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Der Fall von Chartum und dessen Folgen. 163 noch sehr fern, daß die Entsendung von Razzien schließlich die geringe vorhandene Munition aufbrauche und uns auf Gnade und Ungnade den Negern überlasse, während andererseits cs nicht möglich sei, uns in anderer Weise Getreide zu verschaffen — in Anbetracht all dieser Umstände sind zunächst Frauen, Kinder und Sachen nach Süden zu schassen, die Stationen selbst aber nur von Soldaten, mit Ausschluß aller Civilpersonen, für den Augen blick besetzt zu halten, im Notfälle aber auch diese aufzugcbcu und alle Kräfte im Süden zu conccntricrcn. Die Nückzugslinic ist nach Süden zu wählen, weil im Norden jenseits Bor die Straße für uns ungangbar ist, wir auch nicht wissen, ob nicht Chartum wirklich gefallen ist, während wir im Süden in Dufile und Wa- dclai feste Stützpunkte mit vielem Korn und reichen Hinterländern besitzen und schließlich doch die Hoffnung haben, Briefe oder Leute nach Sansibar und Ägypten gelangen lassen zu können, oder aber, wenn alles böse gehen sollte, uns Kabrcga oder Mtcsas Sohn in die Arme werfen zu können." Während Emin in Gondokoro die Übersiedelung nach dem Süden überwachte, kamen ihm Gerüchte zu Ohren, daß die in Lad» gebliebenen Offiziere beschlossen Hütten, nicht südlich, sondern nördlich vorzugchcn. Er schrieb sofort an den Major Rihan-Aga, er möge solche Vorgänge verhindern. Als Antwort erhielt er einen von sämtlichen Offizieren Unterzeichneten Brief, in welchem sie ihn ihrer unwandelbaren Treue versicherten und ihn baten, er möge selbst möglichst bald nach Süden gehen und von dort Getreide nach Beddcn, Ncdjaf und Lad» senden, da dort das Getreide zur Neige gehe. Emin ersah daraus, daß er sich im Notfälle auf die Besatzung von Ladü nicht werde verlassen können. Spätere Vor gänge sollten leider seine Ahnung rechtfertigen. Nach vicrzehntägigcm Aufenthalt in Gondokoro begab Emin sich nach Süden, um über Dufilv sein neues Hauptquartier Wadelai zu erreichen. Unterwegs erfuhr er, daß von der Garnison in Lad,', trotz seiner Warnungen bei den Bari zwangsweise Vieh genommen war, infolgedessen die bereits erregte Bevölkerung sich erhoben hatte. Lad» wurde cingcschlosscn, und Emin sandte Entsatz dorthin mit der Weisung, den unwirtlichen Norden zu räumen. Am 10. Juli kam Emin in Wadclai an. Da Junker sich vergebens bemüht hatte, ihm bei den Häuptlingen Anfina und Kamissoa die Straße nach Sansibar zu öffnen, so suchte er mit Kabrcga, dem Herrscher von Unjoro, seine alten freundschaftlichen 11 *