Volltext Seite (XML)
Der Soldatenaufstand und Emins Gefangennahme. 185 Soldaten zu beruhigen; allein er weigerte sich, die Station zu verlassen, und erklärte, bleiben und hier an dieser Stelle auf mich warten zu wollen. „Meinen Diener Binsa mitnehmend, ging ich allein zu den Magazinen hinauf, in deren Umgebung die Soldaten schreiend und aufs neue erregt sich gesammelt hatten. Als ich herankam, wurde ich mit Brüllen und Heulen empfangen, und die Soldaten rich teten ihre Gewehre auf mich und riefen mir zu, mich zu entfernen. Ich erwiderte ihnen, ich sei nur als Freund zu ihnen gekommen, und fügte hinzu: „Ihr seht, ich bin allein und unbewaffnet, ich fürchte euch aber nicht, weil ihr Soldaten und keine Wilde seid." „Darauf senkten sie die Gewehre und sagten: „Wir werden Euch nichts zu Leide thun, Ihr habt nichts von uns zu fürchten." Es gelang Jephson darauf wirklich, die Aufgeregten zu be ruhigen, und so war für diesmal die Gefahr beseitigt. Wäre eins der geladenen Gewehre, die mit gespanntem Hahn von den Sol daten auf Emin und seinen Geführten gerichtet waren, losgegangcn, dann hätte die daraus entstehende Aufregung sich nicht mehr be sänftigen lassen, und cs würde eine allgemeine Metzelei ent standen sein. Emin und Jephson setzten sich jetzt nach Dufilö hin in Be wegung. Unterwegs erfuhren sie durch einen Brief des Kom mandanten Hawassi-Effendi, daß eine Meuterei ausgebrochen und er selbst gefangen genommen sei; Hülfe sei dringend nötig. Emin war in großer Sorge. Zugleich fühlte er sich sehr gekränkt und gedemütigt bei dem Gedanken, daß seine Leute, für die er stets wie ein Vater gesorgt, ihre Hand gegen ihn erhoben und noch dazu gerade jetzt, wo die Hülfe so sehr nahe schien. „Als wir den Berg hinabmarschiertcn", so fährt Jephson fort, „bemerkten mir, daß zahlreiche Leute unterwegs waren, die wegen eines religiösen Festes insgesamt weiße Gewänder trugen. Außer halb der Station hatten sich starke Gruppen versammelt, welche ernsthaft miteinander sprachen und zwischen denen wir einzelne Gestalten rasch hin- und herlanfcn sahen, die, nach ihren erregten Gebärden zu schließen, offenbar die Leute ermahnten, irgend etwas, wir wußten nicht was, zu thun. Als wir der Station näher kamen, zerteilten sich die Gruppen, und die Leute stellten sich zu beiden Seiten unseres Weges auf. Auf den Wällen der Station, in deren Innern: großer Lärm und Verwirrung zu herrschen schien, erblickten wir dichte Mengen erwartungsvoller Gesichter.