mruli nach der Hanptstadt von Unjoro. nehmen und vor dem Regen zu schützen, der sic hart macht. Natürlich ist dann die ganze Kolonne zum Halt gezwungen, sehr- angenehm bei dem Regen, der einem zum Kragen herein und zu den Stiefeln hinausläuft. In aller Eile geht cs dann wieder vorwärts, durch Bananen und guirlige Eriodendren, bis nach 7 i'z ständigem Marsche Station Kissnga erreicht wird, wo, um unsere Sachen zu trocknen, bis zum nächsten Tage gerastet wer den muß. „Als cs endlich zum Abmarsche kommen sollte, war einer der beiden mich begleitenden Soldaten krank geworden, wie ich ver mute, ans Furcht vor der als gefährlich geglaubten Reise. Es blieben mir nur ein Soldat zur Wartung des mitgenommenen Pferdes und meine beiden Diener, Knaben von 10—12 Jahren — eine jedenfalls stattliche Begleitung!" Der Charakter der Landschaft, durch die der Weg führt, ist sehr verschiedenartig. Bald geht cs durch bebaute Felder und Banancnpslanzungen, bald müssen die Reisenden auf- und nicder-- stcigen durch wüstes, hohes Gras, dann wieder erhebt sich an den Ufern eines Rcgcnlaufcs eine prachtvolle, galcriccnartigc Waldung. „Gigantische Bäume, aus deren Kronen das silberweiße Haar von Kolobusaffen hcrableuchtct, sind mit Schlingpflanzen umspon nen, in denen die graugrüne Meerkatze turnt; Phönixbüsche mit Kalladicn, Amomum- und Brombeergewächsen bilden das Unter holz. Nur wenig Wasser ist in diesen Regenbetten vorhanden — es reicht uns kaum zum Leibe — aber desto mehr Schlamm und verflochtenes Wurzelwerk, das den Tritt erschwert. Das mitge nommene Pferd ist völlig unnütz, ich gehe zu Fuß besser. „Ein kurzer Marsch bringt uns zu einem andern Wasserlaufe mit prächtigem Galeriewalde. Die roten Tulpenblüten der Spa- thodcen auf der massigen, dunkclen Blattunterlage leuchten wie Fcucrflammen. Wir verlassen nun das hohe Gras und betreten eine Art Straße, durch Ausreißen des Grases und Umschlagen der Bäume gebildet; leider erschweren viele tiefe Höhlungen, durch Wurzelgraben entstanden, den Marsch. Zur Rechten bleibt uns für einige Zeit der Chor, dessen Lauf durch das üppige, dichte Laub seiner Galerie markiert wird. Dann gelangen wir neuer dings zu Lichtungen, in denen Bananen und Cajaten und Lubien abwcchseln, hier und da auch sieht man die saftgrünen Stengel des Mais oder die breiten Blätter des virginischen Tabaks. Zwischen den Feldern liegen die Hütten zu drei bis vier verstreut.